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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Lage war.
    Und dann war da noch die Drohung, dass ihre Eltern jeden ruinieren würden, der es wagen sollte, ihr zu helfen. Angesichts Tausender Schaulustiger vor ihrer Tür sowie zahlloser
    Polizisten und Reporter bestand keinerlei Hoffnung für sie, unbemerkt zu entfliehen. Man würde ihr überall hin folgen, und es wäre ein Leichtes für ihre Eltern, sie in Inverness aufzuspüren. Jack und seine Familie würden Opfer eines Angriffs werden, der sie entweder finanziell oder gesellschaftlich ruinieren würde. Und sobald ihre Eltern herausgefunden hätten, dass sie im Royal Hotel arbeitete, würde ihre Mutter ihren Vater einfach bitten, das Hotel zu kaufen und sie und den armen Mr. Sweeney dann entlassen. All die Menschen, die sich ihr gegenüber so freundlich und großzügig gezeigt hatten, würden für die Freundschaft mit ihr bezahlen müssen.
    Das konnte sie nicht zulassen!
    Ich werde es ertragen, Whitcliffes Frau zu sein, redete Amelia sich ein und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie beim Gedanken daran befiel, ihren Körper mit dem seinen zu vereinen, wie sie es mit Jack getan hatte. Sie würde alles ertragen können, wenn sie damit jene schützen konnte, die sie liebte. Sie würde lernen, ihr Leben als Gefangene auf einem abgelegenen Landsitz zu verbringen, als Gemahlin eines älteren Mannes, der kein Hehl daraus machte, dass er sie nicht leiden konnte, und den sie nahezu verachtete. Sie würde ohne Liebe leben müssen, doch sie besäße die Erinnerung daran.
    Und die Erinnerung an eine köstliche Leidenschaft, die einen kurzen Augenblick lang so heiß und hell gelodert hatte, dass Amelia geglaubt hatte, ihr Glück würde ewig währen.
    Das ist weit mehr, als den meisten Frauen meines Standes je vergönnt ist, dachte Amelia und wischte sich die Träne fort, die über ihre Wange rann. Sie schlang die Arme um ihren Körper, legte sich auf die Seite und schluchzte in ihr Kissen.
    Es war weit mehr, als den meisten Frauen jedes Standes je vergönnt war.
    „Verzeihen Sie, Madam“, bat Perkins und führte zwei sehr adrett wirkende Dienstmädchen in das Speisezimmer. „Miss Belfords neue Zofen sind da: Miss MacGinty und Mademoiselle Colbert. “
    „Sie kommen zwanzig Minuten zu spät“, meinte Rosalind verärgert.
    Eins der beiden Dienstmädchen war groß und schlank und trug das blonde Haar zu einer eleganten Frisur aufgesteckt, was sein Geschick im Umgang mit Kamm und Haarnadeln unter Beweis stellte. Das andere war ein wenig fülliger, brünett und samtäugig. Beide Frauen hatten feine Lachfältchen um die Augen, was darauf schließen ließ, dass sie die Zwanzig bereits weit überschritten hatten.
    „Sie da! “ rief Rosalind einem der hageren Männer zu, die damit beschäftigt waren, geliehene Tische in den Speisesaal zu schleppen, „merken Sie nicht, dass Sie das Parkett zerkratzen? Heben Sie gefälligst den Tisch hoch! “ „Pardonnez-moi“, sagte die blonde Zofe und guckte Rosalind dabei mit jenem hochmütigen Ausdruck in den Augen an, für den französische Dienstmädchen berüchtigt waren. „Aber es war ’öchst difficile, dieses ’aus zu erreischen und sisch einen Weg dursch den Pöbel zu bahnen. Wenn Madame unsere ’ilfe nischt länger benötigt... “
    „Aber nein, natürlich benötige ich Ihre Hilfe! “ beteuerte Rosalind hastig.
    Das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war, dass die beiden Zofen, die Amelia frisieren und ankleiden sollten, beleidigt von dannen zogen. Am Nachmittag wurden hundertfünfzig Gäste zu einem Festessen erwartet, das noch zubereitet werden musste, um dann auf geliehenem Geschirr serviert zu werden, das noch nicht eingetroffen war, ebenso wenig wie die Gläser und die Leinendecken für die hässlichen, zerkratzten Tische, die gerade im Speisezimmer, im Salon und in der Eingangshalle aufgestellt wurden. Die in der Frühe gelieferten Blumen waren gelb und rot, obwohl Rosalind ausdrücklich weiße und pfirsichfarbene bestellt hatte; die einzigen Musiker, die sie so kurzfristig hatte engagieren können, waren ein Geiger und ein Dudelsackspieler, und die Eisskulpturen waren in der ungewöhnlichen Hitze des Tages bereits halb geschmolzen. Zu allem Überfluss brannte in der Küche soeben etwas an und erfüllte das Haus mit einem widerlichen Geruch. Die Vorbereitungen liefen schlichtweg miserabel. Sollte auf Amelias Hochzeitsfeier irgendetwas fehlen, würde sich die feine Londoner Gesellschaft noch Monate später genüsslich das Maul darüber zerreißen, das wusste

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