Opferspiel: Thriller (German Edition)
während Jo den Kopf schüttelte. Dan stieg die Treppe hinauf.
»Was ist mit meinem Tee?«, maulte Merrigan beim Aufstehen. Foxy versetzte ihm einen Schubs in den Rücken, damit er sich in Bewegung setzte.
»Danke, Jungs«, sagte Jo. »Wir sehen uns morgen.«
»Ich kann’s kaum erwarten«, bemerkte Merrigan, als er im Flur an ihr vorbeilatschte.
Hinter seinem Rücken tätschelte Foxy ihren Arm. Das war seine Art, ihr Mut zuzusprechen.
Nachdem sie gegangen waren, lehnte Jo sich mit dem Rücken an die Tür und dachte nach. Sie war mehr denn je überzeugt, dass der Mörder sein nächstes Opfer kreuzigen würde. Jetzt galt es schleunigst herauszufinden, wen.
42
23.10 Uhr, Rory und Harry schliefen, der Fernseher lief ohne Ton, und Sinéad O’Connor spielte leise im Hintergrund. Jo saß auf dem Sofa, die Knie ans Kinn gezogen, und studierte eine Straßenkarte von der Dubliner Innenstadt. Ihr Handy und die Autoschlüssel lagen auf dem Couchtisch vor ihr, ihre Schuhe auf dem Flokati darunter. Sie atmete regelmäßig tief ein, um die verbliebenen Nikotinschwaden an einem Pullover zu inhalieren, den sie zu diesem Zweck extra aus dem Wäschekorb gezogen hatte.
Dan kam herein und brachte einen frischen Seifengeruch mit sich, die Haare noch nass. Er war direkt ins Gästezimmer gegangen, um auszupacken, und hatte anschließend offenbar geduscht.
Jo musste zweimal hingucken. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt ein oben aufgeknöpftes T-Shirt von Tommy Hilfiger, Wrangler-Jeans, einen Cowboygürtel und schwarze, vorn spitz zulaufende Schuhe. Eine Midlife-Crisis-Aufmachung, dachte sie und bemerkte, dass obendrein eine Kette an seinem Hals schimmerte. Sie hatte ihn noch nie Schmuck tragen sehen.
»Gehst du noch aus?«
»Mhm, auf einen Schlummertrunk oder zwei.«
»In einen Club?«, fragte sie entsetzt. Dass er ausgerechnet jetzt um die Häuser ziehen wollte, sprach nicht gerade von einer Unterstützung ihrer Theorie eines neuen Mordes noch vor Mitternacht.
Er zuckte die Achseln und setzte sich neben sie aufs Sofa, warf einen Blick auf die Karte. »Worüber brütest du?«
»Kommt es dir nicht auch seltsam vor, dass sämtliche Leichen im Bezirk C gefunden wurden?«, sagte sie und markierte die Straße und die Stelle, an der Rita ermordet wurde, mit einem Stift. »Das Gebäude, in dem wir unser Geiselnahme-Training hatten, du erinnerst dich?« Sie kreuzte eine andere Straße an. »Hier wurde Stuart Ball aufgefunden, aber sieh mal.« Sie tippte auf die Karte. »Wenn er in einer dieser angrenzenden Straßen gelegen hätte, wäre die Tat in den Zuständigkeitsbereich von Bridewell gefallen. Wir haben jedoch alle vier.«
Dan brummte etwas.
»Wir brauchen die Protokolle von Anto Crawleys Überwachung von der NSU «, betonte sie. »Bei den NBCI -Kollegen beiße ich damit auf Granit …«
Dan stand ungehalten auf.
»Denk doch mal nach, Dan. Einer wie Crawley schläft doch mit einer kugelsicheren Weste unter dem Pyjama. Er ist immer vorbereitet, so einer lässt nicht jeden x-beliebigen Heini an sich heran, damit er ihn umlegen kann. Für Rita gilt das Gleiche, sie hatte die Skids als Zuhälter. Wie ist der Mörder an ihnen vorbeigekommen, noch dazu mit den Werkzeugen, die er brauchte, um ihr etwas Derartiges anzutun? Rita und Crawley müssen ihrem Mörder vertraut oder ihn zumindest gekannt haben. Deshalb brauchen wir diese Aufstellung von Crawleys Komplizen und Verbündeten.«
»Ich widerspreche deiner Theorie ja gar nicht, Jo. Aber du weißt, wie streng solche Informationen unter Verschluss gehalten werden.«
»Und du weißt, wessen Kopf rollen wird, wenn wir den Täter nicht bald fassen. Meiner wird morgen ohnehin groß in der Mail ausgestellt werden.«
»Ich kann dich nicht aus dem Grab ziehen, das du dir selbst geschaufelt hast«, sagte Dan seufzend.
»Musst du auch nicht«, erwiderte Jo. »Ich werde ihn schnappen.«
Dans Handy zeigte piepend eine SMS an. Er sah auf seine Armbanduhr. »Ach so, wie dumm von mir. Es wird sowieso alles jeden Moment ganz anders aussehen, nicht wahr? Du wirst recht behalten und alle anderen unrecht, wenn eine weitere verstümmelte Leiche auftaucht – gekreuzigt, um genau zu sein …«
Jo starrte auf seine Uhr. Sie war ebenfalls neu und sah aus wie eine nachgeahmte TAG Heuer. Zu gern hätte sie gewusst, was er mit der alten von ihrem Vater mit dem Lederarmband gemacht hatte.
»Denkst du wirklich, ich würde den Mund aufmachen, wenn ich nicht sicher wäre?«, fragte sie.
»Ich denke
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