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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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ist nur an drei Tagen in der Woche geöffnet. An den restlichen Tagen betreibe ich ein Krematorium und einen dazugehörigen Tierfriedhof. Es war eine verrückte Idee. Ich habe bei meinen Kunden herumgefragt, was sie davon halten würden, und sie waren begeistert. Bingo. Mittlerweile verdiene ich damit gutes Geld. Die Bäckerei ist nur ein Zubrot, auch um Kunden für das Krematorium zu werben.“
    Aufgeregt hielt Storm ihrem Partner den Zettel unter die Nase. „Schau, da ist genau so ein Hund drauf wie in der E-Mail-Signatur. Erinnerst du dich an die Strichzeichnung?“
    „Genau genommen ist es ein Ideogramm“, warf Chenoa ein.
    „Ein was?“, fragte Malcolm.
    „Eine vereinfachte grafische Darstellung“, erklärte die Indianerin geduldig. „Man kann aber die Bedeutung von Ideogrammen nicht hundertprozentig definieren, sondern man muss sie assoziieren.“
    Storm kratzte sich am Kopf. „Dann ist das nicht einfach nur ein Hund?“
    „Das ist der ägyptische Gott Anubis. Er passt von seiner Bedeutung so gut zum Krematorium, weil er der Gott der Totenriten ist, sozusagen der vermeintliche Vorreiter aller Bestattungszeremonien. Laut Mythologie war er der Erste, der eine Leiche mumifiziert hat.“
    Mumifiziert, das erinnerte Storm an die Wachsmasken, mit denen der Killer die Köpfe seiner Opfer einschloss, als wollte er sie konservieren – nur, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch lebten.
    Chenoa fuhr fort: „Anubis wird als Hündchen oder als Schakal dargestellt, daher das Ideogramm auf meinen Flyern.“
    „Als Schakal?“, echote Storm und sah Malcolm eindringlich an. Sie brauchte nichts zu sagen, auch er dachte an die E-Mail. Der Absender bezog sich nicht auf den Roman oder die Verfilmung, sondern auf Anubis.
    „Moment mal.“ Die Inhaberin holte ein braunes Kästchen heraus. Als sie den Deckel aufklappte, kamen DIN-A5-große Karteikarten in verschiedenen Farben zum Vorschein. „Mein Tierkrematorium existiert jetzt seit drei Jahren. Eine Farbe für jedes Jahr.“
    „Sie haben eine Kundenkartei?“, wunderte sich Storm.
    „Nur für das Krematorium, nicht für die Bäckerei, aber manchmal notiere ich auch kulinarische Sonderanfertigungen.“ Da sie das Fragezeichen in Storms Gesicht sah, erklärte sie: „Kuchen für den Leichenschmaus nach dem Begräbnis.“
    Malcolm steckte die Fotos der Opfer zurück in den Umschlag. „Und Sie meinen, Cropps und Frost könnten darin zu finden sein?“
    „Man weiß nie. Das sind die drei Frauen, an die ich mich erinnere.“ Chenoa suchte drei Karten heraus und legte sie auf die Theke. Dann kramte sie weiter, und plötzlich erhellte sich ihr Blick. „Cropps. Hier haben wir sie. Sie hat einen Rehpinscher, den kleinen Dwarf.“
    Storm nickte, denn Benhurst hatte den Namen erwähnt. „Hatte, denn Dwarf ist ja tot.“ Und Megan auch.
    „Er ist im Hundehimmel?“ Chenoa kräuselte ihre Stirn. „Wieso weiß ich nichts davon? Ms. Cropps hatte Vorkehrungen getroffen. Sterbevorsorge. Das machen viele, weil es sie beruhigt und weil sie denken, dass sie durch den Wind sein werden, wenn ihr Liebling stirbt. Aber Ms. Cropps hat sich wohl doch dazu entschieden, ihren Kleinen im Garten zu begraben. Meistens kann ich mir die Hunde besser merken als ihre Herrchen und Frauchen.“ Chenoa zwinkerte. „Ein süßer kleiner Fratz. Vielleicht hat mich das Foto von Ms. Cropps auf dem Cover der Zeitung verwirrt, und ich wusste nicht mehr, ob ich sie dort oder hier im Laden gesehen hatte.“
    „Was ist mit Carol Frost?“, wollte Storm wissen. Ihre Aufregung wuchs. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über den Tresen.
    Zu ihrer Enttäuschung schüttelte Chenoa den Kopf. „Keine Carol Frost.“
    „Reichen vier Übereinstimmungen?“, fragte Storm ihren Partner, aber sie kannte die Antwort selbst.
    Malcolm hatte bereits seinen Mund geöffnet, um sich zu verabschieden, als Chenoas Miene sich erhellte. Sie fischte eine Karteikarte aus dem Kästchen und hielt es hoch. „Ich habe einen Joseph Frost im Angebot.“
    „Das ist Carols Ehemann“, schoss es aus Storm heraus. Ihr Herz schlug vor Hoffnung einen Takt schneller.
    Chenoa wedelte mit der Karte herum. „Wahrscheinlich hat er die Rechnung bezahlt, deshalb habe ich seinen Namen aufgeschrieben. Ihr Affenpinscher Little Mister Frost verstarb letzten Herbst“, berichtete sie und verzog aufgrund des Namens ihr Gesicht. Dann reichte sie Storm alle fünf Karteikarten.
    Doch Storm deutete auf den Rest. „Wir bräuchten bitte das

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