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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Zweitausend Euro?!« Er lachte schwach auf. »Wie stellst du dir das vor? Ich meine, wo soll ich denn auf die Schnelle so viel Geld hernehmen?« Seine Stimme überschlug sich. »Und wofür brauchst du das überhaupt?« Angespannt zog er an seiner Zigarette und schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich vertraue ich dir – trotzdem habe ich als dein Vater wohl ein Recht darauf, zu erfahren, wofür du so dringend so viel Geld brauchst!« Aus Angst, seine Tochter würde ihn für einen kompletten Versager halten, hatte er Marietta und auch Helena verschwiegen, dass er schon seit geraumer Zeit nicht mehr im Dienst war. Und einmal mehr kam ihm der Gedanke, dass es an der Zeit war, wenigstens seiner Tochter reinen Wein einzuschenken. Doch wie so oft fehlte ihm dazu der Mut.
    »Frankreich. Aha, und das soll ich dir glauben?« Eine längere Pause entstand. »Nein, so hab ich das nicht gemeint, ich will dir ja glauben, aber …« Plötzlich sah er, dass Ferdinand Roggendorf mit zwei stämmigen Männern, die Gesichter von schwarzen Baseballkappen verschattet, aus dem Haus kam. Und während Marietta am anderen Ende der Leitung weiterfluchte, beobachtete Belling, wie sie auf einen dunklen Van auf der anderen Straßenseite zugingen. Wenn Belling nicht alles täuschte, hatte Ferdinand Roggendorf dieselbe Sporttasche wie neulich im alten Gaswerk dabei. Mit dem Handy am Ohr sank Belling tiefer in den Sitz, um nicht entdeckt zu werden, als ihm plötzlich die Zigarette aus der Hand fiel. »Au, Scheiße!« Umständlich bückte er sich nach der brennenden Zigarette. »Was? … Äh, nein, natürlich höre ich dir zu«, gab er seiner Tochter zur Antwort, während er mit einer Hand hektisch und etwas ungeschickt den Fußraum abtastete. Als er die Zigarette endlich fand und wieder hinter dem Steuer aufgetaucht war, hatte seine Tochter bereits aufgelegt.
    Und Ferdinand Roggendorf hatte sich samt Entourage in Luft aufgelöst.
    »Verdammt!«, rief Belling und schlug wütend aufs Lenkrad.

57
    Es ging bereits auf Mitternacht zu, als Lena in dem überfüllten Irish Pub im belebten Grassmarket einkehrte. Das Biddy Mulligans lag im Herzen der Altstadt und nur wenige Gehminuten von der Pension entfernt, in der Lena für diese Nacht ein Zimmer gebucht hatte. Im Innern des Pubs war es laut und gerammelt voll. Während eine dreiköpfige Band einen Mix aus Folk und Jazz zum Besten gab, tanzten einige Gäste im Kreis und rempelten sich dabei an. Lena nahm am Tresen Platz, gab bei dem Wirt, der sich ihr als Eddy vorstellte, ihre Bestellung auf. Sie holte ihr schwarzes Notizbuch hervor und blätterte versunken in ihren Aufzeichnungen. Es verging keine Minute, da stellte ihr Eddy ein Pint hin und begann sogleich wortreich zu berichten, dass an diesem Tresen schon Größen wie Gerry Rafferty, der mit dem Song »Baker Street« auch nach seinem Tod weit über die Grenzen Schottlands hinaus bekannt war, einen über den Durst getrunken hatten. Lena nickte und bemühte sich zu lächeln. Offenbar hatte er an ihrem Akzent erkannt, dass sie nicht von hier war. Wäre sie zu einem anderen Zeitpunkt als Touristin nach Edinburgh gekommen, wäre sie einem kleinen Exkurs über die Stadt und die Gepflogenheiten ihrer Einwohner sicher nicht abgeneigt gewesen, doch im Moment hing sie ihren Gedanken über den Besuch bei Dr. Cornelia Dobelli im Sanatorium nach. Sie setzte ihr Glas an die Lippen und dachte an Dr. Dobellis Erzählung über Oleg Semak. Lena nahm einen großen Schluck Bier und stellte ihr Glas ab . Sie hatte seinen Namen in ihrem Notizbuch vermerkt und umkreiste ihn gedankenverloren mit dem Kugelschreiber, als ihr Handy eine SMS ankündigte. Lena warf einen Blick auf das Display und schmunzelte, als sie sah, dass die SMS von Lukas war.
    »Wie läuft’s in Schottland?«
    Grinsend tippte Lena:
    »Ich denke, ich komme voran. Vielen Dank für deine Hilfe.« Sie schickte die SMS ab und steckte ihr Handy wieder ein.
    Nach ihrer Rückkehr nach Berlin würde sie sich bei Lukas revanchieren, doch zuerst würde sie zur besagten Galerie fahren, um sich dort einmal umzusehen. Lena beschloss, ihr Bier noch in Ruhe auszutrinken und anschließend aufzubrechen. Sie hatte sich für den morgigen Tag viel vorgenommen und würde all ihre Kräfte brauchen.

58
Unterdessen in Berlin-Friedenau
    »Das darf doch nicht wahr sein!« Wulf Belling war entsetzt, als er am späten Abend nach Hause kam und Tamara erneut mit einem Joint in der Hand vor dem Fernseher vorfand. Und es sah wieder

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