Opferspiel: Thriller (German Edition)
sie nicht einfach nur als eine Nutte betrachten. Ach so, Sexton, als Prostituierte muss sie eine Handynummer für ihre Kunden gehabt haben. Wenn wir die rauskriegen, können wir ihre letzten Schritte per GPS ermitteln.«
Sexton eilte hinaus.
»Mein Opfer wurde verbrannt «, sagte Mac und deutete auf das Zitat an der Tafel.
»Hm, ich weiß nicht.« Warum war der Fall bei ihren Recherchen gestern nicht aufgetaucht? Sie sah flüchtig zur Tür, die sich hinter Sexton geschlossen hatte. In dem Moment spähte Dan durch das Drahtglasfenster herein und tippte dagegen. Sie winkte ihn herein, aber er blieb, wo er war.
»Dan, ich bin mitten in einer Besprechung«, beschwerte sie sich, als sie zu ihm in den Gang hinaustrat.
»In mein Büro, sofort.«
»Ich komme, sobald wir fertig sind«, erwiderte sie, die Klinke noch in der Hand.
»Darum brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen«, sagte er. »Ich entziehe dir den Fall.«
Jo ließ die Tür los. »Willst du mich auf den Arm nehmen?« Sie sah auf ihre Uhr. »Ich bin erst seit zehn Minuten dabei. Mit welcher Begründung?«
»Wir haben einen Zeugen, der behauptet, du hättest Rita Nulty bestohlen.«
Jo zog verblüfft die Augenbrauen hoch.
»Die tote Hure, Jo!«
»Ich weiß, wer Rita Nulty ist«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Gut, denn dir wird vorgeworfen, ihre letzten paar Kröten mitgenommen zu haben«, sagte Dan, ohne sie anzusehen. »Tut mir leid, aber ich kann dich da nicht raushauen. Das ist eine ernste Sache.«
14
Rorys Schulleiter rief Jo auf dem Handy an, als sie kurz nach drei vor Foxys Schrebergarten im Tymon Park im Stadtteil Tallaght hielt. Sie zog die Handbremse, nahm den Anruf an und griff nach dem Kaffee im Pappbecher, den sie sich unterwegs geholt hatte, als sie es endlich mal geschafft hatte zu tanken. Der Wagen fuhr seit gestern praktisch mit Luft, aber da sie mit Mühe und Not vierundzwanzig Stunden rausgeholt hatte, um ihren Namen reinzuwaschen, indem sie Dan vor Augen hielt, dass es bei solch ernsthaften Anschuldi gungen Verfahrensregeln gab, zählte nun jede Sekunde. Am anderen Ende bat Mr. Montague sie dranzubleiben.
Jo schnaufte ungeduldig und trank vorsichtig einen Schluck Kaffee, während sie im Geist die möglichen Gründe für einen Anruf der Schule durchging und Foxy beobachtete, der auf allen vieren ackerte. Er harkte die Erde in einem Salatbeet, das hoch mit Stacheldraht eingezäunt war, entweder, um jugendliche Vandalen fernzuhalten – oder Kaninchen auf Stelzen.
Foxy bemerkte Jo, als er auf den Gehweg kam, um ein paar Gartengeräte aufzulesen, die er neben einer säuberlich gestutzten Rasenrabatte abgelegt hatte.
»Hab gehört, du bist nicht ganz auf der Höhe«, sagte Jo. Sie lehnte sich über den Sitz und stieß die Beifahrertür auf, um ihm den Weg zu versperren.
»Wie bitte?« Mr. Montague war plötzlich wieder in der Leitung.
»Nein, ich meine nicht Sie. Ist alles in Ordnung?«, fragte Jo und setzte sich wieder aufrecht.
Mr. Montague sagte, es gebe keinen Grund zur Sorge, aber er wolle gern einen Termin mit ihr vereinbaren, um über Rorys Probleme zu sprechen. Im Moment habe er nur fünf Minuten Zeit.
»Was für Probleme?«, fragte Jo alarmiert.
Foxy blickte kurz zurück zu seinem Garten, dann beugte er sich ins Auto und schaufelte die Fensterkurbel, die Musikkassette und diverse Schokoriegelhüllen auf den Rücksitz. Er stieg ein, machte die Tür zu und sah starr geradeaus.
»Wie gesagt, ich würde das gern persönlich mit Ihnen besprechen«, beharrte Mr. Montague.
»Entschuldige, macht es dir etwas aus …?«, sagte Jo zu Foxy und deutete mit dem Kinn zur Beifahrertür.
»Und ob es mir etwas ausmacht, verdammt«, bellte Foxy. »Du wolltest, dass ich einsteige, und hier bin ich. Wir bringen das jetzt auf der Stelle hinter uns, oder ich gehe und widme mich meinen Tomaten.«
»Herrgott noch mal!« Jo stieg auf ihrer Seite aus, um in Ruhe telefonieren zu können.
»Was?«, kam es von Mr. Montague.
»Ich meine nicht Sie!« Frustriert schlug sie mit der flachen Hand aufs Autodach.
»Hören Sie, es ist wirklich besser, wenn wir uns treffen«, sagte der Schulleiter.
Jo seufzte schwer. »Mr. Montague, ich habe einen Vollzeitjob. Nach der Arbeit kämpfe ich mich durch den Verkehr zur Tagesmutter, um mein Baby abzuholen. Wenn ich nach Hause komme, was gewöhnlich anderthalb Stunden nach Dienstschluss ist und zehn Stunden, seit ich mein Kind zuletzt gesehen habe, muss ich ihm erst mal was zu
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