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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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dass Sie ein Cop sind.«
    »Das hab ich.«
    »Dann behaupten Sie eben, Sie seien ein besonders wichtiger Cop. Ein Häuptling, kein Indianer.«
    »Ich …«
    Doch Rhyme konzentrierte sich bereits auf etwas anderes: das Eisengitter, das den Zugang zum Versorgungsschacht versperrt hatte.
    »Wie hat er die Stäbe durchtrennt, Mel?«
    Die Untersuchung ergab, dass der Täter diesmal keine Bügelsäge, sondern einen Bolzenschneider benutzt hatte.
    Cooper nahm sich die Schnittkanten des Gitters unter einem Mikroskop vor, das mit einer Digitalkamera ausgestattet war, und schoss mehrere Fotos, die er dann auf den Computer überspielte und nebeneinander auf einem Bildschirm öffnete.
    »Gibt es unverwechselbare Merkmale?«, fragte Rhyme. Analog zu dem abgebrochenen Sägezahn und den Kratzern auf den Schrauben und Muttern würde sich vielleicht auch anhand des Bolzenschneiders eine Verbindung zwischen dem Eigentümer des Werkzeugs und dem Tatort herstellen lassen.
    »Wie wär’s hiermit?«, fragte Cooper und zeigte auf den Monitor. Auf den Schnittflächen mehrerer der Gitterstäbe befand sich an jeweils ungefähr der gleichen Stelle ein winziger halbmondförmiger Kratzer.
    »Das reicht aus. Gut.«
    Dann neigte Pulaski den Kopf und setzte seinen Schreibstift auf das Papier. Anscheinend war jemand von Bennington Wire endlich ans Telefon gegangen, um mit dem jungen Beamten in
seiner neuen Funktion als oberster Gebieter des New York City Police Department zu sprechen.
    Nach einer kurzen Unterredung trennte Pulaski die Verbindung.
    »Also, was ist denn nun mit dem Kabel?«, rief Rhyme.
    »Zunächst mal ist dieser Kabeltyp ziemlich verbreitet. Es …«
    » Wie verbreitet?«
    »Es werden jedes Jahr weit mehr als eine Million Meter davon verkauft. Das Kabel ist hauptsächlich auf mittlere Spannungsstärken ausgelegt.«
    »Sechzigtausend Volt gelten noch als mittlere Spannung?«
    »Offensichtlich. Man kann das Kabel bei jedem einschlägigen Großhändler bekommen. Aber der Mann hat gesagt, dass Algonquin direkt ab Werk beliefert wird.«
    »Wer dort wäre für die Bestellungen zuständig?«, fragte Sellitto.
    »Die Lagerverwaltung.«
    »Ich rufe gleich mal dort an«, sagte Sellitto, wählte eine Nummer und ließ sich weiterverbinden. Das Gespräch dauerte nicht lange. »Man überprüft den Bestand, ob etwas fehlt«, teilte er mit.
    Rhyme betrachtete das Gitter. »Er muss den Einstieg in der Gasse und den Schacht der Algonquin irgendwann vorher ausgekundschaftet haben.«
    »Vielleicht hat er an den Dampfrohren gearbeitet und dabei das Gitter und den Tunnel entdeckt«, sagte Sachs.
    »Was definitiv auf einen Angestellten der Firma hindeuten würde.« Rhyme hoffte, dass dies der Fall war. Insiderjobs ließen sich wesentlich einfacher aufklären. »Lasst uns weitermachen. Was ist mit den Stiefeln?«
    »Es finden sich gleichartige Abdrücke sowohl im Versorgungsschacht als auch an der Stelle im Umspannwerk, an der das Kabel befestigt war«, sagte Sachs.

    »Gibt es auch welche aus dem Café?«
    »Einen«, erwiderte Pulaski und wies auf ein elektrostatisches Abbild. »Von unter dem Tisch. Für mich sieht das wie dieselbe Sohle aus.«
    Mel Cooper verglich die Abdrücke und bestätigte Pulaskis Vermutung.
    »Amelia hat mich die Stiefel der Algonquin-Arbeiter überprüfen lassen, die dort vor Ort waren«, fuhr der junge Beamte fort. »Von denen hat keiner hierzu gepasst.«
    »Mel, was meinst du, welche Marke ist das?«, fragte Rhyme.
    Cooper zog eine Datenbank des NYPD zurate, in der Tausende von Schuhen und Stiefeln gespeichert waren. Es handelte sich hauptsächlich um Männerschuhe, weil die meisten Schwerverbrechen, bei denen der Täter am Schauplatz zugegen war, von Männern begangen wurden.
    Rhyme hatte vor Jahren maßgeblich an der Einrichtung dieser Datenbank mitgewirkt und erreicht, dass alle großen Hersteller das NYPD seitdem regelmäßig mit den Scans ihrer neuen Modelle versorgten.
    Auch nach seinem Unfall war Rhyme aktiv an der Pflege und Erweiterung der Produkt- und Materialdatenbanken des Departments beteiligt geblieben. Einer seiner letzten Fälle, bei dem es um die gezielte Auswertung von Daten gegangen war, hatte ihn auf eine Idee gebracht, deren Resultate inzwischen von vielen Polizeibehörden im ganzen Land genutzt wurden: Rhyme hatte das NYPD mit mehr oder weniger sanfter Gewalt dazu veranlasst, einen Programmierer damit zu beauftragen, die Sohlenprofile der Datenbank künstlich altern zu lassen und Computerabbildungen der

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