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Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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um den Fahrer zum Anhalten zu bewegen.
    Jack starrte auf die silberne Münze in seiner schwieligen Handfläche. Er hatte alles getan, was er versprochen hatte. Er hatte Amelias Verlobten gefunden und ein Treffen mit ihm arrangiert. Wenn alles gut ging, würde sie noch am selben Abend in den Armen ihres Auserwählten liegen, und er, Jack, könnte nach Inverness zurückkehren und sich wieder seinen Geschäften widmen. Er hätte zutiefst erleichtert sein müssen.
    Stattdessen plagte ihn ein Gefühl der Selbstverachtung, als er aus der Kutsche stieg, gerade so, als habe er soeben seine davongelaufene Erbin verraten.

4. KAPITEL
    „Guten Tag, Miss Belford. “ Jack gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, als sein Blick auf die kostbaren Kleider fiel, die überall im Zimmer verstreut lagen. „Wie ich sehe, haben Sie sich während meiner Abwesenheit nicht gelangweilt. “
    „Oh, dem Himmel sei Dank, Sie sind zurück! “ rief Amelia freudig und eilte auf ihn zu.
    Sie war nur mit einem Morgenrock aus pfirsichfarbener Seide bekleidet, der lose um ihre schmale Taille gegürtet war und eben weit genug offen stand, um Jack einen Blick auf ihr milchweißes Dekollete und das eng geschnürte, elfenbeinfarbene Korsett darunter zu gewähren. Ihr hellblondes Haar war zu einer Hochfrisur auf gesteckt, aus der sich jedoch im Laufe des Anprobierens Dutzender Kleider zahlreiche Strähnen gelöst hatten, die nun ihr Gesicht umspielten und Amelia ein reizend zerzaustes Aussehen verliehen. Sie trug Strümpfe, doch keine Schuhe, obwohl sich gewiss an die hundert Schuhkartons im Haus stapelten, und Jack fand den Anblick ihrer kleinen Füße, die unter dem Morgenmantel hervorlugten, seltsam bezaubernd.
    „Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich aufwachte und bemerkte, dass Sie fort waren“, gestand Amelia leise. „Ich wusste nicht, ob Sie zurückkehren würden. “
    Er guckte sie verwundert an. Hatte sie ernsthaft geglaubt, er würde sie einfach im Stich lassen? Ihr zarter Duft betörte ihn, ein leichter Wohlgeruch aus Sonnenlicht und Seife mit einem Hauch Orange und dem herbfrischen Aroma einer ihm unbekannten Blüte. Die dunklen Schatten unter ihren Augen waren ein wenig verblasst, und die zahlreichen Kratzer auf ihrer Hand wirkten bereits weniger beunruhigend. Ihre Ge-Gemütsverfassung war zweifellos besser als in der Nacht zuvor, als er sie zusammengerollt und mit Tränen an den Wimpern in ihrem Bett gefunden hatte. Dennoch umgab sie eine Aura rührender Verletzlichkeit, die Jack sogleich besänftigte. „Haben Sie Percy gefunden? “
    Enttäuschung stieg in ihm auf.
    „Ja. “ Seine Stimme klang sonderbar unwirsch.
    „Ich wusste es! “ rief sie begeistert. Sie streckte die Hände aus, als wolle sie ihn umarmen, runzelte dann jedoch verwundert die Stirn. „Warum tragen Sie diese Kleidung... und wie sind Sie so schmutzig geworden? “
    „Ich hielt es für das Beste, wenn Ihr werter Percy nicht weiß, wer ich bin. “
    „Warum sollte er das nicht wissen? “
    „Ich nehme an, Miss Belford, dass Sie die heutige Zeitung noch nicht gelesen haben. “
    „Dazu war ich viel zu beschäftigt. “ Amelia wies entmutigt auf die Berge von Kleidern, die sie umgaben. „Ich habe den ganzen Morgen versucht, mir eine angemessene Garderobe zusammenzustellen, und ich fürchte, das war nicht leicht. “ „Das sehe ich. Und wie, wenn ich fragen darf, gedenken Sie, all das zu bezahlen? “
    „Sind Sie deshalb so verärgert? “ Sie wirkte ehrlich überrascht. „Weil ich Lizzie und Beaton gebeten habe, mir ein paar Kleidungsstücke zu besorgen? “
    „Das sind nicht nur ein paar Kleidungsstücke“, entgegnete Jack gereizt. „Das ist die Jahresleistung von mindestens zweihundert Näherinnen, Hutmachern, Lederwarenherstellern und Schustern, mit der man leicht ganz London ausstaffieren könnte! “
    „Ich schaue nur rasch nach Beaton“, sagte Lizzie, die Amelia beim Anprobieren behilflich gewesen war, klaubte hastig einige achtlos fallen gelassene Kleider vom Boden und verließ eilig den Raum.
    Amelias Blick war noch immer auf Jack gerichtet, doch die Farbe ihrer Augen erinnerte nun an einen dunklen Ozean vor dem Sturm. „Ich hatte nichts anzuziehen. “ Ihre Stimme klang ruhig und gefasst, was darauf hindeutete, dass Jack sie nicht im Mindesten einschüchterte. „Ich konnte meinemVerlobten wohl kaum in Lumpen gegenübertreten, in einem zerfetzten Brautkleid, das für meine Hochzeit mit einem anderen Mann vorgesehen war. Haben Sie erwartet, dass ich in

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