Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opfere dich

Opfere dich

Titel: Opfere dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Wulff
Vom Netzwerk:
Opfer nicht vergewaltigt, wie wir mittlerweile wissen, aber er hat sie getötet oder es zumindest versucht.“
    „Aber der Killer hat seine Opfer immer aus ihrem Umfeld herausgerissen und sie an einen noch unbekannten Ort verschleppt“, wandte Patterson ein. „Dieses Haus gehört Mrs. Priest. Sie ist nicht gefesselt, trägt keinen Mundspreizer …“
    „Schon gut. Wir sind in einer halben Stunde bei euch. Bis gleich.“ Storm legte auf und schaute Malcolm fragend an. Sie war aufgewühlt. Was hatte das alles zu bedeuten?
    Er hob abwehrend beide Hände. „Keine voreiligen Schlüsse ziehen. Wir müssen uns erst selbst ein Bild von allem machen. Vielleicht hat Mrs. Priest gar nichts mit dem Wachsmörder zu tun. Wir dürfen uns nicht von dem Wunsch leiten lassen, dass es eine Verbindung gibt.“
    „Sonst laufen wir Gefahr, einen Zusammenhang zu sehen, wo gar keiner vorhanden ist“, führte Storm seine Ansprache zu Ende.
    Storm ließ es sich nicht nehmen zu fahren. Irgendwie musste sie ihre Aufregung kompensieren, und das tat sie, indem sie das Gaspedal durchtrat. Malcolm rutschte immer tiefer in den Sitz hinein und hielt sich am Haltegriff der Wagentür fest. Um zum Haus von Philomena Priest zu kommen, musste sie über einen Schotterweg fahren, der durch einen kleinen Park hinunter zum Ufer führte. Als Storm vor dem Haus parkte, sah sie auf ihre Armbanduhr und gab einen Triumphschrei von sich, während sich ihr Partner langsam wieder entspannte. Storm hatte den Weg in zwanzig statt dreißig Minuten geschafft.
    Sie stiegen aus und gingen auf den Eingang zu. In der Mitte des runden Vorplatzes, der mit hellem Kies belegt war, stand eine grauweiße Putte. Die Villa war weitaus größer und feudaler als das Haus von Teresa und Jasper Harper. Die Front war ganz in vornehmem Weiß gehalten. Es gab ein vorgelagertes Haupthaus, von dem sich zwei Flügel nach rechts und links erstreckten. Die hohen Fenster waren, allesamt passend, mit apricotfarbenen Gardinen verhangen. Storm und Malcolm blieben vor den drei marmornen Stufen stehen, die zur prunkvollen Eingangstür hinaufführten. Doch der Türklopfer, ein goldener Löwenkopf, wurde fast vollständig von der verkohlten Hundeleiche verdeckt.
    Wie Patterson berichtet hatte, baumelte der kleine Körper vom Türrahmen herab. Man hatte ihn an der rechten Hinterpfote mit Draht an einen Haken gebunden, der aus dem Querbalken des Rahmens herausragte.
    Storm spähte über ihre Schulter hinweg zur Auffahrt. „Kein Wunder, dass niemand das Tier entdeckt hat. Von der Straße aus ist nur das Dach zu sehen.“
    „Hausangestellte scheint es merkwürdigerweise nicht zu geben. Ungewöhnlich für einen Villenhaushalt.“ Malcolm betrachtete den Hund genauer. Seine Gliedmaßen waren merkwürdig verdreht und seine Schnauze weit geöffnet. Er musste einen langsamen, qualvollen Tod gestorben sein. „Die Tierleiche wirkt wie eine Warnung.“
    „Tritt ein und dich wird dasselbe Schicksal ereilen?“
    „Oder wie ein Mahnmal, als würde das Böse in diesem Haus wohnen.“ Er deutete auf die Putte. „Das genaue Gegenteil von dem zarten Knäblein, das die Gäste begrüßt. Früher waren Putten oft Eros-Figuren. Sie verkörperten Liebesgötter.“
    „Amor wird oft als Knabe dargestellt“, pflichtete sie ihm bei. „Möglicherweise wollte derjenige, der den Hund aufgehängt hat, Fremden zeigen, dass dieses Haus nicht so liebevoll und perfekt ist, wie es äußerlich erscheint. Immerhin hat er den abgeflammten Hund nicht in, sondern vor der Villa platziert, so dass man ihn sieht, ohne eintreten zu müssen.“
    „Aber der Täter hätte den Köter in die Einfahrt hängen können. Dann wäre er jedem Passanten aufgefallen. Aber das hat er nicht getan. Der Hund baumelt erst von der Eingangstür, die vom Park verdeckt wird.“ Er machte eine ausladende Geste, um die Größe der Bäume zu demonstrieren.
    Während Storm überlegte, tippte sie mit dem Zeigefinger gegen ihre Lippen. Schließlich sagte sie: „Derjenige wollte, dass alle über die Missstände in der Villa erfahren, aber er wollte nicht bis zur letzten Konsequenz gehen. Er haderte mit seiner Entscheidung.“
    „Weil er persönlich betroffen ist. Seine Gefühle sind zwiespältig.“
    Plötzlich räusperte sich jemand. Storm und Malcolm blickten nach oben. Patterson lehnte aus einem Fenster in der ersten Etage. „Es hätte auch ein Dummer-Jungen-Streich sein können. Erinnert ihr euch an die alte, senile Dame, die in ihrer Wohnung von einer

Weitere Kostenlose Bücher