Opfergrube: Kriminalroman (Darmstadt-Krimis) (German Edition)
gefunden. Ruth Steiner hat ein eigenes Haus. In Fränkisch-Crumbach. Etwas abgelegen, soweit ich das auf Google-Earth sehen kann.« Bernd Riemenschneider gab die Adresse durch.
Margot wandte sich Ruth Steiner zu: »Nein. Sie können nicht hierbleiben. Wir fahren jetzt gemeinsam zu Ihrem Haus in Fränkisch-Crumbach.«
»Dort dürfen Sie auch durchsuchen?«
Margot führte drei Telefonate. Fünf Minuten später zeigte sie Ruth Steiner auf dem Smartphone den Anhang einer E-Mail. Es war der Durchsuchungsbeschluss für das Haus in Fränkisch-Crumbach. »Wir können jetzt direkt fahren. Oder wir machen den Schlenker beim Richter vorbei, und Sie sehen den Beschluss schwarz auf weiß.«
Ruth Steiner zuckte mit den Schultern. Sie sah auf die Uhr. »Fahren wir nach Crumbach«, sagte sie resigniert. »Ich würde gern heute Abend wieder hier schlafen.«
Das Haus lag westlich von Fränkisch-Crumbach, etwas außerhalb. Es war einstöckig. Das Geschoss unter dem Satteldach schien ausgebaut zu sein, zumindest ließ das schmucke Giebelfenster darauf schließen.
Ruth Steiner saß neben Margot im Dienst-Benz.
»Wie lange gehört Ihnen das Haus schon?«
»Seit fünf Jahren. Mein Onkel – der, der den Ford immer repariert, der hat ein paar Häuser in Brensbach, in Crumbach, auch in Fischbachtal. Stammt vom reicheren Zweig der Familie ab. Er hat es mir überschrieben, in mehreren kleinen Häppchen, damit die Steuer nicht zu viel kassiert. Seit fünf Jahren gehört es mir ganz. Ich vermiete es im Sommer. Die, die einmal dort Urlaub gemacht haben, kommen meist wieder, weil es hier schön ruhig ist. Apropos, wann bekomme ich meinen Wagen wieder?«
Steiners Ford war inzwischen ins Präsidium gebracht worden. Auch er sollte untersucht werden, ob sich irgendwelche Spuren der Getöteten darin oder daran befanden.
»Das kann ein paar Tage dauern«, antwortete Margot lapidar. »Sie wohnen nicht selbst in diesem Haus?«
»Ab und an. Ich mache den Laden ja nicht so oft zu. Manchmal nutze ich ein langes Wochenende. Aber gerade an den Wochenenden ist das Haus halt oft vermietet. Und das Geld tut schon ganz gut.«
»Das Haus hat eine Garage?«
»Ja. Steht aber kein Auto drin. Der Boden ist nicht betoniert. Und wenn es regnet, läuft Wasser rein. Dann ist da ein ziemlicher Schlamm. Da lässt man das Auto lieber draußen stehen. Ich habe einen Arbeitstisch in die Mitte eingelassen, damit keiner der Gäste auf die Idee kommt, da einen Wagen reinzustellen.«
Margot stellte den Dienstwagen vor dem Haus ab. Direkt hinter ihr kam Horndeich mit seinem Fahrzeug, die beiden Polizeifahrzeuge mit den Beamten im Schlepptau.
Es wiederholte sich das gleiche Spiel: Die Beamten durchpflügten das Haus, Baader und ein Kollege kümmerten sich um Fingerabdrücke und Blutspuren. Ruth Steiner saß regungslos auf einem Sofa.
Margot sah in die Runde. Die Beamten. Die regungslose Ruth. Die hob den Kopf. Kurz trafen sich ihre Blicke.
Margot ging zu Horndeich, der gerade einzelne Bücher aus dem Regal nahm. »Wir werden hier nichts finden.«
»Wir werden hier wohl was finden.«
»Nein. Sie weiß etwas, aber sie hat mit den Morden nichts zu tun.«
»Sie weiß etwas, da sind wir uns einig. Aber sie hat mit den Morden eine Menge zu tun. Sie hat sie begangen. He, das ist der Grund, weshalb wir an diesem Samstag überhaupt arbeiten. Du hast doch gesagt, sie hätte Emil Sacher in den Woog versenkt. Vielleicht nicht allein. Aber sie steckt da mit drin. Nicht nur knöcheltief, sondern bis zum Bauchnabel.«
»Ich glaube, ich habe mich in Bezug auf Ruth Steiner geirrt. Kannst du hier auf mich verzichten?«
»Äh – ja? Wir sind genug Leute. Wo willst du denn hin?«
»Hier im Ort noch jemandem eine Frage stellen zu etwas, das ich vielleicht zu schnell ad acta gelegt habe. Ich bin über Handy erreichbar, wenn ihr etwas finden solltet. Und vielleicht hast du recht – vielleicht gibt es da wirklich noch jemanden.«
Damit machte sich Margot auf den Weg.
»Sehr nett, dass Sie sogar am Samstagabend Zeit für mich haben«, sagte Margot zu Wolfgang Wuttke, als er sie abermals auf den Stufen vor der Wohnungstür empfing.
»Schon in Ordnung. Meine Frau ist heute Abend bei einer anderen Freundin, ich hätte ohnehin nur ferngesehen.« Noch bevor Margot wieder den Wohnbereich des Hauses betreten hatte, fragte Wuttke: »Was führt Sie erneut zu mir?«
»Sagen wir so – ich würde gern noch einmal mit Ihnen über die vier Freunde sprechen.«
»Treten Sie ein. Möchten Sie
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