Opfere dich
lernen. Bei uns hat er die Chance dazu“, hörte Storm sich sagen und wunderte sich ebenso wie ihr Partner, dass sie den Officer verteidigte, wo sie ihn doch neulich erst selbst gerne in der Luft zerrissen hätte.
„Ihr leitet die Soko, also sprecht mit ihm. Macht ihm klar, dass er auf der Abschussliste steht. Benhurst bekommt eine letzte Chance. Sollte er sich noch so einen dämlichen Fauxpas leisten, ist er weg vom Fenster. Dann kann er woanders Dienst schieben, aber nicht mehr auf meinem Revier.“ Energisch setzte Lobster seine Brille wieder auf. „Solch einen Fauxpas, wo ich gerade erst dem FBI mitgeteilt habe, dass wir sie nicht mehr brauchen, weil unsere Ermittlungen vorangehen. Wie sieht das denn aus?“ Laut knallte er die Tür hinter sich zu, als er ging.
Stirnrunzelnd schaute Malcolm sie an. „Bobby hat Ben schon ins Gewissen geredet, und es hat nichts geholfen.“
„Weil er zu nett zu ihm war, immerhin sind sie Partner. Ich werde nicht nett sein.“ Storm spürte, wie Hitze in ihre Wangen stieg. Was kümmerte sie eigentlich Benhurst?
Er blinzelte argwöhnisch, verschränkte die Arme vor dem Oberkörper und lehnte sich gegen die Wand. „Am besten redest du sofort mit ihm, bevor er Lobster in die Hände fällt.“
„Er ist mit Bobby unterwegs, um mit den Kunden von Chenoa zu sprechen.“ Sie war dankbar dafür. „Das FBI kommt nicht?“ Auf einmal stoppte das AFIS. Auf der rechten Seite des Bildschirms war ein Fingerabdruck zu sehen, der zu dem auf der linken Seite passte, welcher der vom falschen Jordan war. „Hundertprozentige Übereinstimmung.“
Malcolm setzte sich auf seinen Bürostuhl und klickte den Namen an. „Unser Opfer heißt Dakec Boranek. Er ist kroatischer Abstammung.“
„Er sprach perfektes Englisch“, wandte sie ein, sah aber neben dem Fingerabdruckvergleich anhand des Fotos in der Straftäterdatei bestätigt, dass es der vermeintliche Vertreter war, auch wenn er darauf fünf Jahre jünger gewesen sein musste.
Malcolm las stumm den Eintrag und gab das Wichtigste mit eigenen Worten wieder: „Er kam mit seinen Eltern in die USA, als er drei Jahre alt war. Seine Familie war arm und blieb es auch. Schon mit dreizehn wurde er auffällig, weil er in einer Tankstelle Süßigkeiten und ein Sixpack stehlen wollte. Mit achtzehn wurde er wegen Nötigung verwarnt. Er wollte einen Nachbarjungen zwingen, ihm Geld und Jacke auszuhändigen. Als er vierundzwanzig war, hat er eine Supermarktkassiererin mit einer Handfeuerwaffe bedroht und sie gezwungen, ihm das Geld in der Kasse herauszugeben. Weil die Waffe nicht geladen war – und er einen milden Richter erwischte, schätze ich –, bekam er Bewährung. Ein paar Monate später saß er trotzdem im Knast, weil er sich als vermeintlicher Handwerker ausgegeben und Haushalte ausspioniert hatte, um dort einzubrechen. “
„Kein Eintrag wegen Verstümmelung von Tieren oder Vergewaltigung?“, fragte sie, neigte sich vor und stützte sich auf der Rückenlehne von Malcolms Stuhl ab.
Er schüttelte den Kopf. „Dakec Boranek ist kriminell, aber nicht gewalttätig.“
„Er zeigt keine Verhaltensauffälligkeiten, wie sie bei Seriensexualtätern üblich sind“, stellte sie fest und richtete sich wieder auf. „Aber vielleicht hat er sich vom Serienkiller einspannen lassen, entweder gegen Bezahlung oder weil er im Killer einen Mentor sah.“
„Nein, das glaube ich nicht. Der Wachsmörder ist ein absoluter Einzeltäter. Er zieht eine One-Man-Show ab und möchte den ganzen Ruhm für sich. Vermutlich kam ihm Dakec Boranek nur in die Quere, als er dich angerufen hat.“
„Er war zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort“, stimmte Storm ihm zu. Das klang plausibler als die Lehrer-Schüler-Theorie. „Boranek ist nur eine weitere Figur im Machtspiel des Psychopathen. Der Kleinkriminelle musste aus einem einzigen Grund dran glauben – weil der Killer sich über das PD lustig machen wollte. Ich hoffe nur, dass er das Ganze überlebt.“
Malcolm druckte die Informationen aus der Datenbank aus. „Er will uns zeigen, dass wir ihm nicht gewachsen sind. Im Gegensatz zu uns konnte er Boranek ausfindig machen.“
„Wahrscheinlich ist der Killer Boranek nach dessen Verhör auf dem Revier gefolgt, um zu sehen, mit wem er es zu tun hatte. Immer schön die Kontrolle über alles behalten. Ein Auge auf alles und jeden werfen.“
„Besonders auf alle Männer, die dir zu nahetreten“, murmelte er, während er das Ausgabefach des Druckers
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