Opferzeit: Thriller (German Edition)
Baum, und während sie die Zange um meinen Hoden schloss und zudrückte, blieb mir nichts anderes übrig, als den Tod herbeizusehnen. Erst ihren, dann meinen.
Aber alles kam ganz anders. Stattdessen erpresste sie mich, verlangte Geld von mir. Ich wiederum filmte sie dabei, wie sie Detective Calhoun tötete, und verliebte mich in sie. Gegensätze ziehen sich an – und Menschen, die anderen Menschen gerne wehtun.
Ich schaffte es nach Hause, und in der gleichen Woche tauchte Melissa in meiner Wohnung auf, um sich um mich zu kümmern. Wenigstens glaubte ich, dass sie es war. Fast die ganze Woche über war ich völlig neben der Spur, fantasierte vor mich hin. Die Hälfte der Zeit geisterten schlimme Träume durch meinen Kopf und die andere Hälfte noch schlimmere. Wie sich herausstellte, hatte ich mich geirrt, was meine Wohltäterin betraf. Es war Sally, die in meine Wohnung gekommen war, und nicht Melissa. Fat Sally. Simply Sally. Und während sie sich um mich kümmerte, entdeckte Simply Fat Sally oder »The Sally«, wie ich sie inzwischen nenne, etwas, das sie nicht hätte sehen dürfen. The Sally hatte einen Strafzettel gefunden, den ich versteckt hatte, einen Strafzettel, mit dessen Hilfe ich Detective Calhoun einen Mord anhängen wollte. Aber jetzt waren ihre Fingerabdrücke ebenfalls darauf, darum kam die Polizei zu ihrem Haus, und der Rest ist, wie man so sagt, ein einziger Scheißdreck von einer Geschichte.
Der Lauf der Dinge war damit also angestoßen. An einem Freitagabend kam die Polizei zu meiner Wohnung, aber ich war nicht da. Ich war mit Melissa zusammen. Sie durchsuchten die Wohnung und stießen dabei auf eine Menge Zeug, das nicht gerade für mich sprach. Sie warteten dort auf mich, und als ich nicht auftauchte, kamen sie zu dem Schluss, ich hätte mich aus dem Staub gemacht. Aber das stimmte nicht. Am Sonntagmorgen kehrte ich nach Hause zurück, und dort wartete immer noch eine Polizeieinheit auf mich. Über Funk verständigten die Beamten ihre Kollegen, und ein, zwei Minuten später waren ein Dutzend Polizisten da. Ich zog eine Pistole und versuchte, mich zu erschießen. Aber Sally hinderte mich daran. Sie stürzte sich auf mich und riss mir die Waffe fort.
Anschließend wurde ich ins Krankenhaus gebracht. Die Medien fingen an, über mich zu berichten. Und dann erlitt ich mehrere Verluste. Ich verlor meine Freiheit. Ich verlor meinen Job. Ich verlor meine Katze. Die Katze, die von einem Auto angefahren worden war, hatte ich ein paar Wochen zuvor gefunden. Als über mich berichtet wurde, erkannte mich der Tierarzt, der die Katze versorgt hatte, und sie kamen und holten sie ab. Ich verlor meine Wohnung. Meine Mutter bekam Interviewanfragen, und sie erzählte jede Menge bizarres Zeug. Für die Menschen draußen geht das Leben weiter, aber hinter diesen Mauern hat man das Gefühl, als wäre das Leben zum Stillstand gekommen. Wer wissen möchte, wie es ist, wenn einem zwölf Monate wie zwölf Jahre vorkommen, muss sich nur wegen Mordes verhaften lassen.
Im Vergleich zu meiner Gefängniszelle wirkt meine Wohnung wie eine Luxussuite. Und das Haus meiner Mutter wie ein Palast. Und das Verhörzimmer wie ein Verhörzimmer. In meiner Zelle vermisse ich all diese Orte. Es handelt sich um einen einzelnen Raum, doppelt so breit und kaum länger als mein Bett, und mein Bett, das muss man dazusagen, ist nicht besonders breit. Ein Immobilienmakler würde das Zimmer als gemütlich bezeichnen, ein Bestattungsunternehmer als geräumig. Die vier Wände bestehen aus Betonsteinen, in die Mitte einer der Wände wurde eine Metalltür hineingestanzt. Es gibt hier nichts, was man als Aussicht bezeichnen könnte, nur einen schmalen Schlitz in der Tür, durch den man auf noch mehr Beton und Metall und weitere Zellentüren blickt – aber auch nur, wenn man im richtigen Winkel hindurchschaut. Man ist hier umringt von Nachbarn, denn die Zellen links und rechts von mir sind voller Menschen, Menschen, die die Klappe nicht halten, Menschen, die hier schon sehr viel länger sind als ich und die immer noch hier sein werden, lange nachdem man mich freigesprochen hat.
Einer meiner Nachbarn ist Kenny Jefferies. Kenny Jefferies ist ein Mann mit drei Leben. In einem ist oder war er der Gitarrist einer Heavy-Metal-Band mit dem Namen Tampon of Lamb. Sie hat mehrere Alben herausgebracht und eine Fangemeinde um sich geschart, die es musikalisch gerne roh und blutig mag, und sie ging auf Tour. Abschließend brachte sie ein Greatest-Hits-Album
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