Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Gesichtsfarbe aus Silvia Lutters Gesicht. »Als ich Ruth Steiner gesagt habe, dass die Zeugin sich nicht getäuscht hat, da hat sie ihre Aussage korrigiert.«
»Und?«
»Sagen Sie es mir. Wie war es denn wirklich?«
Auf Silvia Lutters Stirn bildeten sich Schweißtropfen.
»Da Sie ja mit dabei waren, wissen Sie ja, was Ihre Freundin Ruth meinte, als sie erklärte, sie würde jetzt die Wahrheit sagen.«
Silvia Lutter sagte nichts.
Zeit für den finalen Schlag. Horndeich stand auf. »Frau Lutter, nur um Ihnen die Dimensionen klarzumachen, um die es hier geht. Wir ermitteln in einem Mordfall. Einem, wie Sie sicher auch wissen, ziemlich brutalen Mordfall. Es zeichnet sich ab, dass es Verbindungen zu anderen Taten gibt. Wir arbeiten unter Hochdruck daran. Und was uns überhaupt nicht weiterbringt, sind falsche Zeugenaussagen. Zeugen, die versuchen, uns zu täuschen.«
Silvia Lutter sagte immer noch nichts, aber Horndeich konnte förmlich sehen, wie ihr Gedankenapparat im roten Drehzahlbereich lief.
»Also sagen Sie mir jetzt, was an dem Abend geschehen ist. Und bei einer weiteren Lüge könnte ich ein wenig ärgerlich werden. Ganz abgesehen davon, dass es sein kann, dass Sie diese Aussage einmal vor einem Gericht machen müssen. Vielleicht unter Eid. Also?«
Silvia Lutter schwieg und sah auf den Tisch.
»Dann erzähle ich Ihnen jetzt, was ich meine, was in der Nacht geschehen ist.«
Frau Lutter sah auf und Horndeich an.
»Ruth Steiner war in der Nacht überhaupt nicht bei Ihnen. Sie hat sich erst später bei Ihnen gemeldet. Vielleicht schon am Samstag, vielleicht auch erst, nachdem Emil Sacher entdeckt worden ist. Sie bat Sie, der Polizei zu sagen, dass sie in der Nacht bei Ihnen gewesen wäre, falls diese Sie fragen würde. Sie sagte Ihnen, Sie sollten sagen, dass sie gemeinsam das Buch angeschaut und Wein getrunken hätten und dass sie bei Ihnen übernachtet hätte. Nur leider passte das nicht mit den anderen Zeugenaussagen zusammen. Und nun haben Sie den Salat.«
Silvia Lutter nickte.
»Heißt dass, dass Sie mir zustimmen.«
Erneutes Nicken.
»Ruth Steiner war also am Freitag vor zwei Wochen nicht bei Ihnen?«
»Nein. Sie war nicht bei mir. Sie kam am Mittwochabend zu mir, an dem Tag, an dem Sacher gefunden worden ist. Und sie fragte mich, ob ich bereit wäre, zu sagen, sie wäre bei mir gewesen.«
»Und da haben Sie spontan zugesagt.«
»Nein. Quatsch. Ich habe sie gefragt, warum ich so was sagen sollte. Und sie hat geantwortet, dass ihr Wagen quasi vor dem Haus gestanden habe. Ich habe sie nach dem Grund dafür gefragt, aber das hat sie mir nicht beantwortet. Sie sagte nur, sie könne richtig in Schwierigkeiten kommen. Ich habe dann nur noch eine Frage gestellt: ob sie irgendetwas Strafbares gemacht habe. Das hat sie verneint. Und ich habe ihr geglaubt.«
»Und dann haben Sie ihr das falsche Alibi gegeben.«
»Ein Alibi braucht meines Wissens ein Täter. Da Ruth aber nichts getan hat, gebe ich kein falsches Alibi.«
Über diese Silbenklauberei wollte Horndeich nicht mehr mit Silvia Lutter diskutieren.
Wieder klopfte es. Erneut steckte Horndeich den Kopf zur Tür herein. Er reckte den Daumen nach oben.
»Tja, Frau Steiner, das Blatt hat sich gewendet.«
»Ja?«
»Soeben hat sich Ihr Alibi pulverisiert. Frau Lutter hat zugegeben, dass Sie Freitag vor zwei Wochen, als Ihr Auto unweit des Woogs stand, nicht bei ihr gewesen sind.«
»Gut. Dann war ich nicht bei Silvia.«
»Sondern?«
»Das werde ich Ihnen nicht sagen.«
»Oh.« Mit einer solchen Antwort hatte Margot nicht gerechnet.
Ruth Steiner ging in die Offensive: »Was werfen Sie mir eigentlich vor? Ist es ein Straftatbestand, seinen Wagen an einer Straßenecke abzustellen? Wohl eher nicht. Ich halte diesen Ort eher für einen Fünfzehn-Euro-Parkplatz.«
»Für einen was?«
»Sie kennen doch die Parkplatzsituation in Darmstadt. Es gibt kein Parkverbot. Es gibt nur Fünfzehn-Euro-Parkplätze und Fünfunddreißig-Euro-Parkplätze.«
Margot war nicht zu Scherzen aufgelegt. »Frau Steiner, Sie verkennen die Situation: Sie rächen sich an den Peinigern Ihrer Jugend, auf die Sie durch Ihren Vortrag bei der Burschenschaft zufällig gestoßen sind. Und weil Sie sich ja mit der Geschichte der Frauen in Darmstadt auskennen, inszenieren Sie die Tode als Rache für die Hexenverfolgung. Sie haben ein Motiv, hatten die Gelegenheit, und Sie waren am Tatort.«
»Auffindeort, wenn ich mich richtig erinnere?«
Sie wollte sich in
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