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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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gelangen? Dann fiel ihr ein, was er vorhatte. „Sie wollen mich wohl reizen, um meine Verfassung zu testen. Was glauben Sie denn? Zu wissen, dass ein Serienmörder fantasiert, wie er mich foltert und vergewaltigt, lässt mich nicht kalt. Aber ich bin nicht kurz davor, durchzudrehen. Sind Sie jetzt im Bilde?“
    Malcolm lächelte anerkennend. Mit seinem Becher in der Hand stand er auf und schlenderte zum Waschbecken, das sich rechts neben der Tür befand. „Die Spurensicherung hatte diese Haare an deiner Fleecejacke sichergestellt. Sie stammen von einem Chihuahua.“
    „Ich kenne niemanden, der so ein hässliches kleines Paris-Hilton-Schoßhündchen hat.“ Sie machte eine abfällige Geste.
    „Die Vermutung liegt nahe, dass der Killer die Jacke gestreift hat, als er an der Garderobe vorbeiging“, fuhr er fort, kippte den Kaffee in den Ausguss und spülte das Becken mit Wasser aus. „Das sind die Fehler, auf die jeder Ermittler wartet.“
    „Zum momentanen Zeitpunkt bringt das den Fall aber keinen Deut voran“, sagte der Special Agent.
    „Wenn Sie immer so pessimistisch sind, frage ich mich, wie Sie so erfolgreich sein konnten.“ Schwungvoll drehte sich Malcolm um und sah ihm geradewegs fest in die Augen. Manning schwieg, daher fuhr Malcolm fort: „Pessimismus blockiert. Wollen Sie die Ermittlungen vorwärtsbringen oder hemmen?“
    Also spürte Malcolm es auch, denn es war selten, dass ihr Partner so scharfe Töne anschlug. Storm war beunruhigt. Es mochte sein, dass Landon Manning nur ein arrogantes Arschloch war, aber vielleicht war er auch gekommen, um das Police Department zu bremsen, bis seine Kollegen eintrafen, ihre Ermittlungen auf der bereits geleisteten Arbeit der Polizei aufbauten und den Wachsmörder fassten. Das PD macht die Drecksarbeit – das FBI heimst die Lorbeeren ein. Das wäre nicht das erste Mal, dass der Kampf gegen ein Verbrechen in politische Grabenkämpfe ausartete.
    „Ich bin hier, um zu helfen“, antwortete der Special Agent ernst, aber er wirkte keineswegs nervös, weil Malcolm ihm auf den Zahn fühlte.
    Das Telefon klingelte. Malcolm stellte seinen Becher auf den Rand des Waschbeckens und eilte zu seinem Schreibtisch. Er nahm ab, lauschte schweigend den Worten des Anrufers. Als er auflegte, hatten sich seine Gesichtszüge verhärtet. „Megan Cropps’ Leiche wurde gefunden. In der Badewanne eines Neubaus im Süden der Stadt. Vermutlich hat er sie dort gewaschen, wie er es mit allen Leichen getan hat, um Spuren zu vernichten.“ Sperma hatten sie bisher nicht gefunden, da der Mörder immer Kondome benutzt hatte.
    Manning blickte über seine Schulter zurück zu Storm. „Dann hatte Ihre Wahrnehmung Sie nicht getäuscht. Als Sie ihn gestern Nacht trafen, muss er also tatsächlich nach Vanille geduftet haben.“
    Storm wurde kreidebleich. Der Killer verwendete zur finalen Folter Vanilleduftkerzen, deren Wachs er in die Kehlen seiner Opfer träufelte, so lange, bis sie jämmerlich erstickten. Das bedeutete, dass er Megan getötet hatte, kurz bevor er sich ihr, Storm, am Ufer des Michigansees genähert hatte. Der Gedanke war grauenvoll!
    Doch was Malcolm dann sagte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. „Der Killer war gestern Nacht schon auf der Suche nach einem neuen Opfer. Du hast dich im Garten deiner Eltern in tödlicher Gefahr befunden, Storm.“

8.
    Hässliche graue Betonklötze mit Billigappartements schossen im Süden Fort Twistdales wie Pilze aus dem Boden. Es hatte Protestaktionen gegeben, um die Verschandelung der Stadt zu verhindern. Vergeblich. Nachdem die Spurensicherung in der Wohnung, in der Megan Cropps von der Bauleitung während eines Abnahmerundgangs gefunden worden war, fertig war, hatte Storm den Neubau noch einmal persönlich untersucht, während Malcolm den Angehörigen von Megan Cropps die schreckliche Nachricht überbrachte. Auf dem Gelände wurden unzählige Schuh-und Reifenspuren gesichert, vermutlich hauptsächlich von Bauarbeitern und ihren Fahrzeugen. Das war für die Kollegen ein mühseliges Unterfangen gewesen und hatte bis in den Abend gedauert, weil der Boden um das Gebäude matschig war. Sie mussten nach der fotografischen Sicherung jede einzelne Eindruckspur mit einer Schellack-Lösung besprühen, damit sie mit flüssigem Gips eingegossen werden konnte.
    Storm war nicht geblieben, bis alle Abdrücke gesichert worden waren. Für sie gab es am Tatort nichts mehr zu tun. Die Autopsie von Megan durch die Gerichtsmedizin würde Stunden

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