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Opfertod

Opfertod

Titel: Opfertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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ein. Lena warf ihr einen mitfühlenden Blick zu und fragte: »Wie lautet der Name dieses Künstlers?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Lena musterte sie von der Seite und ließ nicht locker. »Hat er irgendwann einmal den Namen Artifex erwähnt?«
    Cornelia Dobelli machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann schüttelte sie den Kopf. »Als ich eines Tages den Fehler gemacht habe, ihn nach diesem Künstler zu fragen, ist er vollkommen ausgerastet … Er hat mich grün und blau geschlagen und mir mein Leben seither zur Hölle gemacht.« Sie sah kurz auf und senkte den Blick wieder. »Er hat mir immer wieder aufgelauert, wochenlang, Tag und Nacht und an den unmöglichsten Orten – so lange, bis ich ihn irgendwann auch dann gesehen habe, wenn er nicht da war …« Sie warf Lena einen besorgten Blick zu. »Dieser Mann … man erkennt ihn an der Tätowierung …« Sie tippte mit den Fingern an ihren Hals, wie um zu zeigen, wo sich diese befand. »… er … er ist gefährlich. Wenn er meinen Aufenthaltsort erfährt, wird er mich umbringen.«
    Lena konnte die Angst dieser Frau förmlich spüren. »Wie heißt dieser Mann?«, fragte sie dann.
    Doch die erhoffte Antwort blieb aus. Lenas Herzschlag beschleunigte sich, während Dr. Dobellis Schweigen unendlich großen Druck auf sie ausübte. »Dr. Dobelli, Sie müssen mir sagen, wie der Mann heißt!«

55
    Lenas Augen weiteten sich vor Anspannung. »Dr. Dobelli – wenn die Morde in Berlin ein Ende haben sollen, dann müssen Sie mir …« Ihre Stimme brach ab, als sie die Schwester mit den schon vertraut strengen Zügen mit zwei Uniformierten vom Sicherheitsdienst im Schlepptau über den Steg herbeieilen sah.
    »Die Besuchszeit ist vorbei, bitte verlassen Sie augenblicklich das Gelände«, forderte sie Lena auf.
    Gehetzt sah Lena zu Dr. Dobelli und wieder zurück zur Schwester. »Geben Sie uns bitte noch eine Minute«, bat Lena mit erhobenem Zeigefinger.
    »Bedaure, Vorschrift ist Vorschrift.« Mit einem Kopfnicken bedeutete die Schwester den beiden Männern, Lena zum Ausgang zu begleiten.
    »Danke, ich kenne den Weg!«, sagte Lena ruhig und lief vorneweg. Im Rückwärtsgehen wandte sie sich erneut an Dr. Dobelli. »Wie lautet sein Name?!«, rief sie ihr zu, während die beiden Sicherheitsleute sie zurück zum Ufer drängten. Dr. Dobelli sah ihr schweigend hinterher.
    »Scheiße!«, fluchte Lena und war drauf und dran, ihren Besuch als Zeitverschwendung abzutun und ihre Instinkte anzuzweifeln, als Cornelia Dobelli plötzlich rief: »Semak! Sein Name ist Oleg Semak – genauso heißt auch die Galerie!«
    Lenas Lippen umspielte ein erleichtertes Grinsen. Und obwohl die beiden Schränke noch immer nicht von ihr ablassen wollten, spürte Lena, wie in diesem Moment eine tonnenschwere Last von ihr abfiel. »Danke«, sagte sie, obwohl Dr. Dobelli sie nicht mehr hören konnte.

56
Am selben Abend am Savignyplatz
in Berlin-Charlottenburg
    Wulf Belling saß im Schutz der Dunkelheit mit einer Zigarette im Mund hinter dem Steuer seines Peugeot und beobachtete durch sein Fernglas, wie der schlaksige, in Schwarz gekleidete Ferdinand Roggendorf wild gestikulierend mit einem Handy am Ohr durch seine hell erleuchtete Wohnung lief, die in dem modernen Neubau auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag. Obwohl nur Roggendorf allein wusste, worüber er sich aufregte, spürte Belling einen Anflug von Schadenfreude in sich aufkommen. Doch ehe er sich’s versah, war Roggendorf vom Fenster verschwunden. Ohne so recht zu wissen, was er sich eigentlich davon erhoffte, beschloss Belling, das Haus noch eine Weile im Auge zu behalten. Er schnippte die Asche seiner heruntergebrannten Zigarette aus dem Fenster, als in der gleichen Sekunde ein Anruf auf seinem Handy einging. Belling legte das Fernglas auf den Beifahrersitz und ging ans Telefon. Am anderen Ende der Leitung meldete sich seine Tochter, die zu seiner Überraschung sogar freundlich klang.
    »Hör mal, Jetta«, begann Belling und gab sich sofort reumütig. »Na schön, von mir aus eben Marietta. Was diese Drogen angeht …« Plötzlich verstummte er und schnaufte. »Na, selbstverständlich ist Marihuana eine Droge! … Bitte? … In Ordnung, lassen wir das – trotzdem hätte ich wohl kaum riechen können, dass dieser Beutel ein Überbleibsel vergangener Tage ist und … Was? Nein, natürlich, aber …« Er lauschte Mariettas Worten und schloss erschöpft die Augen, ehe er sie im nächsten Moment abrupt aufriss. »Du willst was?! …

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