Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
Spitzfindigkeiten ergehen?, dachte Margot. Kann sie haben: »Am Tatort zur Tatzeit. Der Tod trat erst im Wasser ein. Sacher ist ertrunken.«
Ruth sagte nichts mehr.
Margot wusste, dass die Argumentation etwas dünn war. Aber sie wusste ebenso, dass ihr Ruth Steiner etwas verheimlichte, und offensichtlich etwas, was mit dem Fall in Zusammenhang stand. Dass sie ihren Wagen zufällig dort abgestellt hatte, wo zur gleichen Zeit ein Mann, den sie kannte, im Woog ertränkt worden war – das konnte kein Zufall sein. »Also, zum letzten Mal: Was haben Sie dort gemacht? Am Woog, vorvergangenen Samstagmorgen um zwei Uhr?«
»Ich sage nichts mehr.«
»Wo ist Philipp Kaufmann?«
»Keine Ahnung.«
»Was haben Sie vorvergangenen Samstagmorgen um zwei Uhr am Woog gemacht?«
»Ich sagte gerade, dass ich dazu nichts mehr sage.«
»Gut. Dann sage ich Ihnen jetzt nur noch zwei Dinge: Erstens beantrage ich jetzt beim Richter einen Durchsuchungsbeschluss für Ihre Wohnung. Zweitens: Bis der da ist, bleiben Sie hier. Dann werden wir sehr schnell feststellen, ob Sacher – oder sogar einer der anderen – bei Ihnen gewesen ist.«
Ermittlungsrichter Kunze war nicht begeistert, am Samstag mal eben einen Durchsuchungsbeschluss zu unterzeichnen. Doch Margot konnte ihn überzeugen. Auch davon, dass Gefahr bestand, dass Ruth Steiner eventuelle Indizien vernichten würde, nachdem ihr Alibi geplatzt war.
Wenig später fuhren zunächst Margots und Horndeichs Wagen in den Wendehammer vor dem Haus in der Wielandstraße. Sie stellten den Wagen ab. Sofort kam ein Mann aus der Haustür eines der Häuser. Ging auf die Beamten zu. »Hallo?«
Horndeich erwiderte ebenso knapp: »Ja?«
»Junger Mann, hier können Sie aber nicht stehen bleiben.«
»Doch. Das können und das werden wir.«
»Nein. Das können Sie nicht.«
»Doch.« Horndeich grinste.
»Ich rufe jetzt die Polizei!«
»Sie haben aber auch ein Glück!«, sagte Horndeich und zeigte auf die Kreuzung, von der gerade Kollegen in zwei Streifenwagen in die Wielandstraße abbogen.
Kurz war der Mann irritiert. Dann erhellte ein Lächeln sein Gesicht, und er sah seinen Freunden und Helfern entgegen.
»Das war die gute Nachricht«, meinte Horndeich. Nun hatte er wieder die volle Aufmerksamkeit des Mannes. »Die schlechte ist: Die werden jetzt auch hier parken. Wenn wir jemandem im Weg stehen, einfach bei Steiner klingeln.«
Danach drehte er sich um.
Ruth Steiner schloss die Haustür auf. Und Horndeich, Margot und sieben weitere Beamte betraten das Haus. Ruth Steiners Wohnung lag im ersten Stock. Sie hatte drei Zimmer, einen Balkon, Küche, ein Bad und ein Gäste-WC. Der Boden war, außer im Bad, mit Parkett belegt.
Ruth Steiner hatte die Wohnung ansprechend eingerichtet. Doro hatte Margot einmal erzählt, dass es bei Ruth richtig gemütlich sei. Margot hatte den gleichen Eindruck. Besonders das Wohnzimmer mit seinen sicher dreißig Quadratmetern war wohnlich. Zwei Sofas, ein Couchtisch, ein breites Regal. Drei Palmen, zahlreiche kleinere Zimmerpflanzen. An den Fenstern Gardinen. Ja, Margot konnte sich vorstellen, dass man in dieser Atmosphäre gute Gespräche führen konnte.
Ruth Steiner setzte sich auf das Sofa.
Margot setzte sich neben sie.
»Sie haben die Falsche.«
»Aber Sie spielen nicht mit offenen Karten.«
Ruth Steiner zuckte nur mit den Schultern.
Baader und ein Team von sechs Kollegen arbeiteten sich Zentimeter für Zentimeter durch die Räume. Bücher wurden aus den Regalen gezogen, Fingerabdrücke von Türrahmen oder Regalstützen genommen. Auch die zur Wohnung gehörende Garage wurde von Beamten untersucht. Der Boden dort wies Erdspuren auf – die vielleicht mit denen übereinstimmten, die unter Till Hansens Fingern gefunden worden waren?
Margot glaubte nicht daran, dass dies der Ort war, an dem zumindest Hansen und Sacher gefangen gehalten worden waren. Luminol brachte keine Hinweise auf Blutspuren. Weder in der Garage noch in der Wohnung.
Horndeich und ein Kollege gingen in den Keller, wühlten sich dort durch Kisten und Kästen.
Nach gut einer Stunde hatten die Beamten ihre Aktion abgeschlossen. Baader packte gerade seine Siebensachen zusammen.
»Wir müssen natürlich noch die Auswertung der Fingerabdrücke abwarten – aber ich habe den Eindruck, das war eine Fehlanzeige.«
»Kann ich jetzt hierbleiben?«, fragte Ruth Steiner.
In diesem Moment klingelte Margots Handy. Sie nahm ab.
»Margot, hier ist Bernd. Ich glaube, ich habe etwas Interessantes
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