Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
Vom Netzwerk:
diesem Aufzug zu Lord Philmore gehe? “ Sie ließ die Fingerspitzen über den lose gegürteten Morgenmantel gleiten, der inzwischen verführerisch kurz davor war, sich zu öffnen.
    Die Vorstellung, ihr Viscount - oder irgendein anderer Mann, was das betraf - könne sie in diesem leicht bekleideten Zustand sehen, fachte Jacks Zorn noch weiter an.
    „Ich habe Ihnen gesagt, Sie könnten sich nach Belieben aus dem Kleiderschrank meiner Mutter bedienen“, antwortete er ruhig. „Gewiss gab es darin genug Kleider, dass Sie nicht jede Boutique in London plündern mussten, um etwas Passendes zu finden. “ „Lady Redmond und ich haben nicht die gleiche Größe“, erklärte Amelia, „und ihre Garderobe ist nicht... “
    „Nicht was? “ fuhr Jack dazwischen. „Teuer genug, um einer verwöhnten amerikanischen Erbin zu gefallen, weil die meisten Kleider von meiner Schwester und nicht von irgendeinem eingebildeten französischen Narren entworfen und in einem bescheidenen Atelier in Inverness genäht wurden statt in Paris? “
    „Nein, Mr. Kent. “ Amelia hob den Kopf, um seinen finsteren Blick auf ebensolche Weise zu erwidern. „Ihre Mutter hat einen ausgezeichneten Geschmack, und Ihre Schwester ist offenbar eine höchst talentierte Modeschöpferin. Ich konnte ihre Kleider nicht tragen, weil sie nicht gepasst haben. Und was die Auslagen für meine Garderobe angeht, so versichere ich Ihnen, dass ich persönlich dafür aufkommen werde. Sobald ich bei Lord Philmore bin, werde ich dafür sorgen, dass Sie großzügig für all die Umstände entschädigt werden, die ich Ihnen gemacht habe. Mein Percy ist ein Gentleman und würde nie zulassen, dass eine Freundlichkeit unbelohnt oder eine Schuld unbeglichen bleibt. “
    „Da täuschen Sie sich“, knurrte Jack, erbost über die unausgesprochene Schlussfolgerung, er habe weniger von einem Gentleman an sich als ihr alberner kleiner Verlobter. „Ihr werter Percy steckt bis zum Hals in Schulden, die er liebend gern von irgendjemandem begleichen lassen würde...  sogar von einem naiven kleinen Mädchen, das für ihn nichts weiter als eine schnelle und leichte Art ist, sein Bankkonto mit Geld aufzufüllen, das er sonst nie in die Finger bekommen hätte, es sei denn durch Glücksspiel, und darin ist er ziemlich schlecht, oder durch Diebstahl. “
    „Wie können Sie es wagen! “ Amelia ballte die Hände zu Fäusten, als wolle sie ihn schlagen. „Erstens bin ich nicht das naive junge Mädchen, für das Sie mich offenbar halten, und zweitens macht Percy sich nichts aus Geld... ebenso wenig wie ich! “
    „Das liegt daran, dass Sie nie erfahren haben, wie es ist, keins zu besitzen. “
    „Sie anscheinend auch nicht! “ konterte Amelia und wies mit einer ausladenden Handbewegung auf das elegant möblierte Schlafzimmer.
    Jack starrte sie überrascht an. Sie weiß nichts von mir, erkannte er. Sie wusste nichts von seiner Kindheit, die ihn für immer als schäbigen, ungebildeten Dieb brandmarkte, ganz gleich, wie sehr er versuchte, sich aus dem Sumpf seiner Vergangenheit zu befreien. Sie hatte keine Ahnung von den Dingen, die er hatte tun müssen, um zu überleben - von den brutalen Schlägen, die er erduldet und später ausgeteilt hatte, von den Diebereien und Lügen, dem täglichen Kampf um Nahrung, Kleidung und Unterschlupf, ständig begleitet von dem verzweifelten Bestreben, nicht getötet oder eingekerkert zu werden.
    Sie wusste gar nichts über ihn.
    „Verzeihen Sie“, murmelte er und fühlte sich, als habe er für einen Augenblick den Boden unter den Füßen verloren. Er fuhr sich verlegen mit der Hand durchs Haar. „Manchmal sage ich Dinge, ohne nachzudenken. “ Er zuckte hilflos die Schultern.
    Amelia betrachtete ihn stimrunzelnd. Sie war nicht allzu vertraut mit der Garderobe der Londoner Unterschicht, doch es überraschte sie, wie überzeugend Jack in seiner schäbigen Jacke und den billigen Hosen wirkte. Die meisten Männer, die sie kannte, hätten in den groben, schlecht verarbeiteten Kleidern lächerlich ausgesehen. Percy war gewiss zu feingliedrig und zu wenig muskulös, um in die Rolle eines Mannes zu schlüpfen, der sich seinen Lebensunterhalt durch körperliche Arbeit verdiente.
    Mit seiner kräftigen Gestalt und dem markanten, mit Ruß beschmierten Gesicht wirkte Jack Kent wie das Ebenbild des trotzigen Arbeiters, der er zu sein vorgab. Seine Hände waren groß und sonnengebräunt, und die Schwielen an seinen Handflächen zeigten, dass er an harte körperliche

Weitere Kostenlose Bücher