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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Serienkiller.
    „Bitte tun Sie ihr nichts“, hörte sie sich flehen und ärgerte sich über ihr jämmerliches Gewinsel. Sie fühlte sich fürchterlich schwach und machtlos, ein Zustand, den sie verabscheute, weil sie genau da war, wo der Killer sie haben wollte – am Boden.
    Er sprach nun leiser, heiserer. „Du weißt, wie du wieder mit ihr vereint sein kannst.“
    „Niemals!“ Sie fühlte einen Stich im Herzen. Hatte sie damit Moons Schicksal besiegelt?
    „Hast du seinen Leichnam gesehen?“, fragte er unvermindert. Da Storm irritiert durch den plötzlichen Themenwechsel schwieg, fügte er hinzu: „Gilbert.“ Er nannte nur den Vornamen seines einzigen männlichen Opfers, als wären sie drei Freunde gewesen.
    „Ich will nicht darüber reden“, entgegnete Storm brüsk. Sie stand auf, setzte sich aufs Bett und ließ erschöpft die Schultern hängen.
    Er fuhr fort, als hätte er sie nicht gehört. „Die verkohlte Leiche muss unappetitlich grässlich ausgesehen habe. Knusprig.“
    „Hören Sie auf!“ Einen Moment lang hielt sie den Hörer weit weg, doch dann siegte die Vernunft. Sie dachte an Moon, was er dem Kätzchen alles antun konnte, und lauschte wieder.
    „Ich war mal in einem Krematorium.“
    Storm horchte auf. Sie witterte eine Chance, etwas über ihn herauszufinden. Betont beiläufig fragte sie: „Wer war denn gestorben?“ Ein Tier? Sie fragte ihn nicht unmittelbar nach Anubis, damit er nicht erfuhr, dass sie ihm auf der Spur waren.
    Der Killer lachte. „Ich habe vor Jahren eine Rundführung durch ein Krematorium mitgemacht. Es handelte sich um eine Art Touristenführung, um Kunden zu werben.“
    Hatte Chenoa ihn vielleicht sogar durch ihr Tierkrematorium geführt? Storm ahnte, dass dieses Erlebnis mehr als zwei Jahre zurücklag. Vor seinem ersten Mord. Vermutlich zu einer Zeit, in der er bereits vom Töten tagträumte. Die Bestattungsanlage fütterte seine Fantasie. Sie versuchte ihm einige Informationen zu entlocken, indem sie stichelte: „Aber Sie interessieren sich doch gar nicht für Tote. Was Sie erregt, sind die Schmerzen Ihrer Opfer, ihre Qualen, ihre Schreie und ihr Betteln.“
    Er atmete schwerer. Erregte es ihn, darüber zu sprechen?
    „Ja. Das Blut, der Schweiß, die Tränen und der Urin …“, sagte er schließlich atemlos. „Von einem Leichnam bleibt nach zwei Stunden nicht mehr übrig als 1,5 Kilogramm Asche.“ Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit. „Aber ich habe sie darin gesehen – und sie war lebendig.“
    Storm musste sich behutsam vortasten, aber er war clever, daher entschied sie sich dafür, keine Spielchen zu spielen. „Ihre Mutter?“
    „Meinst du, es ist so einfach?“, sagte er und schnaubte. „Ich bin adoptiert, genau wie du.“
    Sie glaubte ihm nicht. Viel eher wünschte er sich wahrscheinlich, das Kind einer anderen Mutter zu sein, um sich von der Frau, die ihn traumatisiert hatte, zu lösen. „Das ist Wunschdenken.“
    Er zahlte es ihr augenblicklich heim, indem er bohrte: „In welchem Stadium mag sich Gilberts Körper befunden haben, als die Feuerwehr ihn löschte? Im Krematorium wurde uns bei der Führung erklärt, dass nach zehn Minuten die Muskulatur schrumpft. Die Gelenke beugen sich dadurch automatisch, und der Leichnam bewegt sich, als wäre er noch lebendig und würde ums Überleben kämpfen.“
    „Bei der Einäscherung wird die Temperatur auf bis zu 1500 Grad Celsius erhöht“, warf sie bissig ein. „Bei einem Wohnungsbrand beträgt die Hitze nur maximal 1000 Grad.“
    „Du hast dir Gils Leiche nicht angeschaut, nicht wahr? Der gute alte Malcolm hat gesagt: ,Tu es nicht.‘ Und du bist seinem Rat artig gefolgt. Vielleicht hat er dich über Gils Zustand belogen.“
    Sosehr sie sich auch bemühte, die Fassung zu wahren, ihre Stimme klang brüchig bei der Erinnerung an Gils verkohlten Leichnam. Verkrampft klammerte sie sich an die Fakten. „Ich habe den Autopsiebericht gelesen. Ich weiß, dass Sie ihm Arme und Beine gebrochen und ihn geknebelt haben, damit er nicht weglaufen oder sich bemerkbar machen konnte. In seinem Blut wurde Kohlenmonoxid nachgewiesen, und Rußpartikel befanden sich in seinem Kehlkopf, der Luftröhre, den Bronchien und der Magenschleimhaut. Er hat noch geatmet, als die Flammen durch die Wohnung züngelten. Die Explosion hat ihn nicht getötet, sondern das Feuer. Er ist bei lebendigem Leib jämmerlich verbrannt.“
    „Das war sein Schicksal, seine Rolle in meinem Spiel.“
    „Spiel?“, schrie sie in Rage. Sie

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