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Opfer fliegen 1. Klasse

Opfer fliegen 1. Klasse

Titel: Opfer fliegen 1. Klasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mit Feingefühl.“
    „Vielleicht ist die Dame
charakterlich nicht besser“, sagte Karl und rückte an seiner Nickelbrille, „als
ihr verstorbener Mann, von dem wir vermuten, daß er das Flugzeug damals per
Bombe zum Absturz brachte, also ein Massenmörder ist — wenn’s ihm auch nur um
den Tod seines Bruders ging, den er zum einen haßte und zum andern als
Teilhaber loswerden wollte.“
    Tim nickte. „Du meinst, wenn
Irene Flörchinger Mitwisserin war, ist sie keinen Deut besser. Oder höchstens
einen Deut.“
    „Was ist denn ein Deut?“ fragte
Klößchen.
    „Altes Wort für kleine Münze.“
    „Aha! Armin Leipel war also ein
falscher Fuffziger und Irene könnte eine falsche 49erin sein.“
    „Hahahah!“ machte Gaby, ohne
eine Miene zu verziehen. „Tim meint doch: Die Frau hat zwar nicht den
Bombenanschlag gemacht mit all seinen schrecklichen Folgen, aber Mitwisserei
eines solchen Verbrechens ist auch eine schwere Schuld.“
    „Und deshalb“, sagte Tim, „wird
die Dame mauern. Vielleicht kriegen wir nichts aus ihr raus.“
    „Warnen müssen wir sie
trotzdem“, sagte Gaby hastig. „Klar. Aber vielleicht sollten wir nicht alle Karten
auf den Tisch legen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Wir könnten unsere Warnung als
Druckmittel benutzen.“
    „Nach dem Motto: Sagst du mir
was, sage ich dir was?“ Tim grinste, was Zustimmung ausdrückte.
    Gaby schüttelte den Kopf. „Die
Frau ist gefährdet. Wenn wir ihr das nicht sagen, könnte sie nachher schon tot
sein.“
    „Natürlich riskieren wir
nichts“, stellte Tim richtig. „Aber es ist ein Unterschied, ob wir alles
umsonst machen — zum Beispiel nach der Todesfälle suchen — oder ob wir für
unseren Service Infos fordern.“
    „Infos — mit denen sie sich
selbst belasten würde?“
    „Tja, das ist der Knackpunkt.
Sagt sie’s, falls sie was weiß, oder sagt sie’s nicht? Was ist größer: eine
eventuelle Todesangst oder die Angst vor einem Mitwisser-Geständnis? Vielleicht
können wir ihr eine Brücke bauen.“
    „Welcher Art?“
    „Indem wir ihr etwas in den
Mund legen, wodurch ihre Mitwisserschaft erklärt und entschuldigt wäre.“
    „Hm.“ Gaby pustete gegen ihr
Goldpony. „Versuchen wir’s.“
    Oskar saß auf den Hinterkeulen
und kratzte sich am Ohr. TKKG schoben ihre Bikes durch die Einfahrt zum Haus,
und Tim betätigte den Klopfer am Portal, nämlich den schweren Nasenring aus
Messing, den ein angeschraubter Löwenkopf trug.
    Hübsche Zweitmöglichkeit zur
Gegensprechanlage, dachte der TKKG-Häuptling. Aber wo findet man das noch?
    Es dauerte. Schließlich war ein
Geräusch hinter der Tür. Dann wurde links daneben ein winziges Fensterchen
geöffnet.
    „Ja?“ fragte eine Frauenstimme.
Sie war so üppig mit Trauer belegt wie eine Marzipantorte mit Senf.
    „Wir wollen zu Frau Irene
Flörchinger“, sagte Tim.
    „Ja und?“
    „Sind Sie das?“
    „Ich bin Frau Flörchinger.“
    „Zunächst mal unser Beileid.“
    „Danke!“
    „Aber deshalb kommen wir
nicht.“
    „Sondern?“
    „Das ist eine längere
Geschichte. Wollen wir das so durch die Luke besprechen.“
    „Gibt es was zu besprechen? Ich
bin in Eile. Wer seid ihr überhaupt?“
    Tim stellte sich vor und nannte
die Namen seiner Freunde. Dann: „Es ist möglich, Frau Flörchinger, daß Sie in
akuter Gefahr schweben. In Lebensgefahr. Aber wir haben keine Beweise. Wir
mutmaßen nur.“
    „Ich verstehe kein Wort.“
    Tim versuchte, ihr Gesicht zu
erkennen. Aber sie stand seitlich des Fensterchens, und er sah nicht viel.
    „Also“, sagte er. „Ihr
verstorbener Mann hatte, wie Sie sicher wissen, eine neue Freundin, eine
Lebensgefährtin. Frau Susanne Kühnert, deren Tochter Nadja wir gut kennen.
Durch diese Querverbindung sind wir überhaupt auf alles gestoßen, nämlich auf
unseren Verdacht.“
    „Ich verstehe noch immer kein
Wort.“
    „Ich fasse das Wesentliche
zusammen: Uns ist bekannt, daß Armin Leipel, Ihr verstorbener Ex-Gatte, der
Frau Kühnert gern eine Menge — wenn nicht gar alles — vererben möchte. Offenbar
war ihm das jedoch verwehrt. Denn er hat mal eine mysteriöse Bemerkung zu Frau
Kühnert gemacht. Sie kann damit nichts anfangen, aber wir sind kriminalistisch
und detektivisch geschulte Schnelldenker.“
    „Das sieht man euch nicht an.“
    „Sie wären auch die erste, die
in Köpfe hineingucken kann.“
    „Also was hat Armin gesagt —
oder soll er gesagt haben — zu dieser... Kühnert?“
    „Daß nach seinem Ableben zwar
der ganze Segen an

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