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die Decke über Dustys Kopf. Wütend schrie er auf. Er schlug wild um sich. Storm wich den Händen, die nach ihr greifen wollten, aus. Doch an Dusty kam sie nicht vorbei.
Sie trat dem Mann, der neben dem Bärtigen stand, in den Magen und wollte an ihm vorbeilaufen, als jemand von hinten ihren Pullover festhielt und sie bremste. Wie eine Furie drehte sich Storm um und schlug die Hand weg. In diesem Moment fuhr ein Schraubenschlüssel auf sie herab. Sie konnte den Arm gerade noch rechtzeitig abwehren. Rasch duckte sie sich. Sie wandte sich wieder um und lief gebückt in Richtung Haus. Beinahe wäre sie über ein gestrecktes Bein gestolpert, aber sie konnte sich durch einen Sprung retten.
Doch als sie an Dusty vorbeisprinten wollte, hatte er sich von der Decke befreit. Er warf sie wütend zu Boden und streckte seinen Arm aus. Storm rannte dagegen. Sie verzog gequält ihr Gesicht. Ihr wurde übel. Doch sie ignorierte ihren schmerzenden Bauch und richtete sich auf. Schnell drehte sie sich zur Seite und donnerte ihre Faust in Dustys Nieren. Er schrie auf und presste seine Hände an seine Seite.
Storm wollte gerade weiterlaufen, als eine Latte auf ihren Kopf schlug. Sie ging sofort zu Boden. Es war, als würde ihr Schädel explodieren. Ein starker Schmerz betäubte ihre Sinne. Schützend hielt sie ihre Hände über den Kopf, aber es folgte kein zweiter Schlag. Man wollte sie offensichtlich nicht bewusstlos prügeln. Diese Erkenntnis machte die Situation auch nicht besser. Hätte sie nur kein Bier und keinen Rum getrunken, dann wären ihre Reflexe schneller und ihre Schlagkraft durchdringender gewesen.
Bevor sie aufspringen konnte, fesselte man ihre Arme hinter ihrem Rücken. Storm vermutete aufgrund der glatten Oberfläche, dass man ein Kabel dazu benutzt hatte, was wiederum darauf schließen ließ, dass es sich bei der Gruppe nicht um professionelle Kriminelle handelte. Sondern nur um Menschen, die glaubten, dass sie dem Treiben des Wachsmörders ein Ende bereiten könnten, indem sie auf seine Forderungen eingingen.
Man band Storms Fußgelenke zusammen und knebelte sie mit einem Halstuch. Dusty legte Storm über seine Schulter, als wäre sie ein zusammengerollter und verschnürter Teppich. Das Blut lief ihr in den Kopf, der Kopfschmerz wurde dadurch fast unerträglich. Sie atmete tief durch. Da fiel Storm etwas auf. Seine Kleidung stank merkwürdig, während er sich aufmachte, das Seeufer entlangzuschreiten. Die anderen folgten ihm. Storm schnupperte an seiner Lederjacke. Spiritus! Jetzt, da sie sich darauf konzentrierte, vernahm sie den Geruch deutlich. Spiritus wurde auch als Brandbeschleuniger benutzt. Er musste es gewesen sein, der den Stein und den Molotowcocktail in ihr Haus geworfen hatte. Vielleicht hatte er angenommen, dass ihr Haus eine Alarmanlage besaß. Er hatte geplant, sie durch das Feuer herauszulocken und zu entführen. Doch sein Plan hatte nicht funktioniert, weil Storm nicht geflohen war, sondern gegen die Flammen angekämpft und Ms. Brewster bereits die Feuerwehr gerufen hatte. Als sie auf die Straße geflüchtet war, waren schon zu viele Menschen dort, um sie ungesehen zu kidnappen. Sie erinnerte sich an den Van mit den getönten Scheiben. Wahrscheinlich hatte kein Kameramann sie aus dem Schutz des Wagens heraus beobachtet, sondern einige Mitglieder ihres Todeskommandos.
Das ZZ-Top-Double und drei weitere Männer stiegen in ein Motorboot ein. Zwei Männer mussten Storm auf ihren Schoß legen, weil sie sonst nicht alle ins Boot gepasst hätten. Dusty ließ den Motor an. Geschmeidig setzte sich das Boot in Bewegung. Der Motor war laut, aber Storm hatte wenig Hoffnung, dass jemand auf sie aufmerksam werden würde. Der Wind schwoll an, dicke Regentropfen fielen vereinzelt vom Himmel – der nächste Sturm war nicht weit. Bei diesem Mistwetter hielt sich niemand freiwillig im Freien auf.
Sie fuhren an den verwaisten Gärten der Villen vorbei. Die Häuser wurden immer feudaler. Sie näherten sich dem Viertel der Superreichen. Ihre Mutter, Teresa Harper, träumte davon, dort zu wohnen. Noch hatte sie es nicht geschafft. Aber Jasper arbeitete daran.
Storm kämpfte nicht gegen die Männer an. In dieser Lage hatte es wenig Sinn. Es war wichtig, dass sie ihre Kräfte aufsparte und auf einen geeigneten Fluchtmoment wartete. Sie fühlte sich wie ein Schwein, das zur Schlachtbank geführt wurde. Das Warten auf den richtigen Moment machte sie nervös. Aber Darragh Priest würde ohnehin nicht zum Haus
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