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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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im Marbury Club. “
    Lionel guckte ihn verdutzt an. „Im Marbury Club? “ Er wusste, dass sein Dienstherr diese besondere Bastion des Standesdünkels verabscheute.
    „Ich gehe dorthin, um einen gewissen Lord Philmore zu treffen. “
    „Sie meinen Viscount Philmore? “ fragte Lionel verwundert.
    „Kennen Sie ihn? “
    „Ich habe in der Zeitung von ihm gelesen... Er besucht nahezu jedes Gesellschaftsereignis und jeden Ball in London. “
    Weil er ein alberner Narr ist, der nichts Besseres zu tun hat, dachte Jack bissig.
    „Sein Foto war heute noch in der, Morning Post“, fuhr Lionel fort, ganz offenkundig aufgeregt ob der Vorstellung, dass Jack eine so bekannte Persönlichkeit treffen würde. „Ich habe sie hier. “ Er öffnete mit einiger Mühe eine verzogene Schublade an seinem Schreibtisch.
    „Und welche Heldentat hat der Viscount vollbracht, dass sein Foto heute in der, Morning Post erscheint? “ erkundigte sich Jack spöttisch.
    „Er wird eine der reichsten amerikanischen Erbinnen in London heiraten“, berichtete Lionel, als er die widerspenstige Schublade endlich geöffnet hatte. Er machte ein wenig Platz auf seinem Schreibtisch und breitete die zerknitterte Zeitung darauf aus. „Hier steht es! “ Mit seinem tintenschwarzen Finger wies er auf die Schlagzeile.
    VISCOUNT PHILMORE HEIRATET AMERIKANISCHE SCHÖNHEIT
    Jack runzelte verwirrt die Stirn. Die Presse mochte zwar Wind davon bekommen haben, dass Miss Belford tags zuvor ihren Verlobten am Altar hatte stehen lassen, doch wie in Gottes Namen konnte sie wissen, dass sie mit der Absicht nach London zurückgekehrt war, Lord Philmore zu heiraten?
    Sein Blick wanderte von dem tadellos gekleideten Mann, der ihn von dem grobkörnigen Foto her anstarrte, zu dem kuhäugigen Mädchen an dessen Seite. Und er begriff, dass die Zeitung nicht die amerikanische Schönheit meinte, die er vor wenigen Stunden verlassen hatte, zusammengerollt auf ihrem Bett, die von Tränenspuren gezeichneten Wangen im fahlen Morgenlicht schimmernd.
    Der Marbury Club lag im Herzen des höchst vornehmen Londoner Stadtteils Mayfair. Mit seinen mächtigen korinthischen Säulen, auf denen ein riesiges, mit einer Kriegsszene geschmücktes Giebeldreieck ruhte, erinnerte seine Fassade an einen griechischen Tempel. Wer das nötige Selbstbewusstsein besaß, durch das mit üppigen Schnitzereien verzierte Eichenholzportal ins Innere des Gebäudes zu treten, wurde sogleich von der schwülstigen Pracht des Großen Saals überwältigt. Jenseits dieses Saals lagen die elegant ausgestatteten Salons, wo sich die Mitglieder des Clubs jeden Tag einigelten. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge aus pflaumenblauem Samt, die traditionsgemäß nie weiter als eine Handbreit geöffnet werden durften. Die Wände waren mit dunkler englischer Eiche getäfelt, der Boden von abgetretenen, muffig riechenden Teppichen bedeckt. Hier trafen sich die feinen Herren der Londoner Gesellschaft und schotteten sich vom Rest der Menschheit ab, um zu rauchen, zu trinken, zu speisen, ihre Zeitungen zu lesen und zu plaudern.
    Jack war kaum eine Minute dort und hatte doch bereits das Gefühl, ersticken zu müssen.
    „Gütiger Himmel! Jack Kent, sind Sie das wirklich? “
    Ein beleibter Mann mit einer Zigarre in der einen und einem Glas Brandy in der anderen Hand erhob sich aus einem Ledersessel und kam schwerfällig auf ihn zu, wobei er die Asche seiner Zigarre achtlos auf den Teppich fallen ließ. Sein Kopf war von einem dichten Schopf borstigen weißen Haares bedeckt, und unter seiner blau geäderten Nase prangte ein riesiger Schnurrbart, der aussah wie zwei geringelte Nagetierschwänze.
    »Guten Tag, Lord Sullivan“, sagte Jack. Der Mann war mit  Haydon befreundet und recht angenehm, wenn man sich nicht zu lange mit ihm abgab. „Wie geht es Ihnen? “
    „Bin noch immer am Leben und verflucht durstig. “ Er nahm einen Schluck aus seinem Kristallglas und leckte sich dann genüsslich die bläulichen Lippen. „Der verdammte Doktor meint, ich solle mich mäßigen. Der Mann ist ein Schwachkopf, wenn Sie mich fragen. Trinken und Rauchen sind das Einzige, was mich hier hält. Wenn er nur einen Fun- ken Verstand besäße, würde er mir raten, mehr zu trinken. He, seht mal, wer beschlossen hat, uns mit seiner Anwesenheit zu beehren! “ rief er lallend und zog damit die Aufmerksamkeit aller Männer im Raum auf sie. „Redmonds Ziehsohn, der, der Schiffe mag. Gerade aus Indien zurückgekehrt, wenn ich mich nicht irre.

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