Opferspiel: Thriller (German Edition)
orientalischen Morgenmantel aus Rohseide überzog und sich die wallende Männe vom Kopf riss. Seine kurzen Haare klebten unter einem Haarnetz am Kopf. Er warf sich auf einen Hocker, schmollte sein Spiegelbild an und tupfte dicke Kleckse Fettcreme auf sein Gesicht. Dann versuchte er, Sexton die Karte zu entreißen, doch der hielt sie außer Reichweite.
»Immer schön mit der Ruhe.«
»Das ist Polizeischikane«, klagte Frankie und zog seine falschen Wimpern ab.
»Richtig«, bestätigte Sexton. »Wir haben jetzt einen Ombudsmann, du solltest Beschwerde bei ihm einlegen.«
»Okay, euer Wachtmeisterclub kann mir das Leben zur Hölle machen, schon kapiert. Was wollen Sie?«
»Ich will alles über Rita Nulty wissen.«
»Nie von ihr gehört.«
Sexton griff sich Frankies Kinn und drehte seinen Kopf herum. »Sieh mir in die Augen und sag das noch mal«, sagte er. »Sie war nämlich gestern und heute in allen Zeitungen. Als das letzte Mal eine Hure umgebracht wurde, wart ihr alle auf den Barrikaden, habt eine Gewerkschaft gegründet, um euch besser zu schützen, und Pressemitteilungen an die Zeitungen verschickt. Also lass uns noch mal von vorn anfangen, ja? Rita Nulty. Ich schätze, ihr habt hier den ganzen Abend über nichts anderes als die ermordete Nutte geredet.«
»Lap-dancer sind keine Prostituierten«, erwiderte Frankie. »Prostituierte arbeiten in Puffs oder auf der Straße. Erotiktänzerinnen sind Künstlerinnen.«
Sexton ließ ihn los und beugte sich über seine Schulter, um im Spiegel mit ihm zu sprechen. »Dann will ich es an ders ausdrücken.« Er zog den schmuddeligen Morgen mantel auf. »Ich nehme an, die beiden hier hast du der Sozialhilfe zu verdanken, ja? Lass mich raten, wie du das getrickst hast … Dein Seelenklempner hat einen rührenden Brief ge schrieben über deine ständigen Selbstmordgedanken, seit du im zarten Alter von fünf Jahren entdeckt hast, dass du im falschen Körper eingeschlossen bist. Du hast leider kein Einkommen, weil du wegen deines gestörten Identitätsgefühls nicht arbeiten kannst, und du möchtest verzweifelt eine richtige Frau sein. Meinst du vielleicht, die rücken weiter Geld für deine Hormone raus, wenn das Finanzamt spitzkriegt, was du hier so alles treibst? Wie lan ge dauert so eine Behandlung eigentlich? Jahre, stimmt’s? Hast du dich untenrum schon machen lassen?«
Frankie schlug die Hände vors Gesicht und fing an zu zittern. »Du Mistkerl.«
»Rita Nulty.«
»Sie ist für die Skids anschaffen gegangen. Anal, mit Zuschauern, Gruppensex, alles ging bei ihr, solange sie mit Stoff versorgt wurde. Sie hat alles gemacht, was sie wollten, aber die waren ’ne Nummer zu hart für sie. Sie hat ihnen Geld geschuldet und konnte es nicht zurückzahlen.«
Frankie blickte mit verlaufener Wimperntusche, wie schwarze Tränen, zu Sexton auf. »Du willst wissen, wer Rita Nulty war? Ein Junkie, sonst nichts. Und jetzt verpiss dich, ehe ich noch umgebracht werde wegen dir.«
Sexton sah sich unversehens ins Gesicht und wich beschämt einen Schritt zurück. Maura hätte ihn nicht wiedererkannt, so, wie er geworden war.
Er zog die Schubladen des Schminktisches auf und durchsuchte sie rasch, bis er auf ein kleines schwarzes Adressbuch stieß. Frankie hatte sein Gesicht inzwischen wieder mit den Händen bedeckt und jammerte lauthals. Sexton blätterte durch das Büchlein, hielt bei einer Seite inne und steckte es ein.
»Hübsche Titten, übrigens. Sehr natürlich«, sagte er zum Abschied.
19
Jo stand am Ende des Flurs und lauschte, ob die Jungen auch endlich schliefen. Es ging auf Mitternacht zu, aber sie war den ganzen Abend wegen Harry hin und her gelaufen. Er zahnte, der arme kleine Kerl. Rory hingegen hatte sich bei ihrem Zweikampf an der Xbox erst geschlagen gegeben, nachdem Jos Siegestanz ihn dazu gebracht hatte, sich die Augen zuzuhalten und sie inständig anzuflehen, damit aufzuhören. Sie hatte laut lachen müssen über sein Fremdschämen. Es war schön, sie beide wieder unter ihrem Dach zu haben, wo sie hingehörten. Die versäumte Arbeitszeit würde sie morgen nachholen. Ihre Kinder kamen an erster Stelle, basta.
Als sie sich davon überzeugt hatte, dass alles ruhig war, ging sie hinunter in die Küche, rollte dabei ihre schmerzenden Schultern und streckte die Arme über den Kopf. Was sie jetzt gebrauchen konnte, war Dans Nackenmassage. Andererseits, wenn er sie nach dem, was er sich heute geleistet hatte, anfassen würde, würde sie ihm wahrscheinlich eine
Weitere Kostenlose Bücher