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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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schwarz, auf der anderen rosa gefärbt. Er trug eine zerrissene Jeans, Baseball-Stiefel und ein The-Clash-T-Shirt unter einem schwarzen Hemd mit seitlichen Reißverschlüssen. Er hatte Reihen silberner Ringe in den Ohrläppchen und einen in der Hakennase, was einen einschüchternden Eindruck erweckte, der absolut seiner Persönlichkeit widersprach. Bully und Jane lachten, während er die Finger um drei Pints schlang.
    »Debs!« Er setzte die Gläser wieder ab, als er sie erkannte und ihre Backs-Tüte sah. »Wart ihr in Norwich? Alles klar, Alter?« Er nickte Darren zu, dessen Namen er nicht kannte.
    »Genau. Das hier ist Darren«, erwiderte Debbie.
    Darren wuchs ein paar Zentimeter vor Stolz, als der härteste Punk von Ernemouth ihm die Hand gab und ihnen beiden einen Drink ausgab. Über Bullys Schulter sah er hinten in derEcke Alex und Kris mit seiner Freundin Lynn, Shaun, Bugs und noch zwei anderen an einem Tisch sitzen.
    »Dann kommt mal mit.« Bully nahm wieder seine Gläser und ging voraus.
    Sie waren schon fast am Tisch, als Debbie kapierte, wer da bei Alex saß. Zuerst sah sie Corrine, die sich mit verschränkten Armen etwas abseits hielt und auf den Boden schaute. Sie hatte sich die Haare in einem seltsamen Burgunderton gefärbt, die Dauerwelle mit einem Crimper herausgedampft und die Haare halbherzig hochtoupiert, so dass die hintere Hälfte hochstand und die vordere ihr in die Augen fiel.
    »Reenie?«, fragte Debbie. Corrine schaute erschrocken auf. Einen Moment starrten sie einander mit schlechtem Gewissen an, weil keine von beiden die andere hier erwartet oder gewollt hatte.
    »Debs«, flüsterte Corrine, und ein Funken Angst tanzte ihr in den Augen.
    Debbie verzog das Gesicht. »Was …«, setzte sie an. Dann folgte sie Corrines Blick über den Tisch.
    Alex hatte einen Arm lässig um das Mädchen zu seiner Linken gelegt. Ihre welligen, schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht, und sie trug genau dasselbe Outfit, das Debbie sich gekauft hatte, als sie das letzte Mal mit Corrine bei Chelsea Girl gewesen war – einen schwarzen Mohair-Pullover, einen roten Minirock mit Schottenmuster, eine dicke schwarze Strumpfhose und Pikes mit Schnalle. Die beiden lehnten aneinander und unterhielten sich.
    »Wer …?« Debbie spürte, wie Darren sie in die Rippen stieß.
    »Ich pack’s nicht«, flüsterte er.
    Das Mädchen drehte langsam den Kopf und wischte sich den Pony aus dem Gesicht, so dass Debbie die geschwungenen Brauen, das schiefe Lächeln und die triumphierenden Augen sehen konnte.
    »Ich auch nicht.« Debbie stellte ihr Glas auf den Tisch, damit es ihr nicht aus der Hand fiel.
    »Ach, hallo, Debs«, sagte Samantha.

Teil 2
    GUTE MÄDCHEN, BÖSE MÄDCHEN
    *

11
    GEISTER DER BROADS
    März 2003
    Erster Mai 2000: Mit einer Kamera in der Hand schiebt er sich zwischen den uniformierten Kollegen hindurch, die die Steinlöwen auf dem Trafalgar Square umringen. Er will durch den Rauch und das Geschrei, die wuselnden Menschenmassen, das Geklapper der Hufeisen auf Beton und das Getrommel der Schlagstöcke auf den Einsatzschilden hindurch auf ein Gesicht fokussieren. Er zoomt auf etwas Grellweißes in der Menge, eine Plastikmaske mit gezwirbeltem Schnurrbart über dem breiten Grinsen. Die Maske verwandelt sich vor seinen Augen in das verrußte Gesicht einer Jugendlichen mit kahlrasiertem Kopf. Ihre Augen flehen ihn an, während sich um sie herum alles verändert, sich eine Hand mit einer Flasche, in deren Hals ein Stofffetzen steckt, herausbildet, ein Feuerzeug, dessen Flamme den Fetzen mit lautem Fauchen anzündet … Und plötzlich steht er mitten in einem Kornfeld, das bis zum Horizont reicht. Über ihm erstreckt sich ein blauer Himmel, und das Getreide gerät in Brand, dichter, schwarzer Rauch steigt um ihn auf, eine Feuerwand rast auf ihn zu. Aus dem Rauch entsteht eine Menschengestalt …
    Sean wachte schweißgebadet auf – die Bilder des laut nachhallenden Traums noch deutlich im Kopf, als seine Augen das grelle Gardinenmuster in dem fremden Raum sahen.
    *
    Francesca ließ die Hunde aus der Hintertür, und sie rannten sofort zum Gartentor. In den letzten Minuten vor Sonnenaufgang sah es aus, als wäre die Welt dunkelblau angemalt worden. Die Luft war still und kalt, das einzige Geräusch ein ferner Lastwagen auf der Brydon Bridge, die für sie immer noch neu war, obwohl sie den Bau vor zwanzig Jahren miterlebt hatte.
    Aber wie sie letzte Nacht gemerkt hatte, war die Vergangenheit nie weit weg.
    Die Hunde sprangen

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