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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Beweis dafür war.

    Und dann war das englische Zitat vielleicht nicht aus dem Arabischen übersetzt, sondern aus dem Schwedischen, aus der schwedischen Übersetzung eines arabischen Textes.

    Der Grund, warum das englische Zitat nicht zu lokalisieren war, lag wahrscheinlich darin, dass es sich um eine eigenhändig zurechtgebastelte Übersetzung handelte. Wenn es aus dem Arabischen übersetzt war, musste man auf eine Antwort von einem arabischen Lehrstuhl irgendwo in der Welt warten. Wenn es aus dem Schwedischen übersetzt war, musste es zu finden sein, ganz einfach.

    Sie improvisierte nur, sie sah es ein. Dennoch improvisierte sie weiter.

    Wo fand sich dann die schwedische Übersetzung des arabischen Textes? In einem Buch, in einer Zeitschrift, auf einem Flugblatt? War es vielleicht sogar möglich, sie im Internet zu suchen? Sie hatte es ja getan, aber da hatte sie ihre eigene holperige Übersetzung benutzt, nicht den schwedischen Originaltext.

    Sie musste den schwedischen Originaltext rekonstruieren. Der seinerseits eine Übersetzung aus dem Arabischen war. Und eventuell gar nicht existierte.

    Alles Hypothesen ...

    Erst als sie die Hände in den Nacken legte und sich auf dem billigen Bürostuhl zurücklehnte, sodass der sehr viel stärker knackte, als er es bei ihrem Gewicht hätte tun dürfen, merkte sie, dass Lena Lindberg ins Zimmer gekommen war. Sie saß auf ihrer Seite des Schreibtischs und beobachtete Sara.

    »Guten Morgen«, sagte Sara überrascht. »Ich hab dich gar nicht kommen hören.«

    »Das hab ich gemerkt«, sagte Lena und lächelte. »Kann ich dir bei etwas helfen?«

    »Ich habe nur gerade eine Idee«, sagte Sara. »Hast du Zeit?«

    »Klar«, sagte Lena. »Die Älvsjö-Kollegen in allen Ehren, für einen Besuch ganz nett, aber besonders ergiebig war es nicht.«

    Der Drucker, der unter dem Fenster zum großen Innenhof des Präsidiums stand, begann zu rasseln. Lena schnappte sich die erste Seite und überflog sie. Sara sagte:

    »Ganz oben hast du den exakten Wortlaut des Anrufers: >Lower your eyes. It makes the mind more focused, and gives more peace to the heart.<«

    »Yes«, sagte Lena erwartungsvoll. »And ...?«

    »Und jetzt möchte ich, dass du so viele schwedische Versionen wie möglich komponierst. Überall, wo es die kleinste Alternative gibt, schreibst du sie auf. Dann testen wir alle Versionen im Internet durch. Früher oder später finden wir die richtige Formulierung.«

    »Du bist ein optimistischer Mensch«, sagte Lena und fühlte sich mindestens ebenso optimistisch. »Ich verstehe, was du meinst.«

    »Die Frage nach dem arabischen Original liegt einer ganzen Reihe von Lehrstätten in der arabischen Welt und auch außerhalb vor. Viel mehr können wir hier nicht mehr tun. Aber auf Schwedisch können wir etwas tun.«

    Und das taten sie.

    »Senke den Blick. Das schärft das Bewusstsein und schenkt dem Herzen mehr Frieden.«

    »Senkt eure Blicke. Das macht das Bewusstsein konzentrierter und gibt dem Herzen mehr Frieden.«

    »Senk den Blick. Das macht das Gehirn fokussierter und gibt dem Herzen mehr Frieden.«

    Und so weiter.

    Als die beiden Sprachjongleurinnen ungefähr dreißig Kombinationen mit einigermaßen annehmbaren Übersetzungen zusammenhatten, wurde es Zeit für die Suche. Sie gingen direkt ins Internet.

    Die Sonnenscheibe stieg am Himmel auf, der schöne Indianersommertag verflüchtigte sich, der Sonnenrauch löste sich auf, und es wurde ein ganz gewöhnlicher, und ziemlich wunderbarer Hochsommertag, Samstag, der sechste August.

    Und Lena Lindberg hatte einen Treffer.

    Sie hatte schon beinahe die Hoffnung aufgegeben. Formulierung nach Formulierung fiel unfruchtbar auf den Fels. Sie hatte gerade ergebnislos ihren eigenen Favoriten getestet -»Schlag deine Augen nieder. Das bringt deinem Gehirn mehr Biss und macht dein Herz friedlicher.« -, als sie eine von Saras Varianten versuchte: »Senkt den Blick. Das macht den Sinn konzentrierter und gibt dem Herzen mehr Frieden.« Und die Variante gab es.

    Tatsächlich.

    Ein kleiner Aufschrei entfuhr ihr, und Sara stürzte hinüber auf Lenas Seite des Schreibtischs. Vier gierige Frauenaugen betrachteten zielgerichtet den hellen Bildschirm, auf dem zu lesen war:

    »Worte des Kalifen Ali an seine Männer, aus Ibn Khalduns al-Muqaddima oder Prolegomena.«

    Da dies für die beiden das reinste Arabisch war, klickte Sara - die umstandslos nach Lenas Maus griff, was diese ebenso umstandslos geschehen ließ - sich weiter. Es

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