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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Prügel ausgetrieben und durch ein pedantisches, hochnäsiges Gehabe ersetzt, das Jack schlichtweg lächerlich fand. Natürlich war es möglich, dass Philmore schon immer so gewesen war, doch Jack konnte sich nicht vorstellen, dass irgendein junger Mann, der etwas auf sich hielt, so furchtsam war. Wie konnte dieses ängstliche Kerlchen der Mann sein, den Amelia zu lieben glaubte? Philmore sah zweifellos recht gut aus mit seinem akkurat geschnittenen roten Haar, das unter seinem glänzenden schwarzen Hut hervorlugte, und dem gepflegten Schnurrbart, der sich an den Enden ganz leicht nach oben bog. Jack wusste nicht besonders gut, was Frauen an Männern anziehend fanden, doch er war nicht so sehr von Verachtung geblendet, dass er nicht erkannt hätte, dass Philmore durchaus attraktiv war.
    Dennoch war der furchtsame kleine Dandy kaum der Typ Mann, den Jack für eine beherzte, selbstbewusste Frau wie Amelia gewählt hätte.
    „Ich gebe Ihnen alles, was ich in meiner Brieftasche habe“, meinte Lord Philmore in weinerlichem Ton und fuhr mit der Hand in die Rocktasche. „Genügt Ihnen das? “
    „Ich will Ihr Geld nicht“, entgegnete Jack knapp. „Ich habe eine Nachricht für Sie. “
    Lord Philmores Augen weiteten sich vor Schreck. „Ich habe Hawkins gesagt, ich würde ihm sein Geld geben, sobald ich kann“, stieß er verzweifelt hervor. „Er muss sich nur noch ein klein wenig gedulden... “
    „Deshalb bin ich nicht hier“, knurrte Jack. „Ich bin wegen Amelia Belford gekommen. “
    Lord Philmore verzog verwundert das Gesicht. „Amelia? Ich habe sie seit Monaten nicht gesehen. Natürlich habe ich in der Zeitung gelesen, dass sie gestern entführt wurde... Sie glauben doch sicher nicht, ich hätte irgendetwas damit zu tun? “ Er wirkte mit einem Mal sehr aufgeregt. „Ich schwöre Ihnen, ich weiß nicht das Geringste über... “
    „Ich bin hier, um Ihnen eine Nachricht von ihr zu überbringen. “
    Lord Philmore zog ein weißes Leinentuch aus seiner Tasche und tupfte sich die Schweißperlen von der Stirn. „Was für eine Nachricht? “
    Jack fand sein Gegenüber schlichtweg abstoßend. Kein Wunder, dass Amelias Eltern entsetzt gewesen waren, als ihre Tochter ihnen verkündet hatte, sie sei mit diesem zitternden Eichhörnchen verlobt. Whitcliffe war zwar ungemein arrogant, doch seine Überheblichkeit verlieh ihm zumindest ein gewisses Rückgrat.
    Lord Philmore hielt einen Augenblick mit dem Tupfen inne. „Hat Amelia Sie zu mir geschickt? “
    Jack zögerte. Dann rief er sich in Erinnerung, dass es Amelias Wunsch war, ihren Viscount wiederzusehen, und antwortete zaudernd: „Ja. “
    Eine schwer zu deutende Gemütsregung ließ Philmores Augen aufleuchten. „Wo ist sie? “
    Es missfiel Jack, dass Philmores erste Frage nicht ihrem Wohlergehen gegolten hatte. Hätte er sich nicht zuallererst vergewissern müssen, dass Amelia nichts zugestoßen war?
    „Sie ist in London“, entgegnete er vage. „Sie will Sie sehen. “
    Da war es wieder. Etwas brodelte in Lord Philmores Innerem, doch was immer es sein mochte, er war klug genug, es vor Jack zu verbergen.
    „Wann? “
    „Heute Abend. “
    „Wo soll ich hinkommen, um sie zu treffen? “
    „Ich werde sie zu Ihnen bringen. Sorgen Sie dafür, dass niemand sonst anwesend ist, und warten Sie dann auf uns. “ „Ich fürchte, das wird nicht gehen“, widersprach Lord Philmore. „Ich habe eine Verabredung. “
    Jack blickte ihn ungläubig an. „Sagen Sie sie ab! “
    „Das ist leider nicht möglich. “ Philmore faltete sein linnenes Schnäuztuch und steckte es zurück in die Tasche. „Ich bin der Ehrengast, verstehen Sie? Doch das bedeutet nicht, dass ich nicht höchst begierig darauf bin, Miss Belford zu sehen“, beteuerte er hastig. „Es heißt nur, dass wir eine andere Lösung finden müssen. “ Er zog eine kleine Karte aus seiner Rocktasche und begann, sie mit einem goldenen Federhalter zu beschriften. „Wenn Sie so freundlich wären, Miss Belford diese Nachricht zu überbringen“, fuhr er fort und steckte die Karte in einen Umschlag. „Darin steht genau, wo wir uns treffen sollten. “
    Jack nahm den Umschlag in seine schmutzige Hand und hinterließ dabei fettige Fingerabdrücke auf dem cremeweißen Papier.
    „Hier haben Sie etwas für Ihre Mühe. “ Lord Philmore ließ eine halbe Krone in Jacks Hand fallen, wobei er sorgfältig darauf achtete, sich die Handschuhe nicht zu beschmutzen, und klopfte dann zweimal mit dem Stock auf den Kutschboden,

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