Opferspiel: Thriller (German Edition)
männlichen Kindermädchen machen.«
Jo zog eine Schnute. »Meine männlichen Kindermädchen killen keine Cops zum Spaß.«
Rory lachte. Nur ein kurzes Auflachen, aber immerhin.
Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und klickte das Spiel wieder an. »Okay«, sagte er. »Für eine Weile, mal sehen, wie’s läuft, ja?«
Jo sprang ins Zimmer und umarmte ihn. »Würdest du schön jeden Tag zur Schule gehen, wenn ich dir die neueste Version von diesem grässlichen Spiel kaufe?«
»Sehr geschickt, Mutter. Warum versprichst du mir nicht Leuchtsterne fürs Kinderzimmer, wenn du schon dabei bist?« Er grinste. »Wenn du natürlich zwei Karten für Oxygen bieten würdest …«
»Es ist wirklich wichtig, dass du dich jetzt auf den Hosenboden setzt wegen der bevorstehenden Prüfungen.«
»Unter einer Bedingung.«
Jo seufzte.
»Dass du aufhörst zu rauchen.«
Jo holte die Schachtel aus ihrer Hosentasche und zerdrückte sie in der Hand.
Sie klatschten sich gerade ab, da klingelte das Telefon. Jo lächelte immer noch in sich hinein, als sie hinaus in den Flur ging, um abzunehmen.
Es war Dan, der erklärte, dass er sich bei seinem Anwalt erkundigt habe und seinen Anteil am Haus nur behalten könne, indem er wieder bei ihr einzog.
18
Sexton saß im hinteren Teil des Heaven, eines Lap-dancing-Clubs in einem Souterrain in der Leeson Street. Seine Beine waren weit gespreizt und seine Gesichtsmuskeln regungslos, als eine stämmige, halb nackte Tänzerin mit ihren knallroten Fingernägeln durch seine schweißnassen Haare fuhr und zwischen seinen Oberschenkeln herumwackelte. »Like a virgin« von Madonna plärrte und sprach Bände über den Altersdurchschnitt der Gäste. Sie waren vor fünfundzwanzig Jahren mal jung gewesen, steckten nun in ihren aussichtslosen Achtstundenjobs fest und kriegten zu Hause keinen Sex.
Die Tänzerin lockerte mit ihren streifigen Selbstbräunerhänden Sextons schmale Krawatte auf Halbmast und schwang die troddelverzierten Brüste dicht vor seinem Gesicht. Sexton betrachtete das billige Interieur und fragte sich, was Maura wohl sagen würde, wenn sie ihn inmitten dieser traurigen Gestalten sehen könnte. Wahrscheinlich irgendetwas Unvoreingenommenes wie: »Leben und leben lassen«. Sie hatte so gar keine zynische Ader gehabt. Als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, sang sie zur Gitarre in der Grafton Street, trug Zöpfe und jede Menge Freundschaftsbänder und Armreifen an beiden Handgelenken. Er war nur aus Belustigung stehen geblieben, weil sie keinen Ton traf. Dann hatte sich jemand die Mütze zu ihren Füßen geschnappt, um ihr die paar armseligen Kröten zu klauen, die sie sich erspielt hatte, und er war dem Dieb nachgesprintet. So hatte es zwischen ihnen angefangen …
Die Tänzerin war entschlossen, Sexton einzuheizen. Sie betatschte die Innenseiten seiner Oberschenkel und streifte seine Wange, sodass ihr dick aufgetragenes Make-up eine Spur auf seinem Hemdkragen hinterließ. Er trank noch einen Schluck von seinem Wein und zog eine Grimasse. Das Gesöff hatte fast hundert Euro gekostet – er musste mit seiner Kreditkarte bezahlen –, war aber so erbärmlich, dass man damit Möbel abbeizen konnte. Verstohlen wischte er sich mit Daumen und Zeigefinger die Mundwinkel ab, falls sie blau geworden waren.
Als die Tänzerin eine kreischrote Federboa um seinen Hals schlang, packte er sie am Arm. »Ich muss mit dir reden«, knurrte er und fügte betont hinzu, »Frank.«
»Ich mach in ’ner Viertelstunde Pause«, blaffte eine tiefe Stimme zurück. Sie versuchte, sich loszureißen.
Sexton sah einen der Türsteher herüberkommen, schon in Kampfhaltung für seinen routinierten »Hände weg von den Weibern«-Einsatz. Er knallte sein Glas auf den Boden, sprang auf und brüllte »Polizei«, verlangte, den Inhaber und seine Lizenz zu sehen. Diese »Razzia« würde von keinem Gericht anerkannt werden, denn er war außer Dienst und hatte getrunken, aber das sollte mal einer den Kunden sagen, die aus dem schäumenden Whirlpool sprangen und hastig nach Hosen, Socken und Schuhen suchten, um zum Ausgang zu flüchten.
Die Musik hörte abrupt auf. Frankie durchbohrte Sexton mit einem Blick und trippelte in die Garderobe. Sexton folgte ihm.
Frankies schäbige Garderobe war so groß wie eine Besenkammer. Der große Schminkspiegel mit den Glühbirnen rundherum machte sie nur noch deprimierender. Sexton zupfte eine Ansichtskarte von San Francisco vom Rand und las müßig die Rückseite, während Frankie einen
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