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Opfer

Opfer

Titel: Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathi Unsworth
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zusammen?«
    Amanda nickte. »Das Beste, was ihr je passiert ist, der Junge. Ihre Aufmachung ist durch ihn nicht gerade besser geworden, aber dafür hat er sie wieder zum Malen gebracht.«
    »Das war bestimmt diese Corrine Woodrow«, urteilte Mary.»Die hat Sammy auf dumme Gedanken gebracht. Hast du die in letzter Zeit mal wieder gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Amanda, deren Blick zurück zu ihrer Mutter und Wayne wanderte.
    »Gott sei Dank«, sagte Mary. »Mit der stimmt wirklich was nicht. War ja höchste Zeit, dass sie die in die Förderklasse gesteckt haben, wo sie die anderen nicht stört. Du weißt doch, dass ihre Mutter ’ne Nutte ist, oder?«
    Noodles hatte schließlich eingeschläfert werden müssen. Nach der Tortur war er nur noch ein zitterndes, inkontinentes Wrack gewesen. Aber darüber wollte Amanda jetzt nicht nachdenken. Sie traf Waynes Blick und nickte Richtung Tür.
    »Und wer weiß schon, wer der Vater ist, wahrscheinlich einer von den Bikern, die da immer herumhängen.« Mary kam in Fahrt. »Die Kleine hatte eigentlich überhaupt keine Chance auf ein anständiges Leben, wenn man mal drüber nachdenkt. Aber man will ja nun wirklich nicht, dass die eigenen Kinder in so was verwickelt werden, oder?«
    Zu Amandas Erleichterung legte Wayne ihr die Hand auf die Schulter. »Wie geht’s meiner Maus?«, fragte er. »Hallo, Mary, hast du noch zu trinken? Ich geh grad mal ein paar neue Flaschen holen, sonst sitzen wir gleich auf dem Trockenen.«
    Amanda schaute hinunter auf ihre Servierteller. »Ich komm mit, Schatz, beim Essen muss auch mal nachgelegt werden.« Sie bot Mary ihr umwerfendstes Lächeln. »Entschuldigst du uns eben?«
    *
    Im Artful Dodger war es warm und laut. An der Decke des Pubs klebten HAPPY NEW YEAR-Schilder, und von den Balken und um die gerahmten Drucke von Oliver Twist und Fagin hingen Lametta und Lichterketten. Nur der Weihnachtsbaum stand ziemlich mitgenommen in einem Nadelhaufen, und ließ die Äste wie verkatert hängen.
    Sie ergatterten einen kleinen Tisch bei der Jukebox. Darren und Julian suchten nach brauchbaren Singles, während ihnen gerade »Waterfront« von den Simple Minds um die Ohren krachte.
    »Dann erzähl mal«, bat Corrine Debbie. »Was ist passiert?«
    »Du hattest recht«, sagte Debbie. »Diese verdammte Samantha Lamb hat alles an sich gerissen. Jeden Tag sieht sie ein bisschen mehr aus wie ich, macht meine Frisur nach, trägt die gleichen Klamotten wie ich, die gleichen Schuhe … Ich weiß überhaupt nicht, wo sie die ganzen Sachen her hat. Zum Beispiel die hier.« Sie schob den Fuß vor, damit Corrine die Stiefel sehen konnte, auf die sie drei Monate gespart hatte. »Das waren die einzigen im Laden. Hab sie am letzten Samstag vor den Ferien in Norwich gekauft. Montagmorgen komm ich in die Schule, und sie hat genau die gleichen an! Wie macht sie das?«
    Corrine schüttelte den Kopf. »Ist eben reich, die Schlampe. Ihre Eltern geben ihr alles, was sie haben will.«
    Debbie nickte. »Sie setzt sich jetzt jeden Tag in den Kunstraum, beobachtet mich, wartet, bis ich fast fertig bin – und klaut mir dann die Idee.« Debbie verzog das Gesicht, denn sie konnte es kaum aussprechen. »Bloß sind ihre Sachen tausendmal besser, als würde sie einfach abfotografieren, was ich im Kopf hab. Und jetzt krieg ich schlechtere Noten vom alten Witchell, weil er meint, ich klau ihre Ideen.«
    Debbies Augen glühten vor Wut.
    Corrine musste daran denken, wie Sam im Kunstraum Debbies Jacke angestarrt und sie darüber ausgefragt hatte. Wie Sam sie dazu gebracht hatte, fiese Sachen über ihre Freundin zu sagen, obwohl sie es gar nicht wollte. Debbie hatte recht. Sam konnte Gedanken lesen.
    »Die Scheißkuh!«, sagte Corrine, die selbst wütend geworden war.
    »Und das ist noch nicht mal das Schlimmste«, fuhr Debbie fort. »Alle anderen finden sie toll. Na ja« – sie schaute zu Darren hinüber, der immer noch die Songliste der Jukebox studierte, während Julian schon Knöpfe drückte – »die beiden Gott sei Dank nicht, aber …«
    Debbie hielt sich zurück. Würde Corrine ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie es ihr erzählte? Würde sie es als Vorwurf verstehen? Selbst wenn es zum Teil wahr sein sollte, wollte Debbie nicht, dass Corrine mehr litt als an dem Tag im Oktober. Die Gefühle übermannten sie, als würde ihr ein Messer im Herz umgedreht.
    »Was denn?«, fragte Corrine. »Jetzt sag schon, Debs. Ich komm schon klar damit.«
    Ungebetene Tränen schossen Debbie in die

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