Opferzahl: Kriminalroman
Polizei.«
»Ist Molly Wiklinder hier?«, fragte Nyberg und hielt seinen Ausweis hoch.
Johannes Lundqvist machte eine kleine einladende Geste und ging vor ihnen zu einer Wendeltreppe. Dort blieb er stehen und sah die großen Männer an.
»Es geht ihr nicht gut«, sagte er.
»Das verstehe ich«, sagte Nyberg.
»Ich kann meine Zulassung als Arzt verlieren«, sagte Landqvist.
»Es hätte die Ermittlung sehr erleichtert, wenn Sie zu uns gekommen wären«, erwiderte Nyberg.
Johannes Lundqvist lächelte freudlos und erklomm die Wendeltreppe.
Die obere Wohnung sah aus, als sei sie in einen Krankenhaussaal verwandelt worden. Dort standen ein EKG-Gerät und Tropfstative, Desinfektionsmaterial lag herum, und sogar das Bett sah aus wie ein Krankenhausbett.
Das Bett, in dem Molly Wiklinder lag.
Sie sah nicht ganz so schlimm aus wie Roland Karlsson oder Andreas Bingby. Die Verbände und Mullbinden bedeckten nicht ihren ganzen Körper. Aber vielleicht den halben. Außerdem atmete sie selbstständig und war bei Bewusstsein. Sie las in einem Buch.
»Steht sie unter Medikamenten?«, flüsterte Nyberg Landqvist zu.
»Ich habe das Morphium herabgesetzt«, flüsterte Landqvist zurück.»Aber die Dosis ist immer noch ziemlich hoch.«
»In was für einem Zustand war sie?«
»Sie hatte eine Menge Blut verloren. Ich musste mir schnell ein paar Beutel aus dem St. Göran besorgen. Das hat geklappt. Sie kam durch. Sie hat nur Quetschwunden.«
»Danke«, sagte Nyberg und wandte sich dem Bett zu.
Viggo Norlander stand schon da. Er begrüßte Molly Wiklinder vorsichtig. Es war möglich, ihr die Hand zu geben.
»Erzählen Sie einfach«, sagte Norlander. Molly Wiklinder hustete beängstigend. Dann sagte sie mit krächzender Stimme:
»Was zum Teufel ist passiert?«
»Wir wissen es noch nicht, und das ärgert uns. Es wäre einfacher gewesen, wenn Sie in ein öffentliches Krankenhaus gegangen wären. Für Sie und für uns.«
»Wir haben uns strafbar gemacht«, sagte Molly. »Ich habe es nicht gewagt. Und dann wusste ich nicht, ob die Bombe mit uns zu tun hatte. Ich hatte Angst. Was ist mit den anderen passiert?«
Norlander warf Landqvist einen schnellen Blick zu. Er sah zu Boden und schüttelte kurz den Kopf. Norlander legte seine Hand auf Mollys und sagte:
»Alicia und Gabriella sind tot, Andreas ist schwer verletzt. Es tut mir leid.«
Dieses »Es tut mir leid«, das immer so höhnisch klang.
Molly schluchzte auf.
»Ich habe es gewusst«, sagte sie. »Es war nichts mehr von ihnen übrig. Mein Gott, wie das ausgesehen hat.« Sie schwiegen eine Weile. Dann fuhr sie fort: »Aber Andy hat überlebt? Wie ist das zugegangen?«
»Weiß nicht«, sagte Norlander. »Aber er liegt immer noch im Södersjukhus im Koma. War er der Freund von Gabriella?«
»Ja«, nickte Molly. »Scheiße, er sollte helfen, falls jemand gewalttätig werden würde. Er war unser Backup.«
»Wie heißt Gabriella? Wir müssen ihre Angehörigen verständigen.«
»Gabriella Karlsson«, sagte Molly. »War es so schlimm?«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass sie nicht einmal identifiziert werden konnte?«
»Ja«, sagte Norlander. »So schlimm war es. Zehn Menschen sind gestorben.«
»Das meiste wissen wir«, sagte Gunnar Nyberg. »Aber nicht, was im Bus passieren sollte.«
Molly Wiklinder lächelte flüchtig. Sie sagte:
»Ich weiß es nicht genau. Johanna hatte irgendeinen coolen Plan, wie die Schwanzfechter bloßgestellt werden sollten. Sie sollten richtig gedemütigt werden.«
»Haben Sie eine Idee, warum diese Bombe da war?«
Molly schüttelte ihren ziemlich gut bandagierten Kopf.
»Das ist einfach nur Wahnsinn«, war alles, was sie sagte.
»Wir wollen Sie nicht länger behelligen«, sagte Viggo Norlander. »Nur noch eine Sache. Wir brauchen Johanna Larssons Adresse.«
»Sie wohnt auf Söder«, sagte Molly mit geschlossenen Augen. »Skänegata 101.«
»Danke, Molly«, sagte Norlander und streichelte ihre Hand.
Sie ließen sie allein. Wieder blieb Johannes Landqvist am Fuß der Wendeltreppe stehen.
»Wie geht es jetzt weiter?«, fragte er. »Pflegen Sie sie gut«, sagte Viggo Norlander. »Werden Sie mich anzeigen?«
»Das wird wohl nicht nötig sein«, meinte Norlander. »Aber beachten Sie in Zukunft die Anzeigepflicht«, setzte Nyberg hinzu.
Johannes Landqvist schüttelte den Kopf und sagte: »Es ist alles so anders, wenn es um die eigenen Angehörigen geht. Alle Regeln verändern sich. Sie werden so
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