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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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wirklich? Freiwillig?«

    »Zu welchem Ergebnis bist du gekommen?«, fragte Sara Svenhagen.

    »Dass es ein normaler Streit im Suff war und die Medien alles übertreiben.«

    »Professionelle Analyse«, sagte Chavez.

    »Du hast ja eine richtige Scheißlaune«, stellte Jon Anderson fest.

    Kerstin Holm unterdrückte ein kurzes Lachen und sagte souverän:

    »Dann kann man jedenfalls sagen, dass auch du, Gunnar, für unsere bevorstehenden Aktivitäten zur Verfügung stehst.«

    »Der Sommer ist vorbei«, sagte Lena Lindberg. »Es war ein schöner Sommer. Nach all den wunderbaren Terrorattentaten im Juli.«

    »Ist doch erhebend«, sagte Kerstin Holm. »Vergewaltigungsängste im Hagapark, Killerdrogen auf den Straßen, Sklavenhandel mit Kindern direkt vor unseren Augen und Prominentenprügelei in einem Casino. Da kommt eine ordentliche U-Bahn-Bombe gerade recht.«

    Es war eine Weile still.

    Kerstin Holm streckte ihren Nacken. Sodass es hörbar knackte. Und bereute wieder einmal ihre Worte.

    Dies war kaum die passende Art, um die Tatsache zu beschreiben, dass an diesem Tag neun Stockholmer auf denkbar bestialische Weise ihr Leben verloren hatten.

    War sie wirklich im Begriff, zynisch zu werden?

    Nein, kaum, entschied sie. Es gibt nur ein Zeichen von Alter, das schlimmer ist als Zynismus, und das ist Bitterkeit.

    Und keins von beiden, hoffe ich, steht auf der Liste meiner Meriten.

    Sie sagte:

    »Dann weiß jeder, was er zu tun hat, oder?«

    »Ja«, sagte Jorge Chavez. »Wir sollen Terroristen fangen.«

     

    *

     

    Wenn ich nur wüsste, was du willst, wäre alles viel einfacher. Und das weißt du natürlich. Du weißt, dass ich dich jetzt nicht bekämpfen kann. Du willst es hinauszögern und warten, bis ich mürbe bin, bis mein erzwungenes Doppelspiel mich völlig zermürbt hat. Erst dann wirst du enthüllen, was du eigentlich willst.

    Das bedeutet, dass ich es vorher herausfinden muss. Ich muss das As im Ärmel haben. Und ich habe keine Ahnung, was es ist. Ich versuche, mich an alles zu erinnern, was zwischen uns passiert, was ausgetauscht worden ist. Aber ich finde nichts.

    Ich weiß nicht, was es ist.

    Das macht mich wahnsinnig.

    Ich werde innerlich wahnsinnig und muss gleichzeitig nach außen so erscheinen wie immer. Das bringt mich um den Verstand.

    Und deine Drohung ist echt. Nicht, dass ich eigentlich daran gezweifelt habe, doch jetzt weiß ich, dass sie echt ist. Ich habe die Oberfläche angesehen. Die schöne Oberfläche. Da ist eine Ausbeulung. Jetzt verstehe ich es. Und diesseits der Oberfläche spielt sich alles ab wie gewöhnlich.

    Sie hat keine Ahnung.

    Sie glaubt, es sei ein Wespenstich.

    Du Teufel.

    Ich will dich sterben sehen.

    Ich habe nicht geahnt, dass ich jemals so denken würde. Aber man glaubt vieles von sich, bevor man auf die Probe gestellt wird. Ich bin noch nicht auf die Probe gestellt worden, dies ist erst der Anfang. Aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass der Schock sich langsam legt.

    Ja, man ist ein Mensch, wenn die Welt wie gewöhnlich ist, und ein anderer, wenn sie in Unordnung ist. Letzteres ist das Gefährliche.

    Ich hoffe, ich werde die Kraft haben, gefährlich zu sein.

    Ich muss das Technische verstehen. Ich muss die Kraft haben, objektiv zu werden, die Lage nüchtern beurteilen zu können. Ich muss verstehen, wie es zugeht, wenn der Teufel am Werk ist.

    Die kurzen, lakonischen Worte des Briefs. Nur die Drohung, ganz neutral. Nur eine klinische Beschreibung der Vorgehensweise und der potentiellen Wirkung. Reiner und schierer, bösartiger plötzlicher Tod in seiner nacktesten Form.

    Und gleichzeitig geschieht all dies.

    Wie soll ich das schaffen? Aber es heißt, dass man in Augenblicken wie diesen übernatürliche Kräfte bekommt.

    Ich brauche jetzt viel Übernatürliches. So viel ist klar.

     

    *

     

    »Was schreibst du, Gunnar?«, fragte Kerstin Holm und zog sich die Jacke an. Sie sah in das Zimmer, in dem Gunnar Nyberg inzwischen in totaler Einsamkeit hauste, das Büro, das sie einmal geteilt hatten, die beiden Kirchenchorsänger. Nyberg saß am Computer und wechselte zu einem anderen Bild auf dem Monitor, als er sie hörte. Es erschien eine bekannte Seite. Der anschwellende Fall im Intranet der Polizei.

    »Keine unmittelbaren Neuigkeiten«, sagte er und lehnte sich zurück. »Die Stockholmer Polizei ist dabei, sämtliche Stationen der grünen U-Bahn-Linie zu checken, aber Augenzeugen haben sich bisher nicht gefunden. Und irgendwelche heiligen

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