Opfer
links.«
Sean gab Gas und folgte Nojs Anweisungen. »Und können Sie mir vielleicht erklären, was Sie über Miss Ryman wissen und woher Sie wissen, dass sie gerade bei Rivett ist.«
»Seit unserem letzten Gespräch lasse ich ihn beobachten«, erklärte Noj. »Ich wusste, dass die Ereignisse sich bald überschlagen würden, also wollte ich ihn jederzeit im Auge behalten. Daher weiß ich, dass sie bei ihm ist. Über sie selbst weiß ich sonst kaum etwas …«
»Aha. Sie haben sie aber ›meine Journalistin‹ genannt, also wissen Sie schon ein bisschen.«
»Klar weiß ich, was sie beruflich macht. Ich lese die Zeitung wie jeder andere auch, und daher kenne ich auch ihr Gesicht. Sie ist ganz anders als der alte Redakteur des Mercury . Überhaupt ist sie mal was ganz anderes, oder?« Noj musterte Seans Profil einen Augenblick und schaute dann wieder auf die Straße.
»Haben Sie mich auch verfolgen lassen?«, fragte Sean.
»Nein«, erwiderte Noj. »Ich habe nur eins und eins zusammengezählt. Sie brauchen alle Hilfe, die Sie kriegen können, natürlich fragen Sie da jemanden von der Lokalzeitung.«
»Okay. Dann glaub ich das mal.«
»Die nächste wieder links«, sagte Noj. »Wir sind fast da.«
*
Francesca stand auf. »Ja, bei mir auch«, sagte sie. »Ich bin gerade angerufen worden, und ich …«
»DCI Smollet möchte sich woanders mit Ihnen treffen«, unterbrach Rivett sie. »Ich soll Sie dorthin begleiten, damit Ihnen nichts passiert.«
Er lächelte wieder, als er sein Glas nahm und es leerte.
Francesca lachte verkrampft, während sie verzweifelt versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. »Warum denn?«, fragte sie. »Ist doch schön hier.«
»Das hat mit der Story zu tun, die Sie schreiben wollen«, erklärte Rivett, stellte das leere Glas ab und lehnte sich bedrohlich über den Tisch. »Er möchte Ihnen etwas mehr Hintergrundinformationen liefern, damit Sie ein präziseres Porträt schreiben können.«
»Verstehe«, sagte Francesca und trank noch einen Schluck Wasser, weil ihr der Hals ganz trocken geworden war. »Sollen wir ihn etwa bei der Arbeit begleiten? Ist er gerade dabei, einen Fall zu lösen?«
»Nein, es hat eher mit seinem Privatleben zu tun, könnte man sagen. Er möchte Ihnen seine Wurzeln zeigen, damit Sie seinen Werdegang nachvollziehen können. Sie sollen sich ein umfassendes Bild von ihm machen können.« Rivett nickte in Richtung Tür. »Und verstehen, wo seine unverstellte Menschenliebe herkommt.« Er grinste, und seine Mundfalten wurden tiefer.
Francesca stand langsam auf.
»Dann mal los, Miss«, ermunterte er sie. »Je schneller wir bei ihm sind, desto schneller sind Sie mich los. Und dass Ihnen das gerade am wichtigsten ist, sieht ja wohl ein Blinder.«
*
»Wir sind da«, sagte Noj. »Hier geht’s rechts auf den Parkplatz.
Sean stellte mit großer Erleichterung fest, dass Rivetts Rover noch dort stand.
»Sie hatten recht«, erwiderte er. »Die beiden sind hier. Dann wollen wir sie mal rausholen.«
Noj lachte verlegen. »Ich sollte wohl nicht mit hineingehen«, erwiderte sie. »Die halten da nicht viel von Leuten wie mir und würden Sie dann bestimmt auch nicht hereinlassen.«
»Okay, dann bleiben Sie hier«, sagte Sean. »Behalten Sie sein Auto im Auge, falls es ’nen anderen Ausgang gibt. Wissen Sie, welches es ist?«
Noj nickte. »Viel Glück, Sean Ward«, wünschte sie ihm mit sanfter Stimme.
Sean stieg aus und ging die Treppe zur Tür hinauf, als er sein Handy in der Jackentasche vibrieren spürte. Das Display zeigte als Anrufer Janice Mathers.
Er blieb stehen. »Können wir’s kurz halten, Ma’am?«, fragte er.
»Okay«, erwiderte sie ruhig. »Kann Sie jemand hören?«
Sean ging einen Schritt zurück und behielt die Tür im Blick. »Nein.«
»Ich habe gerade die Ergebnisse von den beiden Proben bekommen, die Rivett Ihnen besorgt hat. Die von Adrian Hall ist identisch mit der unserer Phantom-DNA.«
Sean schnaufte. »Wirklich?«, fragte er. »Das ist einer der Biker aus dem Kreis von Corrines Mutter. Auf die will er mich die ganze Zeit schon ansetzen. Meinen Sie, es könnte wirklich so einfach sein?«
»Das wäre schon ein bisschen zu praktisch, oder?«, erwiderte Mathers. »Noch interessanter ist die DNA von dem Zigarrenstummel, den Sie uns geschickt haben. Sie ist fast identisch mit der von Corrine Woodrow.«
»Was?« Sean sah sich nach dem Auto um und musste an sein Gespräch mit Noj am Abend davor denken.
Er hatte gesagt: »Ich hab doch die
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