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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niamh O'Connor
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wohnt Rita Nultys Mutter. Sag ihr, du brauchst eine Aussage über meinen Besuch bei ihr gestern. Die Schlüsselfrage ist, ob ich ihr Geld gegeben habe. Wenn sie dir die Summe nennt, möchte ich, dass du die in deinem Notizbuch festhältst.« Sie hielt ihm das Blatt hin.
    »Willst du damit sagen, du hast es zurückgegeben? Du verdammte Närrin, Jo. Damit hast du dich total in die Bredouille …«
    »Kapierst du’s denn nicht?« Jo beugte sich dicht zu ihm. »Rita Nulty ist gestorben, weil sie bereit war, alles zu tun, um diese hundert Euro zu verdienen. Deswegen finde ich, dass es nicht egal ist, in welcher Tasche sie landen, und nach meinem Dafürhalten ist das die ihrer Mutter. Es tut mir leid, wenn das nicht deinen hohen moralischen Prinzipien entspricht, aber ich würde es jederzeit wieder genauso machen. Falls du weiter darüber sprechen möchtest, ruf mich später an und nicht den Chief.«
    Jo ging zum Schuppen hinüber und umarmte Sal. »Tschüss, Süße. Warum wollt ihr überhaupt an einem Dienstag zum Gottesdienst?«
    »Ich habe ein bestimmtes Anliegen«, antwortete Sal. »Ich muss eine Freundin für Dad finden. Willst du wirklich nicht mitkommen? Jesus vergibt allen Sündern.«
    Jo konnte es sich nicht verkneifen, Foxys Grinsen zu erwidern. Als sie wieder ins Auto stieg, entsprang urplötzlich aus dem nagenden Gefühl, das sie mit sich herumtrug, seit sie den Caravaggio in der Galerie gesehen hatte, ein Geistesblitz. »Das ist es, nicht wahr?«, sagte sie zu sich selbst. »Der Mörder verehrt Jesus Christus nicht, er klagt ihn an. Bevor Jesus auf der Bildfläche erschien, bedeutete Gerechtigkeit ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹, aber nach ihm hieß es, ›halte die andere Wange hin‹. Jesus hat der Hure vergeben, den Geknechteten, den Verbrechern. Und unser Killer will die Zeit zurückdrehen.«

15
    Es war bereits nach vier, als Jo in Rorys Schule eintraf. Beim Betreten des Hauptkorridors ging sie auf die gerahmten Fotos an der Wand zu, auf denen verschiedene Jahrgänge in den gleichen Rugby-Uniformen zu sehen waren, alle Schüler in derselben Haltung, breitbeinig, die Arme über der Brust verschränkt, dasselbe kraftstrotzende Lächeln im Gesicht.
    Sie suchte die Reihen der Jungen nach Rory ab und erkannte einige seiner Kameraden aus der Oberstufe. Wo zum Teufel ist er? Hat der Mistkerl an dem Tag etwa auch geschwänzt?
    Als sie weiter durch den Flur zur Treppe ging, merkte sie, wie sich beim Anblick der ausgestellten Sporttrophäen alles in ihr sträubte. Sie mochte Sport, nur gaben ihr die in dieser Schule bevorzugten Disziplinen das Gefühl, eine Heuchlerin zu sein: Tennis, Reiten, bescheuertes Pferdepolo! Spiele für Reiche-Leute-Kinder, um den Schülern Klassenbewusstsein und das damit einhergehende Überlegenheitsgefühl einzuimpfen. Jo hatte immer an ein staatlich finanziertes, egalitäres Schulsystem geglaubt, bis der Zeitpunkt gekommen war, Rory an einer weiterführenden Schule anzumelden. Mit einem Mal waren ihre Ideale verpufft. Dan war nicht glücklich darüber gewesen. Nicht des Geldes wegen, obwohl die Schulgebühren einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens schluckten, sondern weil er die unentgeltliche staatliche Schulbildung für gleichwertig hielt, aber Jo war sich da nicht so sicher. Sie fand es schrecklich, dass man für Geld die besten Lehrer kaufen konnte, dazu ein Netz von Freunden, die die besten Jobs anstrebten, und einen Bekanntenkreis, in dem Mädchen verkehrten, die den richtigen Akzent hatten und ab sechzehn die Pille nahmen, weil sie es selbst zu etwas bringen wollten. Doch sie war der Meinung gewesen, dass ihr Sohn die gleichen Chancen haben sollte wie die Kinder von Ministern und Richtern.
    Als Rory dort angefangen hatte, hatte sie ihm dauernd gepredigt, dass er eigenständig denken und nie auf andere herabsehen solle, bloß weil sie weniger Geld hatten, sie hatten schließlich selbst nicht allzu viel. Doch sie ließ davon ab, nachdem er sie darauf aufmerksam gemacht hatte, dass der Stundenlohn, den sie der Polin bezahlte, die einmal in der Woche zum Saubermachen kam, streng genommen Ausbeutung war. Eine Irin hätte die Arbeit nicht für das Dreifache gemacht.
    »In einem sauberen Haus fällt es halt leichter, die Mora lische zu spielen, was, Mum?«, hatte Rory sie aufgezogen, ehe er den Fernseher wieder lauter stellte.
    Jedenfalls waren die Zeiten der Putzhilfe nach dem neuen Haushaltsplan und der Trennung von Dan nun eh vorbei.
    Jo ging direkt in Mr. Montagues Büro und

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