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Opferlämmer

Opferlämmer

Titel: Opferlämmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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eventuell drohender Auftragsmord sei in Mexiko nichts Besonderes und erfordere eigentlich keinen so hochrangigen Beamten wie Luna, aber er sei ehrgeizig und erhoffe sich, dass die Zusammenarbeit mit dem NYPD sich positiv auf Mexikos angespannte Beziehung zum nördlichen Nachbarn auswirken werde.
    »Der Mann ist wirklich außergewöhnlich. Fährt in seinem eigenen Lexus SUV durch die Gegend, trägt zwei Pistolen … ein echter Cowboy.«
    »Aber ist er sauber?«
    »Arturo hat mir erzählt, dass er alle Tricks und Kniffe beherrscht … Aber ja, er ist sauber. Und er ist gut. Er hat zwanzig Jahre Erfahrung und arbeitet bisweilen an vorderster Front mit, um einen Fall aufzuklären. Er stellt sogar eigenhändig Beweismittel sicher.«
    Rhyme war beeindruckt. Während seiner Zeit im aktiven Polizeidienst, als er schon Leiter der Spurensicherung im Rang eines Captains gewesen war, hatte er sich genauso verhalten. Viele Male war irgendein junger Techniker beim Klang von Rhymes Stimme erschrocken herumgefahren und hatte verblüfft den Chef des Chefs seines Chefs erblickt, der mit Latexhandschuhen und Pinzette eine Faser oder ein Haar vom Boden aufsammelte.
    »Luna hat hart gegen Wirtschaftsverbrecher, Menschenhändler
und Terroristen durchgegriffen und ein paar einflussreiche Leute hinter Gitter gebracht.«
    »Und er ist noch am Leben«, stellte Rhyme fest. Das war nicht nur so dahingesagt. Der Polizeipräsident von Mexico City war vor nicht allzu langer Zeit ermordet worden.
    »Er hat einen Haufen Leibwächter«, erklärte Dance. »Und er würde gern mit Ihnen reden, Lincoln.«
    »Geben Sie mir seine Nummer.«
    Dance nannte langsam eine Ziffer nach der anderen. Sie kannte Rhyme persönlich und wusste von seiner Behinderung. Mit seinem rechten Zeigefinger gab er die Nummer nun über das Touchpad ein. Die Zahlen erschienen auf dem Flachbildschirm vor ihm.
    Dann sagte Dance, die DEA setze das Verhör des Mannes fort, der Logan das Paket gebracht hatte. »Seine Behauptung, er kenne den Inhalt nicht, ist gelogen. Ich habe das Video gesehen und konnte den Kollegen ein paar Tipps für die weitere Befragung geben. Der Arbeiter hat vermutlich mit Drogen oder Bargeld gerechnet und einen schnellen Blick riskiert. Da er den Inhalt nicht gestohlen hat, dürfte es sich um etwas anderes gehandelt haben. Das Verhör müsste ungefähr jetzt wieder losgehen. «
    Rhyme bedankte sich bei ihr.
    »Ach, da wäre noch was.«
    »Ja?«
    Dance nannte ihm die Adresse einer Internetseite, die Rhyme ebenfalls langsam in seinen Computer eingab.
    »Ich dachte mir, Sie würden sich Rodolfo vielleicht gern mal ansehen. Mir jedenfalls hilft es beim Verständnis einer Person, wenn ich eine bildliche Vorstellung von ihr habe. Auf dieser Seite ist ein Foto von ihm.«
    Rhyme bezweifelte, dass es ihm nützen würde. Bei seiner Arbeit bekam er nur selten Leute zu Gesicht. Die Opfer waren
meistens tot und die Täter längst geflohen, bis ihm ein Fall übertragen wurde. Es war ihm eigentlich auch lieber so.
    Dennoch rief er die fragliche Seite im Anschluss an das Telefonat auf. Es war ein mexikanischer Zeitungsartikel in spanischer Sprache, und es schien darin um eine große Drogenrazzia zu gehen. Der verantwortliche Ermittler war Rodolfo Luna. Das Foto zeigte einen großen Mann inmitten mehrerer anderer Bundespolizisten. Manche von ihnen trugen zum Schutz ihrer Identität schwarze Skimasken, andere hatten die grimmigen, wachsamen Mienen von Männern, deren Beruf sie zu Zielscheiben gemacht hatte.
    Luna hatte ein breites Gesicht und dunkle Haut. Er trug zwar eine Militärmütze, doch darunter war sein Kopf offenbar kahl geschoren. Seine olivfarbene Uniform sah mehr nach Armee als nach Polizei aus, und an seiner Brust hing jede Menge glänzendes Lametta. Er hatte einen buschigen schwarzen Schnurrbart, umgeben von ausgeprägten Labialfalten. Seine Miene war einschüchternd finster, er hielt eine Zigarette und zeigte gerade auf irgendetwas links des Bildes.
    Rhyme gab per Touchpad den Befehl, die Nummer in Mexico City zu wählen. Er hätte dazu auch die Spracherkennung benutzen können, aber da er etwas Kontrolle über seine rechte Hand zurückerlangt hatte, wollte er keine Gelegenheit zum Training auslassen.
    Hier war lediglich eine zusätzliche Landesvorwahl erforderlich, und gleich darauf sprach er mit Luna, dessen Stimme sich als überraschend sanft erwies, mit nur ganz leichtem, nicht eindeutig zuzuordnendem Akzent. Der Mann musste fraglos Mexikaner sein, aber in

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