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Opferzahl: Kriminalroman

Opferzahl: Kriminalroman

Titel: Opferzahl: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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auf den Speerspitzen getragen hatte. Es war die Schlacht, in der Mohammeds Verwandter hinters Licht geführt worden war. Aber sonst nicht viel. Außer einer Menge Toter.

    Der Experte hatte noch nie etwas von irgendwelchen heiligen Reitern von Siffin gehört, aber er hatte zwei Interpretationen: Entweder waren sie eine magische (fiktive) Instanz, die die Kluft zwischen Sunniten und Schiiten aufhob, oder es waren einfach die fünfhundert (wirklichen) Männer, die den Koran an den Speerspitzen befestigt hatten, damit er den Ausgang der Schlacht bestimmen sollte. Im ersten Fall, behauptete der Experte, waren sie vermutlich Schiiten, im zweiten vermutlich Sunniten.

    Wie dem auch sei, es gelang dem Experten nicht, die Schlacht bei Siffin zu etwas ganz Entscheidendem in der Entwicklung des Islam zu machen, und nun traten sie auf der Stelle.

    Das Zitat war die Lösung. Davon war Sara Svenhagen immer mehr überzeugt. Das Zitat beinhaltete alle wesentlichen Informationen über Siffins heilige Reiter.

    »Lower your eyes. It makes the mind more focused, and gives more peace to the heart.«

    In ihrer Übersetzung:

    »Senke den Blick. Das schärft das Bewusstsein und schenkt dem Herzen mehr Frieden.«

    Sie suchte im Netz, in internationalen Bibliotheken. Das Zitat existierte nicht, weder auf Englisch noch auf Schwedisch. Was wahrscheinlich bedeutete, dass es sich um eine unveröffentlichte Übersetzung handelte. Sonst hätte es wahrscheinlich irgendwo einen Treffer auf Englisch gegeben. Es war also, allem Anschein nach, direkt aus dem Arabischen übersetzt.

    Daher trat sie in Kontakt mit Experten des Arabischen, sie wandte sich an arabische Lehranstalten in der ganzen arabischen Welt. Aber niemand kannte das Zitat.

    Angesichts der verschiedenen Zeitzonen des Erdballs und der Tatsache, dass stets irgendwo auf der Erde Tag ist, war es nicht undenkbar, dass in der Nacht eine E-Mail für sie eingetroffen war.

    Sie sah nach, aber da war keine Antwort.

    Das störte sie. Sie hatte wirklich gehofft, ja, geglaubt, dass von den Gelehrten der arabischen Welt eine erlösende Antwort käme. Aber vielleicht hatte sie die Gelehrten der arabischen Welt nicht erreicht. Vielleicht hatte sie die wesentlichen Lehrinstanzen verfehlt?

    Denn es war ganz einfach eine Tatsache, dass man im Westen viel zu wenig über die arabische Welt und den Islam wusste. Man sollte mehr wissen, worüber man redet, und nicht in Klischees und Stereotype verfallen, nur weil das einfacher ist. Klar, dass es einfacher ist. Man brauchte sich nicht so anzustrengen.

    Vorurteile sind immer der einfache Ausweg.

    Für beide Seiten.

    Es sind Vorurteile, die Selbstmordattentäter hervorbringen.

    Nichts Neues unter der Sonne.

    Jede Verallgemeinerung in Bezug auf eine Bevölkerungsgruppe hat ein ihr eigenes inneres Bildspiel. Es betrifft »die linken Medien« und »Schwarzafrikaner« oder »Bibliothekarinnen« ebenso wie »Arabische Frauen in Burka«, »Gartenzaunligakicker« oder »Autofahrer aus Djursholm«. Vorurteile treffen ausnahmslos alle Gruppierungen, peripher oder nicht, fremd oder nicht.

    Das Problem ist, dass der Blick so viel gröber wird, wenn es um Menschen geht, die man nicht besonders gut kennt.

    Der Islamexperte hatte ihr geholfen, geeignete muslimische Gelehrte zu finden, um sie nach dem Zitat zu fragen. Sie hatte eine ganze Reihe von Namen und E-Mail-Adressen erhalten, aber nicht die geringste Andeutung einer Antwort war zurückgekommen.

    Sara Svenhagen war tief enttäuscht.

    Doch nur für wenige Sekunden. Dann arbeitete sie weiter. Kreativität ist nur eine Frage der Fähigkeit, zurückzukommen.

    Zusammenbrechen und zurückkommen, wie ein weiser Mann es formuliert hat. Sie dachte nach. Alles deutete darauf hin, dass der Mann, der bei der Polizei in Älvsjö angerufen hatte, in der einen oder anderen Form arabische Wurzeln hatte. Sein Dialekt war zwar Professor Kurt Ehnberg zufolge unklar, aber es handelte sich um einen arabischen Dialekt, nicht etwa um einen indonesischen, persischen, türkischen oder kurdischen. Außerdem verfügte der Mann über gute Englischkenntnisse.

    Aber war er nicht - allem Anschein nach - auch schwedischsprachig? Sie hatte den gestrigen Tag damit beschlossen, im Intranet den Bericht ihres Mannes Jorge Chavez zu lesen, und demzufolge hatte der Anrufer das Handy vor einem Monat in Stockholm gekauft, in höchsteigener Person.

    Was wohl trotz allem darauf schließen ließ, dass er Schwede war, wenn es auch noch kein

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