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Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)

Titel: Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kibler
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den Innenhof an der Zieladresse zu gelangen, oder einen Kilometer außen herum zu kutschieren, um den Verkehrsregeln zu entsprechen. Sie wählte die pragmatische Variante und stellte eine halbe Minute später den Motor ab.
    Wolfgang Wuttke stand in der Eingangstür, zu der ein paar Stufen nach oben führten. »Schön, dass Sie da sind«, sagte er, als Margot ihm die Hand gab. »Treten Sie ein.«
    Margot betrat das Haus.
    »Wir wohnen im ersten Stock. Also eigentlich ist das, von der Straße aus gesehen, schon der zweite. Das Haus ist etwas verwinkelt. Legen Sie ab, und kommen Sie mit hinauf.«
    Er ging vor ihr die Treppe hinauf und öffnete die Tür, die in einen Wohnbereich mit Sitzecke und Esstisch führte. Der war reichlich gedeckt. Vom Rührei bis zum Obstsalat deckte das Œuvre alle Wünsche an ein exquisites Frühstück ab. Vom Wohnbereich führte eine Tür auf einen Balkon.
    Wuttke folgte ihrem Blick. »Ist etwas verwahrlost. Die Geschichte von den Dingen, die man immer mal machen müsste und die dann an den Prioritäten scheitern. Also, an den Prioritäten, die man tatsächlich setzt, nicht an denen, die man sich vornimmt.«
    Margot lächelte. Sie kannte das. Ihr Garten sah auch nie so aus, wie er eigentlich aussehen sollte. Wobei sie zugestehen musste, dass zumindest Doro immer mal wieder den Rasenmäher anschmiss.
    Die Tür öffnete sich. Eine Frau trat ein, etwas älter als Margot, etwas jünger als Wuttke. Sie war stilvoll gekleidet, Schmuck, Make-up und Kleidung waren farblich perfekt aufeinander abgestimmt.
    »Darf ich Sie bekannt machen: Elisabeth, meine Frau, Margot Hesgart, Kripo Darmstadt.«
    Die Frauen schüttelten sich die Hände. Elisabeth hauchte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange, dann sagte sie: »Ich bin so gegen Mittag wieder da.«
    Als seine Frau gegangen war, sagte Wuttke: »Gut. Dann lassen Sie uns frühstücken.«
    »Haben Sie Ihre Frau weggeschickt?«
    »Nein, sie hat sich mit einer Freundin verabredet.«
    Margot schaute auf den Tisch und stellte fest, dass sie jetzt richtig Hunger hatte. Sie hatte sich zu Hause noch versichert, dass für Doro noch genug zum Frühstück da war, dann hatte sie ihr einen Zettel geschrieben, dass sie am Mittag wieder daheim wäre. Margot griff nach dem Rührei, nahm zwei Bratwürstchen dazu und genug Senf, um auch das Rührei damit zu ertränken.
    »Warum recherchieren Sie über Sacher und Kaufmann?«
    »Sie haben das nicht mitbekommen?«
    »Was?«
    »Die Leiche im Woog?«
    Wuttke sah auf. »Das war Emil Sacher?«
    »Ja.«
    »Oh. Das wusste ich nicht. Ich habe den Fall aber auch nicht wirklich aufmerksam verfolgt. Emil. Schade um ihn. Und nun sagen Sie mir gleich, dass Kaufmann auch tot ist?«
    »Nein. Kaufmann wird vermisst.«
    »Oh. Das sind keine schönen Nachrichten.«
    »Woher kennen Sie Sacher und Kaufmann?«, wollte Margot wissen.
    »Ich war Lehrer im Rimdidim. Und Sacher und Kaufmann waren meine Schüler.«
    »Sie sind Lehrer?«
    »Nein. Ich bin Pfarrer.«
    »Das verstehe ich jetzt nicht.«
    »Dann lassen Sie es mich kurz erklären. Ich habe im Jahr 1983 mein Studium abgeschlossen. Damals in Marburg. Aber ich wusste, dass die reine Gemeindearbeit nichts für mich wäre. Also unterrichtete ich an einem Gymnasium. Ich hatte einen Studienkollegen. Fritz Picht. Er war etwas älter als ich. Und er hatte eine Vision: Er wollte ein Gymnasium gründen, auf privater Basis. Er wolle ein Gymnasium, auf dem jungen Männern humanistische Bildung mit auf den Weg gegeben würde. Latein statt Französisch, Altgriechisch statt Spanisch. In dem die jungen Menschen die Ideale der Antike kennenlernten und Sokrates und Platon nicht für Hip-Hop-Stars hielten.
    1985 kaufte er das Rimdidim. Und er engagierte mich als Lehrer für Religion, Latein und Altgriechisch. Er hatte einen solventen Geldgeber im Hintergrund. Keine Ahnung, wer das war, aber der Coup gelang: Picht zog es durch. Und reiche Leute aus ganz Deutschland schickten ihre Kinder hierher. Picht lag aber noch etwas anderes am Herzen: Ein Drittel der Jungs wurden via Stipendium aufgenommen.«
    »Es war kein gemischtes Gymnasium?«
    »Nein. Es war eine elitäre Jungenschule. Picht sagte, er wolle die Probleme vermeiden, die entstehen, wenn pubertierende Jugendliche verschiedenen Geschlechts so nah aufeinander wohnten. Nun, ich konnte es einerseits verstehen – andererseits …«
    »Und Sacher und Kaufmann, die waren dort Schüler?«
    »Bevor ich dazu etwas sage, würde ich doch gern wissen, weshalb Sie

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