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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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heraus, und er wird sehen, dass es nichts mit der Bombe zu tun hat. Der moralische Fehler - und der ist verdammt viel größer, mit dem muss ich mein Leben lang zurechtkommen -, der moralische Fehler hatte nichts damit zu tun. So habe ich gedacht.«

    »Aber du hast falsch gedacht, oder? Du hast die größte polizeiliche Ermittlung Schwedens verzögert. Wenn man von Anfang an davon hätte ausgehen können, dass hinten im Wagen drei Mädchen standen und die Türen bewachten und nur Männer hereinließen, die zu einem Bordell wollten, dann hätte die Ermittlung ganz anders ausgesehen, oder? Sie wäre viel mehr auf Alicia Ljung ausgerichtet worden. Du hast einen großen polizeilichen Fehler gemacht, nicht einen kleinen.«

    »Das finde ich eigentlich nicht. Was Arto und Viggo tun, hätten sie ohnehin tun müssen, das ändert nichts. Und auf meinen Anteil an der Arbeit hat es überhaupt keinen Einfluss. Ich setze ganz auf die heiligen Reiter von Siffin und arbeite härter und intensiver als seit Langem. Sag mir, dass diese Ermittlungen besser vorankommen würden, wenn ich außen vor wäre. Sag mir, dass die Polizei makelloser und besser dastünde. Sag mir, dass die Welt besser wäre, wenn Sara diese Geschichte erfahren und mich verlassen würde. Sag mir, dass die Polizei ehrenhafter, dass Sara glücklicher, dass Isabel glücklicher sein würde, dass ich glücklicher wäre und dass du glücklicher wärest. Ich will hören, dass du das sagst, Paul.«

    Jetzt war es an Paul Hjelm, den Blick in die Ferne des klarblauen Himmels von Bredäng zu richten. Er dachte an Wahrheit und Konsequenz. In allen erdenklichen Richtungen. Dann sagte er:

    »Ich habe nicht vor, das zu sagen.«

    Und es war wieder eine Weile still.

    »Nee«, sagte Jorge Chavez dämlich.

    »Bist du sicher, dass du nicht noch mehr über diese Viktualia weißt? Gibt es noch irgendeine Information, die du mir noch vorenthalten hast?«

    »Das sehe ich nicht«, sagte Chavez. »Möglich, dass man etwas über ihre IP-Adresse beim Einloggen auf die Chat-Seite finden kann, aber wer weiß. Ich glaube nicht, dass die Sachen so lange gespeichert werden. Es ist eine Woche her.«

    »Und was ist mit eigenen Spuren? Hast du selbst Spuren hinterlassen?«

    »Da gilt das Gleiche«, sagte Chavez. »Wenn man ihre IP-Adresse findet, dann findet man auch meine. Andere Spuren gibt es nicht. Nur du, du ekelhaft effizienter, verfluchter Bulle, hast mich irgendwie gefunden, wie zum Teufel auch immer.«

    »Über einen Astronom, der sich 1968 im Kongo verirrt hat.«

    »Daran hätte ich denken sollen«, sagte Chavez.

    »Ich weiß«, sagte Paul Hjelm. Plump.

    Sie schwiegen wieder eine Weile. Und waren wieder auf einer Wellenlänge. Hjelm warf schnell einen Blick zu Kerstin Holm am Auto hinüber. Er glaubte, eine neu entstandene Falte auf ihrer Stirn zu erkennen. Aber eigentlich war die Entfernung dafür zu groß. Er sagte:

    »Dann gilt ab jetzt: Wahrheit oder Konsequenz. Wahrheit: Falls Arto die Sache nicht bis zur nächsten Versammlung der A-Gruppe geknackt hat, musst du ihnen eine waghalsige Hypothese präsentieren. In dieser Hypothese muss ein Bordell vorkommen. Ich gebe dir die Chance, bedeutend smarter dazustehen, als du bist. Dummkopf. Konsequenz: Kerstin dort drüben. Sie weiß, dass wir über etwas Wichtiges reden. Sie wird wissen wollen worüber.«

    »Ich weiß«, sagte Chavez. »Hast du einen Vorschlag?«

    »Ich habe nicht vor, sie zu belügen«, sagte Hjelm. »Aber auch nicht, etwas zu sagen. Das musst du schon tun. Lass dir was einfallen. Und noch etwas.«

    »Ja?«

    »Geh zurück zu Sara und bleib bei ihr, du Idiot. Sie ist ein Prachtstück.«

    »Ich weiß«, sagte Chavez und stand mit einer Kopfbewegung in Kerstins Richtung auf. »Das ist die da auch. Idiot.«

    Hjelm musste lachen und wandte sich zum Gehen. Chavez hielt ihn am Oberarm fest.

    »Danke«, sagte er mit einem tiefen Blick in seine Augen.

    Paul Hjelm lächelte gequält und ging zu Kerstin Holm hinüber. Chavez trottete hinterher.

    »Ein paar Minuten privates Gespräch«, sagte Holm säuerlich.

    »Tut mir leid«, sagte Hjelm. »Wie gefällt es dir in der Wohnung?«

    »Was?«, entfuhr es Holm.

    »In der Wohnung, die du mir vor der Nase weggeschnappt hast.«

    Sie sah ihn scharf an und sagte:

    »Es geht uns ausgezeichnet. Anders liebt sie.«

    »Gut«, sagte Hjelm. »Ich selbst suche immer noch.«

    »Du warst das also, der sie eine halbe Million teurer gemacht hast, du Lump«, murmelte sie und

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