Ophran 3 Die entflohene Braut
seinem riesigen Wanst ab, der wie der Buckel eines Wals über die Armlehnen seines Sessels ragte. „Der arme Whitcliffe läuft gewiss wie betäubt umher und fragt sich, wie um alles in der Welt es geschehen konnte, dass ihm der kleine Goldfisch im letzten Augenblick, von der Angel gesprungen ist. “
„Es ist seine eigene verdammte Schuld, weil er das Mädchen nicht an der kurzen Leine gehalten hat. “ Lord Dunlop pochte mit seinem Spazierstock auf den Boden, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ich bin Miss Belford begegnet, und sie ist genauso offenherzig und ungehobelt wie der Rest dieser reichen amerikanischen Gören. Wenn Whitcliffe es nicht fertig gebracht hat, ihrer Herr zu werden, dann hat er es verflixt noch einmal verdient, dass sie ihm an ihrem Hochzeitstag davongelaufen ist. “ Er schlug seinen Stock abermals auf den Boden, um seine Ansicht zu unterstreichen.
„Ich habe Whitcliffe damit prahlen hören, dass Miss Belfords Mitgift sich auf über eine halbe Million Pfund beläuft“, bemerkte Lord Farnham. „Für diese Summe könnte ein Mann lernen, ihre Frechheit zu ertragen... und diesen durch und durch abscheulichen Akzent! “
Jack nahm einen Schluck Kognak. Wenn er nicht mehr über Viscount Philmore in Erfahrung hätte bringen müssen, hätte er Farnham liebend gern erwürgt.
„Die Zeitungen schreiben, Miss Belford sei entführt worden“, sagte Lord Beardsley. „Es gibt eine Belohnung von zehntausend Pfund für alle Hinweise, die dazu führen, dass sie gefunden und zu ihrer Familie zurückgebracht wird. “ „Ich glaube nicht daran, dass das Mädchen entführt wurde“, verkündete Lord Sullivan spöttisch. „Wie sollte jemand eine Braut an ihrem eigenen Hochzeitstag entführen, vor den Augen Hunderter von Gästen? Hätte sie nicht geschrien? Hätte nicht irgendjemand sie gehört? “
„Vielleicht nicht. “ Lord Chesley kniff nachdenklich die kleinen dunklen Augen zusammen. „Womöglich hat der Entführer sie geknebelt... oder betäubt. “
„Und wo ist dann die Lösegeldforderung? “ fragte Lord Dunlop und hämmerte ärgerlich mit seinem Stock auf den Boden.
„Möglicherweise hatte die Familie sie noch nicht erhalten, als die Zeitungen gedruckt wurden“, gab Lord Beardsley zu bedenken.
„Sie haben keine bekommen, weil es keine Lösegeldforderung gibt. “ Lord Sullivan zog genüsslich an seiner Zigarre und verschwand beim Ausatmen in einer weißen Rauchwolke. „Die törichte Göre ist davongelaufen, und die Familie schämt sich schlicht, es zuzugeben, mehr nicht! “
„Das ist die Krux mit diesen albernen amerikanischen Mädchen“, meinte Lord Farnham erbost. „Sie stolzieren hier herein, tun vornehm und versuchen, sich Titel zu erkaufen, auf die sie nicht den geringsten Anspruch haben, und sobald sie dann verheiratet sind und erkennen, dass ein Ehemann Teil der Abmachung ist, sitzen sie herum und jammern. Lord Kembles amerikanische Frau hat sich die ersten zwei Monate ihrer Ehe in ihrem Zimmer eingeschlossen und geflennt, Herrgott noch mal! Sie hat den armen Mann fast in den Wahnsinn getrieben. Zum Glück hatte er seine französische Mätresse, die ihn ein wenig bei Laune hielt. “
»Offenbar hat der Ruf der amerikanischen Erbinnen, schwierig zu sein, Lord Philmore nicht davon abgehalten, sich mit einer von ihnen zu verloben“, stellte Jack wie nebenbei fest. „Habe ich nicht heute Morgen in der, Morning Post‘ von seiner Verlobung gelesen? “
„Ah, richtig, und wir werden gewiss bald Näheres erfahren, wenn er zum Lunch kommt“, erwiderte Lord Chesley. „Für gewöhnlich erscheint er um eins. “
„Es ist ihm also endlich gelungen, sich eines dieser Mädchen zu angeln“, äußerte Beardsley. „Er hat es ja weiß Gott lange genug versucht. “
„Edith Fanshaw macht einen ruhigen, vernünftigen Ein druck“, fügte Farnham hinzu. „Wenn sie nie den Mund aufmachen und diesen entsetzlichen Akzent offenbaren würde, könnte man sie für eine Engländerin halten. “
„Sie hat ein Gesicht wie ein zerdrückter Kohlkopf“, verkündete Lord Sullivan mit weinseliger Unverblümtheit „Und überhaupt keinen Hals. Ihre Kinder werden aussehen wie Kobolde. “
„Sie mag nicht so hübsch sein wie Miss Belford“, räumte Lord Farnham ein, „doch dafür wird sie Philmore auch kein Kopfzerbrechen bereiten. Auf jeden Fall ist er gewiss zutiefst erleichtert. Er hätte nicht mehr lange durchgehalten, wenn Miss Fanshaws Vater nicht eingewilligt hätte, sie
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