Opferlämmer
GESCHAFFEN hat, sondern vor den Leuten, die durch das Netz VERNICHTET werden. Sie erkranken infolge der Stromleitungen, der radioaktiven Strahlung und der Luftverschmutzung durch die Kohlekraftwerke. Sie verlieren ihre Häuser durch Erdbeben, deren Ursache Erdwärmebohrungen und künstliche Stauseen sind. Sie werden von Firmen wie Enron betrogen. Die Liste ist endlos.
Im Gegensatz zu 1931 verlange ich jedoch, dass Sie die gesamte Northeastern Interconnection abschalten, und zwar für einen Tag, beginnend um 18.30 Uhr heute Abend.
Falls Sie das tun, werden die Menschen erkennen, dass sie gar nicht so viel Strom benötigen und dass ihr Handeln von Habgier und Unersättlichkeit getrieben ist. Und Sie fördern das nur zu gern. Weshalb? Natürlich um GEWINNE zu erzielen. Falls Sie mich auch diesmal ignorieren, werden die Konsequenzen bei Weitem gravierender ausfallen als bei den kleinen Zwischenfällen von gestern und vorgestern. Und es wird wesentlich mehr Tote geben. R. Galt
»Absurd«, sagte McDaniel. »Es würde zu inneren Unruhen kommen, Tumulten, Plünderungen. Der Gouverneur und der Präsident sind sich einig. Wir geben nicht nach.«
»Wo ist der Brief?«, fragte Rhyme.
»Sie sehen ihn vor sich. Es war eine E-Mail.«
»An wen hat er sie geschickt?«
»An Andi Jessen persönlich. Und zusätzlich an die Firma; an die E-Mail-Adresse der Sicherheitsabteilung.«
»Zurückverfolgbar?«
»Nein. Er hat einen Proxy-Server in Europa benutzt… Wie es scheint, plant er einen Großanschlag.« McDaniel blickte auf. »Washington hat sich mittlerweile massiv eingeschaltet. Die Senatoren – diejenigen, die mit dem Präsidenten an erneuerbaren Energien arbeiten – kommen heute früher in die Stadt, um sich mit dem Bürgermeister zu treffen. Der stellvertretende Direktor des FBI nimmt auch an der Besprechung teil. Gary Noble koordiniert alles. Wir haben sogar noch mehr unserer Leute auf die Straßen geschickt. Und der Polizeipräsident hat weitere eintausend uniformierte Beamte mobilisiert.« Er rieb sich die Augen. »Lincoln, wir haben das Personal und die Mittel, aber wir brauchen einen Anhaltspunkt, wo der nächste Anschlag stattfinden wird. Was können Sie anbieten? Wir benötigen irgendwas Konkretes.«
Rhyme musste daran denken, dass er McDaniel versprochen hatte, sein Zustand werde die Ermittlungen nicht beeinträchtigen.
Von Anfang bis Ende …
Daraufhin hatte er — wie gewünscht — die Leitung übertragen bekommen. Trotzdem hatte er den Täter nicht aufgespürt. Und genau die körperliche Verfassung, die angeblich kein Problem darstellte, hatte beinahe zum Tod von Sachs, Pulaski und einem Dutzend ESU-Beamten geführt.
Er sah dem ASAC in das glatte Gesicht mit den Raubtieraugen. »Was ich anbieten kann, sind neue Beweisstücke, die wir untersuchen werden.«
McDaniel zögerte und winkte dann mit unbestimmter Geste ab. »Meinetwegen. Legen Sie los.«
Rhyme hatte sich bereits zu Cooper gedreht und in Richtung des Digitalrekorders genickt, auf dem das Stöhnen und Flehen des vermeintlichen »Opfers« gespeichert worden war. »Audioanalyse. «
Der Techniker verband das Gerät mit seinem Computer und tippte etwas ein. Auf dem Monitor erschienen einige Sinuskurven. »Klangvolumen und Signalqualität lassen darauf schließen, dass die Aufnahme von einer Sendung im Kabelfernsehen angefertigt wurde«, sagte Cooper.
»Welche Marke hat der Rekorder?«
»Sanoya. Chinesisch.« Cooper führte eine Datenbankabfrage durch. »Wird landesweit in etwa zehntausend Geschäften verkauft. Ohne Seriennummer.«
»Noch was?«
»Es sind keine Fingerabdrücke darauf und auch keine Partikel, außer wieder etwas Taramosalata.«
»Und der Generator?«
Cooper und Sachs nahmen sich das Dieselaggregat gründlich vor. Tucker McDaniel führte unterdessen mehrere Telefonate und wartete nervös ab. Der Generator erwies sich als das Modell Power Plus, hergestellt von der Williams-Jonas Manufacturing Company in New Jersey.
»Und woher stammt dieses spezielle Exemplar?«, fragte Rhyme.
»Lass es uns herausfinden«, sagte Sachs.
Zwei Anrufe später – bei der örtlichen Vertriebsniederlassung des Herstellers und dem Bauunternehmen, an das man sie dort verwies – wussten sie, dass der Generator von einer Baustelle in Manhattan gestohlen worden war. Das zuständige Revier sagte, der Dieb habe keine Spuren hinterlassen. Und Überwachungskameras gebe es dort auch nicht.
»Hier sind ein paar interessante Partikel«, verkündete Cooper und
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