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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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etwas bedeutete, was sie sich wünschte, und das war die Freiheit, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Und er hatte, so gut er konnte, versucht, ihr diesen Wunsch zu erfüllen.
    Verlass mich nicht, hatte er sie in jener letzten Nacht angefleht. In diesen letzten gemeinsamen Stunden hatte sie gespürt, wie sehr er sie brauchte, so deutlich, als habe er ihr ein Stück seiner Seele vermacht. Doch sie hatte ihn verlassen. Sie hatte seiner verzweifelten Bitte nicht nachgegeben und sich davongeschlichen. Schließlich kann ich ja einfach zurückkommen, wenn es mir beliebt, hatte sie gedacht. Stattdessen war sie in die Falle ihrer Eltern getappt.
    Und Jack war ihr gefolgt.
    „Ja, ich möchte ihn sehen. “ Was auch immer ihr an diesem Tag noch bevorstehen mochte, sie musste zuerst Jack treffen.
    Und sei es nur, um ihn um Verzeihung zu bitten, bevor sie ihm Lebewohl sagte.
    „Na, so was, Lord Whitcliffe, was für eine Überraschung! “ Freddy guckte den Verlobten seiner Schwester über den Rand seines Whiskyglases hinweg mürrisch an. „Sind Sie gekommen, um herauszufinden, ob Sie noch ein wenig mehr Geld  aus uns herauspressen können, bevor Sie endlich Ihr Jawort geben und dieses ganze schmutzige Geschäft zum Abschluss bringen? Oder sind Sie plötzlich von einem Anfall von schlechtem Gewissen heimgesucht worden, der Sie zwingt, diese widerliche Komödie abzubrechen? “
    „Wirklich, Freddy, es ist viel zu früh, um die Hochzeit deiner Schwester mit Whisky zu feiern und alberne Späße zum Besten zu geben! “ schimpfte Rosalind. Sie trug ein bemüht strahlendes Lächeln zur Schau, als sie in den Salon rauschte, wo ihr Mann und ihre Söhne darauf warteten, dass es Zeit wurde, zur Kirche aufzubrechen.
    „Er ist es nicht gewohnt, so früh aufzustehen, Mutter“, spottete William. „Er braucht den Drink, um wach zu bleiben. “
    „Wohl eher, um deinen Anblick zu ertragen! “ gab Freddy zurück.
    „Haltet den Mund! “ John Belford schaute seine beiden Söhne wütend an. Er sah aus, als wolle er ihnen im nächsten Augenblick einen gehörigen Klaps auf den Hinterkopf versetzen. „Ich bin euer Geschwätz leid! “
    „Verzeihen Sie, Lord Whitcliffe“, bat Rosalind, der es ungemein peinlich war, dass der Herzog Zeuge des groben Benehmens ihrer Familie geworden war. Er sollte nicht glauben, dass er in eine Familie ungehobelter Amerikaner einheiratete. „Wie Sie merken, sind wir recht beschäftigt damit, alles für den heutigen Empfang vorzubereiten. Was hat Sie veranlasst, vor Beginn der Trauungszeremonie zu uns zu kommen? “
    Lord Whitcliffe guckte sie an, als hielte er sie für geisteskrank. „Sie haben das getan! Und ich hoffe, es handelt sich tatsächlich um etwas äußerst Wichtiges, wenn Sie mir schon zumuten, mich am Morgen meiner eigenen Hochzeit durch diesen widerlichen Pöbel zu zwängen! Um ein Haar hätten ein paar dieser betrunkenen Rüpel meine Kutsche umgeworfen, als wir die Straße entlangfuhren. “
    Rosalind runzelte verwirrt die Stirn. „Es tut mir Leid, ich verstehe wirklich nicht, was Sie meinen. Was soll das heißen, ich hätte Sie hergebeten? “
    „Sie haben mir eine Nachricht zukommen lassen, Madam,  mit der Bitte, ich möge Sie umgehend aufsuchen, um eine Angelegenheit von höchster Wichtigkeit zu besprechen. Der ungezogene kleine Bengel, der sie überbrachte, bestand darauf, sie mir persönlich zu überreichen, da Sie ihm dies aufgetragen hätten. Dann besaß er die Frechheit, mir den Rücken zu kehren, ohne verabschiedet worden zu sein, und als ich ihn dafür zur Rede stellte, rülpste er! Das kommt davon, wenn man schmutzige Gassenjungen mit der Aufgabe eines Lakaien betraut! “
    Lord Whitcliffe spie die Worte aus wie lästige Obstkerne. Er empfand eine allgemeine Abneigung gegen die Belfords, doch Rosalind verachtete er ganz besonders. In seinen Augen war sie nichts weiter als eine aufgetakelte, neureiche Krämerstochter. John Belford war weniger anmaßend, dafür aber ein wahrer Bauer, dem es stets aufs Neue gelang, die feine Londoner Gesellschaft mit seinen Geschichten über seine ärmliche Herkunft zu verblüffen, als sei dies etwas, worauf man stolz sein könne. Freddy war ein hoffnungsloser Trinker, doch immer noch erträglicher als sein Bruder William, der jedem Menschen mit beispielloser Herablassung begegnete. Wären sie nicht so außergewöhnlich reich, hätte Lord Whitcliffe nicht das Geringste mit ihnen zu tun haben wollen. Sobald er ihre törichte Tochter

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