Ophran 3 Die entflohene Braut
Rosalind nur allzu gut.
„Perkins wird Sie hinauf in Miss Belfords Zimmer bringen“, sagte sie an die beiden Dienstmädchen gewandt. „Miss Belford hat um Punkt zwei Uhr angekleidet zu sein. Auf ihrer Spiegelkommode finden Sie ein Bild, das zeigt, welche Frisur ich mir für meine Tochter vorgestellt habe. Ich hoffe, es gelingt Ihnen, sie genau so zu frisieren. Versuchen Sie, ihr Korsett so eng wie möglich zu schnüren, damit ihr Brautkleid besonders vorteilhaft zur Geltung kommt. Haben Sie Ihre Frisierutensilien mitgebracht? “
„Aber selbstverständlisch! “ Mademoiselle Colbert wirkte zutiefst gekränkt, dass man ihr zutraute, etwas so Wesentliches zu vergessen.
„Ich habe auch meine eigenen Spezialkosmetika mitgebracht“, verkündete Miss MacGinty und wies auf die Ledertasche in ihrer Hand. „Falls Sie wünschen, dass ich Ihre Tochter für diesen ganz besonderen Tag noch ein wenig schöner mache. “
„Ich möchte nicht, dass sie Rouge oder schweren Puder trägt“, erwiderte Rosalind, „doch Sie werden etwas gegen die dunklen Ringe unter ihren Augen unternehmen müssen. Versuchen Sie, ihr ein so natürlich frisches Aussehen wie möglich zu verleihen. “
„Sehr wohl, Madame. “ Mademoiselle Colbert wirkte selbst dann noch überheblich, als sie sich mit einem Knicks verabschiedete. „Es wird alles so gesche’en, wie Sie es wünschen. “
Amelia erhob sich von ihrem Bett, als sie das Klopfen an der Tür vernahm, und ging zum Waschtisch, wo sie sich rasch ein feuchtes Tuch auf ihre geschwollenen Lider drückte. Wer es auch sein mochte, sie wollte nicht, dass man sie in Tränen aufgelöst vorfand. „Herein! “
„Verzeihen Sie die Störung, Miss Belford“, bat Perkins und kniff die Augen zusammen, um in dem dunklen Zimmer besser sehen zu können. „Ihre Zofen sind gekommen, Miss MacGinty und Mademoiselle Colbert. “
„Vielen Dank, Perkins. “ Amelia würdigte die beiden Frauen keines Blickes.
Der Butler begann, sich zurückzuziehen, und hielt dann unschlüssig inne. „Kann ich noch irgendetwas für Sie tun, Miss Belford? “ fragte er mit ungewohnter Freundlichkeit.
Ja, dachte Amelia und fühlte sich, als stünde sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Bringen Sie mich nach Hause. „Nein, vielen Dank. “
Er nickte, verließ den Raum und zog die Tür hinter sich ins Schloss.
„Ich glaube, du brauchst ein wenig Licht“, sagte Annabelle, diesmal ohne französischen Akzent, und lief zum Fenster, um die schweren Samtvorhänge aufzuziehen. „Es ist wirklich schaurig duster hier drin, Amelia. Ich habe Sterbeszenen mit mehr Licht gespielt, das schwör ich dir! “
„Das Gleiche dachte ich auch gerade. “ Grace öffnete die Vorhänge des zweiten Fensters. Helles Sonnenlicht flutete in den Raum. „Das ist viel besser, findest du nicht? “
Amelia starrte die beiden Frauen entgeistert an. „Annabelle... Grace... Was in aller Welt tut ihr hier? “
„Wir hörten, du seiest in London, und sind vorbeigekommen, um zu sehen, wie es dir geht“, entgegnete Annabelle heiter.
„Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. “ Grace schaute sie aufmerksam an. „Wie fühlst du dich, Amelia? “
„Ich bin wohlauf. “ Sie strengte sich an, damit ihre Stimme nicht zitterte. „Wie ihr vielleicht wisst, heirate ich heute. “ „Ja, wir haben davon gehört“, meinte Annabelle. „Es stand in allen Zeitungen. “
„Weiß Jack davon? “
„Ja. “
Amelia schluckte mühsam. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie verraten Jack sich Vorkommen musste. „Er soll nicht erfahren, dass ihr mich weinend angetroffen habt. Ihr werdet es ihm doch nicht erzählen, oder? “
„Natürlich nicht“, antwortete Grace beschwichtigend. „Nicht, wenn du es nicht möchtest. “
„Es würde ihn wütend machen, wenn er wüsste, dass ich zu dieser Heirat gezwungen werde. Er soll lieber glauben, ich hätte es mir anders überlegt. Dass ich nach meiner Heimkehr erkannt habe, wie sehr ich mein altes Leben vermisste, so dass ich schließlich beschlossen habe, Lord Whitcliffe doch zu heiraten. “
Grace trat zu ihr und strich Amelia zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Willst du Lord Whitcliffe heiraten, Amelia? “
„Meine Wünsche spielen keine Rolle“, meinte Amelia mutlos. „Das haben sie nie. “
„Aber natürlich spielen sie eine Rolle! “ widersprach Annabelle. „Möchtest du Whitcliffe heiraten oder nicht? “
„Mir bleibt keine andere Wahl“, erklärte Amelia. „Meine Mutter
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