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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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also die Anführerin dieser Mailing-Liste und leiteten die feministische Aktion, die in der Nacht zu Freitag von der Bombe in der U-Bahn gestoppt wurde. Sie saßen irgendwo in einem Bus und warteten darauf, dass Ihre Opfer ankommen würden, und dann wollten Sie irgendetwas mit denen anstellen. Ist das korrekt?«

    Johanna Larsson sah fast ebenso mitgenommen aus wie Arto Söderstedt. Sie nickte nur. Nyberg wartete.

    »Aber wir wollten nichts Schlimmes tun«, sagte sie schließlich. »Die Schwanzfechter sollten sich im Bus ausziehen, und dann wollten wir sie nackt auf einem großen Feld aussetzen. Und da wollten wir sie fotografieren und die Bilder ins Internet stellen. Zwecks allgemeiner Besichtigung.«

    »Wo haben Sie mit dem Bus gestanden?«

    »Am Sockenplan«, sagte Johanna Larsson.

    »Und wie haben Sie diese sogenannten Schwanzfechter eingeladen?«

    »Nur über eine Chatseite. Keine Mails, das war verboten. Überhaupt keine anderen Kontakte. Wenn Sie wüssten, wie viele Idioten sich dort versammeln, und was die bereit sind zu bezahlen, um ihre kranken Gelüste zu befriedigen, dann würden Sie auf unserer Seite stehen, da bin ich sicher.«

    »Vermutlich stehe ich schon auf Ihrer Seite«, antwortete Nyberg. »Theoretisch. Aber Ihre praktischen Schlussfolgerungen sind etwas anderes.«

    »Es musste doch etwas geschehen«, sagte Johanna Larsson aufgebracht. »Das ist ein Sumpf, der immer größer wird. Die ganze Welt wird pornografisiert. Das ist akut. Es ist ein Gefühlstod, der sich in der Welt verbreitet. Im Moment wirkt noch die Scham. Scham ist immer noch ein abschreckender Faktor. Aber wer weiß wie lange. Haben Sie Brave New World von Aldous Huxley gelesen?«

    »Wir hätten Sie nicht gejagt, wenn es die Bombe in der U-Bahn nicht gegeben hätte, das kann ich Ihnen versprechen. Aber jetzt müssen wir alles wissen, alle Vorbereitungen.«

    »Waren sie hinter uns her? Und was ist mit Molly?«

    »Da kommen wir gerade her. Sie wird von ihrem Onkel gepflegt.«

    »Ich weiß«, sagte Johanna. »Ich habe mit ihr gechattet.«

    »Das haben Sie ganz und gar nicht«, sagte Gunnar Nyberg. »Sie haben mit meinen beiden Kollegen hier gechattet.«

    Johanna Larsson betrachtete das erschöpfte Duo neben sich auf dem Bett und sah wirklich erstaunt aus.

    »Ob sie hinter Ihnen her waren?«, nahm Nyberg den Faden wieder auf. »Wir wissen es nicht, immer noch nicht. Deshalb brauchen wir sämtliche Informationen, die wir von Ihnen bekommen können. Sie müssen zu einem ordentlichen Verhör mit uns aufs Präsidium kommen.«

    Johanna Larsson nickte und stand auf.

    Nyberg beugte sich zu Norlander vor und sagte:

    »Ich nehme sie mit aufs Präsidium. Ihr könnt hier die Reste zusammenfegen.«

    Viggo Norlander hörte, wie Johanna Larsson auf dem Weg nach draußen Gunnar Nyberg zuflüsterte:

    »Der war ja ziemlich komisch, Ihr erster Kollege.«

    Ja, dachte Norlander. Komisch bist du, mein Arto.

    »Okay«, sagte er. »Erzähl jetzt.«

    Als Söderstedt aufsah, war sein hellblauer Blick fast so klar wie immer. Er sagte:

    »Ich hatte einfach eine Scheißangst. Ihr habt mich zu Tode erschreckt.«

    »Aber warum?«

    »Ich dachte, ihr seid dieser Profikiller.«

    »Aber der ist doch nur hinter den verdammten Reitern von Siffin her.«

    »Das sagt der Verstand«, sagte Arto Söderstedt. »Das Herz sagt etwas anderes.«

    »Und deines scheint ja fast stehen geblieben zu sein«, sagte Viggo Norlander und stand auf. »Kannst du allein gehen?«

    »Red keinen Blödsinn«, sagte Arto Söderstedt und erhob sich, dass es schepperte.

    Schepperte?, dachte Norlander und hob die Sommerjacke des Kollegen an. An seinem Hosenbund hingen Handschellen.

    »Was ist das denn?«, entfuhr es ihm. »Seit wann benutzen wir Handschellen?«

    »Für den Fall der Fälle«, sagte Arto Söderstedt und machte ein paar unsichere Schritte zur Wohnungstür.

    Norlander holte ihn ein und legte den Arm um ihn.

    »Falls es dich tröstet«, sagte Viggo Norlander, »ich habe Krebs.«

     

    *

     

    Der nächste Schritt. Denk daran, dass es immer einen nächsten Schritt geben muss.

    Wie lösen wir das jetzt?

    Wie rette ich meine kleine Lina?

    Darum dreht sich alles. Nur darum.

    Sogar Viggos Krebs muss warten.

    Ich muss es aufdecken, ohne aufzudecken, was ich plante. Manchmal ist der Zufall grausam, manchmal sehr gnädig, ich weiß noch nicht, wie es hier ist.

    Aber es war absurd.

    Ein Kellerraum stand bereit. Ich hatte vor, die Tochter von Per Naberius in

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