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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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stöhnen, aber nur ein bisschen. Schweißtropfen traten auf seine faltige Stirn und liefen ihm über die Schläfen.
    »Wenn ich euch eines von den Worten sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine aufheben und auf mich werfen, und Feuer wird aus den Steinen kommen und euch verbrennen«, sagte der Mörder, als er sich vorbeugte, um die Fesseln zu kontrollieren, wobei sein Gesicht unter der spitzen Kapuze seines Umhangs verborgen blieb. Nachdem er sich vergewissert hatte, stellte er seine Tasche auf dem Bett ab, öffnete den Schnappverschluss und holte eine Spritze hervor.
    Der Kopf des Opfers flog zur Seite, und entsetzte Augen verfolgten jede Bewegung seines Peinigers. Der Mörder griff in seine Westentasche, nahm eine Ampulle mit einer Flüssigkeit heraus, drehte sie auf den Kopf und schnippte mit dem Zeigefinger eine Luftblase nach oben. Die Nadel durchstach den Deckel aus Alufolie und sog langsam den Inhalt in die Röhre.
    Das Opfer warf den Kopf hin und her, als der Mörder seine pulsierende Halsschlagader fixierte und diese dann fest zusammendrückte.
    Die Nadel drang in die Arterie ein.
    Das Opfer atmete tief durch die Nasenlöcher aus, während die letzten zuckenden Halsmuskeln erlahmten.
    Der Mörder hörte selbst auf zu atmen, als er auf den Moment wartete, das Vorgefühl auskostete. Es kam wie eine Flutwelle, die Endorphine brandeten durch seine Adern und verliehen ihm dieses berauschende Allmachtsgefühl, das der Sinn der ganzen Übung war. Als die Ekstase verebbte, machte er sich wieder an die Arbeit und holte Messer, Meißel, Zange und Schraubenzieher aus der Tasche, um sich dem rituellen Moment der Tat zu widmen.

Dienstag

8
    Am nächsten Morgen, nach nur wenigen Stunden Schlaf, fuhr Jo zum feinen Merrion Square. Sie sah nach, ob irgendetwas von Wert auf den Sitzen lag, stieg aus und warf eine exorbitante Menge an Kleingeld in die Parkuhr, bevor sie ihre Tasche quer über die Schulter hängte. Die Reihenhäuser im georgianischen Stil mit ihren schmiedeeisernen Balkonen und Oberlichtern über den bunt lackierten Türen sahen prächtig aus, doch bei Nacht verwandelte sich die Gegend in ein berüchtigtes Rotlichtviertel. Wenn sie für all die Male, die sie Männern – besonders Kollegen – schon widersprochen hatte, die immer noch behaupteten, Frauen würden sich für Sex anbieten, um ihr Studium zu finanzieren oder gar weil die Gefahr sie reizte, einen Euro bekommen hätte, wären die Parkkosten längst kein Thema mehr. Es gab ihres Wissens eigentlich nur einen vorherrschenden Grund, weshalb Frauen auf den Strich gingen, ob es den Männerfantasien nun passte oder nicht, nämlich um sich Geld für Drogen zu beschaffen.
    Beim Überqueren der Straße hin zur National Gallery blickte sie nach rechts, wo eine Straße weiter bald wieder ein Cricketmatch vom dezenten Applaus der Zuschauer auf dem Rasen des Trinity Colleges begleitet würde, und dann nach links zum St. Stephen’s Green, wohin Eltern mit ihren Kleinkindern zum Entenfüttern gingen. Die letzten schrecklichen Momente der ermordeten Prostituierten, des Junkies und des Drogenbosses schienen in eine andere Stadt zu gehören. Wäre es nach Jo gegangen, hätte jeder Managertyp, der glaubte, es sich verdient zu haben, am Wochenende mit der Partydroge seiner Wahl abfeiern zu können, gezwungen werden müssen, der aktuellen Autopsie eines Opfers aus dem Milieu beizuwohnen, damit er kapierte, dass die Kette der Verantwortung zum Marktprinzip von Angebot und Nachfrage und damit direkt zu ihm führte.
    Nachdem sie beim Gehen durch das Adressbuch ihres Mobiltelefons gescrollt hatte, wählte sie mit einer Hand die Nummer von Gerry im Justizministerium und kramte mit der anderen einen Nicorette-Kaugummi heraus, den sie nur mit großer Überwindung in den Mund steckte.
    »Sie bringen mir keine Blumen …«, legte sie gleich los und kaute kräftig, als der Sprecher des Ministers abnahm.
    »Was ist los? Sind Ihnen auf dem Revier die Fliegen ausgegangen, denen Sie die Flügel ausreißen können?«
    »Sehr witzig, Gerry, aber wechseln Sie nicht ins Komödiantenfach. Meine Eingabe zum Nebenklagerecht … Wie weit sind wir damit?«
    Sie hörte, wie Gerry mit einem Stift auf seinen Schreibtisch trommelte.
    »Rechtsvertreter für Vergewaltigungsopfer bei Gericht«, fuhr sie fort. »Wir müssen etwas in unserem Justizsystem geraderücken, damit die Opfer nicht mehr das Gefühl haben, dass sie es sind, die unter Anklage stehen. Ich habe dem Minister ein Dossier

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