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Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
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Nachtschicht sind schon unterwegs dorthin. Detective Lawrence hat kurz hier vorbeigeschaut und ist auf dem Weg zu dir.“
    „Das klappt ja wie am Schnürchen. Danke.“ Sie beendete das Gespräch und sah auf die Küchenuhr. Das ging alles zu leicht. Der Killer wusste, dass man Handys orten konnte. Weshalb sollte er es behalten, nachdem er mit ihr telefoniert hatte? „Die Zeit läuft gegen uns.“
    Ihr Handy klingelte dreimal. Malcolms Name blinkte im Display auf. Das war ihr Zeichen.
    Storm drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus und trank einen letzten Schluck Kaffee. Dann legte sie ihr Gürtelholster an und schlüpfte in ihren Parka. Das Licht in der Küche ließ sie angeschaltet. Ihr Blick fiel auf Moons Wassernapf, und sie fühlte einen Stich im Herzen. Aber – jetzt war keine Zeit für Selbstmitleid.
    Sie ging zur Terrassentür und öffnete sie leise. Prüfend schaute sie in den Garten. Die Luft schien rein zu sein. Sie lief über den Rasen, sprang über den Zaun und durchquerte den Garten ihrer Nachbarn. Ein Licht ging im Obergeschoss an. Hatte man sie entdeckt? Sie sprintete über die Terrasse und hangelte sich über das Gartentor. Ächzend und ihre Raucherlunge verfluchend landete sie sicher, aber außer Atem auf der anderen Seite. Langsam schritt sie zur Straße. Die Scheinwerfer eines Wagens, der in der Nähe parkte, leuchteten auf. Der Wagen kam im Schritttempo näher, und Storm erkannte ihren Partner auf dem Fahrersitz.
    Nachdem sie eingestiegen war, fuhr er sofort los. „So viel zum Thema Feierabend. Lissy fängt langsam an, sich zu beschweren, dass ich nie zu Hause bin.“
    Beneidenswert, dachte Storm. Er hatte wenigstens jemanden, der sich beschwerte. In ihrem Leben kümmerte es niemanden, wann sie kam und wann und wohin sie ging. Schrecklich schöne Freiheit.
    „Der Anruf kam vom Isle-Royale-Nationalpark, dort konnten wir das Handy orten.“
    „Oje, dann sind wir wohl länger unterwegs“, meinte Storm und schnallte sich an. Der Nationalpark lag auf der größten Insel im Lake Superior. Sie würden erst zur Upper Peninsula fahren und sich von Copper Harbor aus mit der Fähre übersetzen lassen müssen. Das Problem war nur, dass die Fähre ausschließlich im Sommer fuhr. Die beiden Inselortschaften Windigo und Rock Harbor waren verwaist, die Campingplätze und Restaurants nur in den warmen Monaten zugänglich.
    Als sie ankamen, war es bereits kurz nach Mitternacht. Aber zumindest hatten die Kollegen eine Barkasse gefunden und sich übersetzen lassen. Storm und Malcolm hätten eigentlich warten müssen, bis das Boot nach Copper Harbor zurückkehrte, doch glücklicherweise traf der Polizeihelikopter endlich ein und sammelte sie auf. Trotzdem kamen sie viel zu spät an. Die Officer durchkämmten bereits die Insel, doch bei zweiundsiebzig Kilometer Länge und dreizehn Kilometer Breite brauchten sie dringend Verstärkung. Es war ein hoffnungsloses Unterfangen, und Storms Mut schwand immer mehr. Aber wenn sie schon den Täter nicht schnappten, würden sie eventuell eine Spur von ihm finden.
    Als hätte Officer Patterson ihre Gedanken gelesen, schrie er plötzlich: „Ich habe hier etwas!“
    Storm und Malcolm eilten zu ihm und sahen, dass er einen Latexhandschuh anzog und etwas aus dem Gras der Lichtung, auf der sie standen, aufhob.
    „Das muss Gils Handy sein“, sagte sie. Dass es einem Touristen gehörte, war unwahrscheinlich, da die Insel über die Wintermonate keinen Besucher gesehen hatte und die strengen Wetterverhältnisse Spuren auf dem Mobiltelefon hinterlassen hätten.
    Benhurst tauchte neben ihm auf. Er leuchtete mit seiner Taschenlampe eine Beweismittelsicherungstüte an, in der ein weiteres Gerät lag. „Das habe ich am Strand gefunden. Es muss angespült worden sein.“
    Malcolm erkannte es sofort. „Ein Diktiergerät. Ob es etwas mit dem Fall zu tun hat, ist allerdings fraglich.“
    „Das werden wir eventuell gleich wissen.“ Als Benhurst es abspielen wollte, schrie Patterson: „Nicht, es könnte eine Bombe sein.“ Aber es war zu spät. Sein unbedachter Partner hatte den Knopf bereits gedrückt. Das Gerät explodierte glücklicherweise nicht. Es spielte lediglich eine Aufnahme ab. Die jedoch ließ allen das Blut in den Adern gefrieren.
    „Storm Harper?“ Eine kurze Pause. „Storm Harper? Ich bin Carol Frost. Sie müssen mir glauben, dass ich es bin. Es ist wichtig, dass Sie mir glauben.“ Die Stimme zitterte stark. Schniefen wechselte sich mit Wimmern ab. Dann Jammern:

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