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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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unansehnlich, wie er ist, Gott übergeben. Sie schämen sich für ihn.“
    „Sie lügen!“ Nun keifte Storm schon wieder. Sie wusste, es war falsch, aber sie konnte sich nicht beherrschen.
    „Ich habe ein Interview mit ihnen im Fernsehen gesehen.“ Er klang aufrichtig. „Gils Rumpf wird erst nach einer Stunde auseinanderbrechen. Findest du nicht auch, dass das eine lange Zeit ist? Ich dachte früher, es müsste schneller gehen. Zum Schluss zerbrechen und schmelzen die Knochen.“
    „Tun Sie Carol das nicht an. Sie würde bei der Hitze oder vielleicht sogar schon durch den Schock viel früher ohnmächtig werden. Sie hätten zu wenig Spaß an dieser Tötungsmethode.“ Storm versuchte an seinen Verstand zu appellieren. Mehr aus Verzweiflung als aus Hoffnung.
    „Hhm, du hast recht. Aber alleine die Panik, die Carol erfasst, wenn ich sie in den Brennofen stecken würde, wäre reizvoll.“ Er klang erregt. „Wusstest du, dass die Körper in den modernen Öfen nicht einmal mit dem Feuer in Kontakt kommen? Allein die Hitze bewirkt, dass sie zu Asche werden. Faszinierend, nicht wahr?“
    Moon schnurrte. Er musste das Kätzchen streicheln und seine feuchte Nase nah an den Hörer halten. Es zerriss Storm innerlich. Moon war in seiner Gewalt, und sie konnte ihr nicht helfen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie, wie der Wachsmörder das kleine Fellknäuel in dem gepolsterten Schraubstock einklemmte und den Bunsenbrenner nahm. Er pfiff vergnügt, während er das schwarz-weiße Fell abflammte. Seine Erregung wuchs, je mehr der kleine Körper zerfiel: Zuerst blähte sich die Haut der Katze auf. Die Körperflüssigkeiten begannen zu sieden und verdampften. Die Muskulatur schrumpfte. Der kleine Körper verkohlte langsam und qualvoll …
    Storm hielt sich die Hand vor den Mund und würgte. Doch sie übergab sich nicht. Ihr war scheißübel. Gallensaft brannte in ihrer Speiseröhre. Und sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie an Moon und nicht an Carol Frost dachte. Deshalb lenkte sie das Gespräch auf Opfer Nummer fünf.
    „Lassen Sie mich mit Carol reden“, bat sie.
    „Wieso sollte ich?“
    „Ich möchte nur hören, dass es ihr gutgeht.“
    Der Killer lachte, er lachte Storm aus. „Ging es jemals einem meiner Opfer gut?“
    Sie ärgerte sich über ihre Formulierung. „Vielleicht“, begann sie zaghaft, „vielleicht würde es mich davon überzeugen, mich gegen sie austauschen zu lassen, wenn ich mit ihr sprechen dürfte.“
    „Hhm“, machte er, als würde er grübeln. „Da ist etwas dran. In Ordnung. Lausche ihrem Winseln und Heulen. Mitgefühl kann ein starker Motor sein. Moment, ich bringe das Telefon zu ihr. Du weißt ja, dass sie nicht herkommen kann.“
    Weil sie gefesselt auf deinem Seziertisch liegt, beendete Storm seinen Satz in Gedanken und schauderte. Perverses Schwein!
    Plötzlich hörte sie eine Frauenstimme fragen: „Storm Harper?“
    „Ja, ja, die bin ich“, beeilte sich Storm zu sagen. „Geben Sie mir einen Hinweis, wo Sie sind.“
    „Storm Harper? Ich bin Carol Frost. Sie müssen mir glauben, dass ich es bin. Es ist wichtig, dass Sie mir glauben.“ Ihre Stimme zitterte stark. Die Worte kamen gepresst heraus, als würde sie das Sprechen große Kraft kosten.
    Storm fragte sich, ob Carols Kiefer schmerzte, weil sie lange Zeit einen Mundspreizer getragen hatte. „Hören Sie mir zu, Carol. Sie müssen sich konzentrieren. Denken Sie nach.“
    Ein Seufzer kam über die Lippen der entführten Frau. Sie schniefte. Dann zog sie die Nase hoch. Einige Sekunden lang war nur ihr Wimmern zu hören. Sie stand kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, doch sie fing sich wieder. „Er tut mir weh, so verdammt weh“, jammerte sie und Storm hörte, dass ihre Tränen flossen. „Sie müssen mir helfen, Storm Harper. Müssen! Sie sind ein Cop.“
    „Geben Sie mir einen Hinweis, wo er Sie hingebracht hat.“
    Carol weinte bitterlich. „Tun Sie, was er verlangt. Das ist die einzige Möglichkeit, alles zu beenden. Bitte. Ich flehe Sie an.“
    „Ich brauche nur einen unauffälligen Tipp von Ihnen, Carol. Überlegen Sie. Befinden Sie sich in einem Haus?“ Storm erinnerte sich, was Lucille über den Insektenlarvenbefall von Megan Cropps’ Leiche gesagt hatte. „Sind Sie in einer Hütte, vielleicht in einem Geräteschuppen im Gart…“
    Carol fiel ihr ins Wort. „Bitte, Storm Harper. Mein Mann braucht mich. Ich brauche meinen Mann. Ich liebe ihn so unendlich. Wenn er mich … wenn ich nicht mehr …“ Sie

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