Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
Uhr.« Söderstedt nickte schwer.

    Er ist wirklich nicht wie sonst, dachte Kerstin Holm. Dies war nicht ihr Arto. Und bei näherem Nachdenken war er es seit Tagen nicht mehr.

    »Gunnar und Viggo sind dabei, Johanna Larsson zu verhören«, sagte sie. »Du könntest dich zu ihnen gesellen, sobald du einen klaren Kopf hast.«

    »Ich gehe gleich«, versprach Arto Söderstedt. »Danke.«

    Kerstin Holm nickte und ging. Sie wanderte durch das Präsidium und gelangte in ihr recht unvertraute Flure. Hier war sie nicht besonders oft.

    Hier war man nicht, es sei denn, man hatte gute Gründe dafür.

    Und die guten Gründe waren selten besonders gut. War man hier, dann war man ein Polizist, der Ärger hatte. Sie klopfte an die Tür. Keine Antwort. Sie klopfte noch einmal. Nichts.

    Sie trat in ein leeres Vorzimmer. Es war halb sieben Uhr abends, und es war klar, dass die Sekretärin nach Hause gegangen war. Sie ging zur nächsten Tür und öffnete auch diese behutsam.

    Paul Hjelm hatte die Kopfhörer tief in den Ohren und die Augen geschlossen. Er sang vor sich hin:

    This is what you get, this is what you get,

    this is what you get, when you mess with us.

    Sie stellte sich vor seinen Schreibtisch. Und schließlich war es irgendein kleiner Nerv, ein einzelner kleiner Nerv von ihm, der im Kontakt mit der Außenwelt stand und reagierte. Hjelm machte die Augen auf.

    Dann nahm er die Kopfhörer aus den Ohren, schaltete einen kleinen MP3 -Spieler ab und sagte kryptisch:

    »Karma Police.«

    »So weit sind wir hoffentlich noch nicht gekommen«, gab sie zurück.

    »Kerstin«, sagte er. »Ich hatte fast erwartet, dass du früher oder später kommen würdest. Man nennt es Neugier, und das ist die größte Tugend eines Polizisten.«

    »Ich bin es«, bestätigte Kerstin Holm. »Komm mir nicht mit diesen Sprüchen.«

    »Ja, ja«, sagte Paul Hjelm. »Tut mir leid. Was kann ich für dich tun?«

    »Ja, ich bin neugierig. Und zwar auf deine privaten Angelegenheiten mit Jorge. Aber deshalb bin ich nicht hier.«

    »Willst du dich bei mir bedanken?«

    »Wofür?«

    »Dafür, dass ich dir das Leben gerettet habe. Aber das hast du vielleicht vergessen. So eine Kleinigkeit.«

    »Ich bin nicht sicher, dass es so war, aber trotzdem danke. Nein, deshalb bin ich nicht gekommen. Ich brauche Muskelmasse.«

    »Ich bin nicht so gut trainiert, wie ich es sein sollte«, sagte Paul Hjelm und betastete seine Armmuskeln. »Aber du siehst durchtrainiert aus.«

    »Ein halbes Jahr Suspendierung bewirkt Wunder für die Kondition.«

    »Ich hätte gern ein Ganzes. Warum benötigst du Muskeln?«

    »Ich brauche die geballte polizeiliche Muskelmasse. In einer Stunde haben wir Besprechung in der Kampfleitzentrale. Danach begibt sich die gesamte Truppe einschließlich Hultin in dunklere Korridore.«

    »Meinst du, was ich denke?«

    »Ja, ich bin auf die Säpo aus.«

    »Warum?«

    »Weil sie etwas in diesem Fall verdunkelt hat.«

    »Dass die es nie lernen.«

    »Aber vielleicht gibt es einen wirklich guten Grund. Falls ja, will ich ihn wissen.«

    »Und du willst, dass ich mitkomme?«

    »Ja.«

    »Weißt du, wie weit meine Befugnisse hinsichtlich der Sicherheitspolizei genau reichen?«

    »Nicht genau, nein. Aber ich sammle wie gesagt Muskelmasse.«

    Der Bildschirm vor Paul Hjelm machte Pling. »Verfolgst du den Fall?«, fragte Kerstin Holm. »Ja, ich habe ihn von Anfang bis Ende verfolgt.«

    »Es gibt noch kein Ende.«

    »Sicher nicht. Aber ich glaube, es ist bald so weit.«

    Er las schnell den Text auf dem Bildschirm durch.

    »Johanna Larsson«, sagte er. »Ihr habt sie also gefunden?«

    »Ja«, sagte Kerstin. »Arto von seiner Seite aus und Viggo und Gunnar von ihrer.«

    »Ungewöhnliche Rollenverteilung«, sagte Paul Hjelm.

    »Du sitzt also hier und siehst von oben auf uns herab, du Schuft.«

    »Ja, und ich glaube, du hast völlig recht. Die Säpo sitzt auf irgendetwas. Und ich glaube, es ist etwas Großes.«

    »Viggo hat Magenkrebs«, sagte Kerstin Holm. Paul Hjelm schwieg und sah sie an. »Schlimm?«

    »Ich habe es gerade erfahren. Ich weiß nicht.«

    »Oha! Noch ein Grund, die heimatlichen Gefilde aufzusuchen. Natürlich bin ich dabei. Die Säpo, weit hinein komme ich da nicht, aber ein Stück schon.«

    Sie schwiegen eine Weile und sahen sich an.

    »Wie geht es dir?«, fragte Kerstin Holm schließlich.

    Hjelm wiegte den Kopf ein wenig hin und her.

    »Dass man sich so an die Einsamkeit gewöhnen kann«, sagte er, »das hätte

Weitere Kostenlose Bücher