Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ophran 3 Die entflohene Braut

Titel: Ophran 3 Die entflohene Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
Vom Netzwerk:
größte Mühe, ruhig zu bleiben, während sie besorgt aus dem Fenster guckte, um festzustellen, ob noch jemand ihre Flucht bemerkt hatte. „Ich fürchte, Sie werden sich eine andere suchen müssen. “
    „Das Mädchen will, dass ich mit ihm fortfahre“, erklärte der Kutscher in zutiefst verwundertem Ton.
    „Wirklich, Sir, ich muss darauf bestehen, dass Sie sich einen eigenen Wagen suchen“, protestierte Amelia. „Dieser hier ist bereits vergeben. “
    „Leider ist dies mein eigener“, teilte Jack ihr mit.
    Amelia verließ der Mut. „Entschuldigen Sie... das wusste ich nicht. In diesem Fall werde ich mir eine andere Kutsche suchen müssen. “
    Sie raffte abermals ihr voluminöses Kleid zusammen und machte Anstalten auszusteigen. Plötzlich brach das düstere Orgelspiel ab, und aufgeregtes Geschrei erfüllte die Luft.
    „Es hat den Anschein“, begann Jack und wies mit dem Kopf in Richtung Kirche, „als habe jemand bemerkt, dass die  Braut fort ist. “
    Alles Blut wich aus ihrem Gesicht. Sie war so erschreckend blass, dass Jack einen Augenblick lang fürchtete, sie würde in Ohnmacht fallen.
    Stattdessen riss sie ihre Smaragdohrringe ab und warf sie ihm hin. „Werden die zusammen mit dieser Kette hier reichen, um Ihnen die Kutsche abzukaufen? “ fragte sie und löste den Verschluss des Diamantcolliers, das sie um den Hals trug.
    Jack blickte sie entgeistert an.
    „Diesen Ring hier können Sie auch noch haben“, fügte sie hinzu und versuchte, einen riesigen, mit funkelnden Brillanten eingefassten Rubinring vom Finger ihrer rechten Hand zu ziehen. „Lord Whitcliffe zufolge befindet er sich seit Generationen im Familienbesitz. Man hat mir natürlich gesagt, dass der Lord den wertvollsten Familienschmuck im Laufe der Jahre hat verkaufen müssen, um seine Schulden zu begleichen, doch er hätte mir den Ring gewiss nicht geschenkt, wenn er nicht ziemlich kostbar wäre. Er legt ungemein großen Wert auf Äußerlichkeiten. “
    „Ich will Whitcliffes Ring nicht“, entgegnete Jack verwirrt.
    „Sie haben natürlich Recht“, gab sie niedergeschlagen zu. „Er ist nicht wirklich meiner. Doch das Collier und die Ohrringe gehören mir“, beteuerte sie feierlich. „Mein Vater hat sie mir vor ein paar Monaten zum neunzehnten Geburtstag geschenkt. Sie können sie ruhigen Gewissens annehmen, Sir, ohne zu befürchten, dass... Rasch, steigen Sie ein, ehe Sie jemand entdeckt! “ Sie packte Jack am Ärmel, als die Leute aus der Kirche zu strömen begannen und dabei ihren Namen riefen. „Schnell! “
    Jack nahm zögernd ihr gegenüber Platz und schloss den Wagenschlag.
    „Miss Belford“, hob er in seinem, wie er glaubte, vernünftigsten Tonfall an. „Sie sind ganz offenkundig aufgewühlt und überwältigt von Ihren Gefühlen. Wenn Sie sich einen Augenblick Zeit nehmen, werden Sie gewiss... “
    „Wie heißen Sie, Sir? “
    Er schaute sie grimmig an, denn ihm war bewusst, dass es nur noch Minuten dauern würde, bis jemand beschloss, die  Kutschen durchsuchen zu lassen. „Jack“, antwortete er. „Jack Kent. “
    „Sagen Sie mir, Mr. Kent, waren Sie schon einmal in einer völlig ausweglosen Lage? “
    Ihre ausdrucksvollen Augen waren weit aufgerissen. Sie haben die Farbe des Ozeans, stellte Jack fest, als er sie betrachtete. Das tiefe, unergründliche Blau des Meeres, wenn die glitzernden Sonnenstrahlen auf den sachte wogenden Wellen tanzten. Lange dunkle Wimpern säumten ihre Lider, die bei näherem Hinsehen geschwollen und rot gerändert waren, und die zarte Haut unter ihren Augen wurde von dunklen Ringen der Schlaflosigkeit verunziert. Ihre Züge waren fein und wunderbar klar, ihr Teint milchweiß und samtig, abgesehen von ein paar vorwitzigen Sommersprossen auf ihrer Nase, die Jack höchst reizend fand. Ihr einst kunstvoll frisiertes Haar fiel ihr in blassgoldenen Wellen über die Schultern, ein hoffnungsloses Durcheinander aus losen Haarnadeln, zerrissenem Schleier und grünen Blattfetzen. Seine davongelaufene Braut war groß gewachsen, und ihre Flucht die Kirchenmauer hinab ließ vermuten, dass sie auch recht kräftig war, doch im Augenblick wirkte sie anrührend schmal und zerbrechlich zwischen den üppigen Stofflagen ihres ramponierten Brautkleides.
    „Haben Sie je gespürt, dass Sie kurz davor standen, zu einem entsetzlichen Leben verdammt zu werden, von dem Sie wussten, dass Sie es nicht würden ertragen können? “ fuhr Amelia düster fort. „Weil die Welt Sie einsperren wollte, und zwar nur

Weitere Kostenlose Bücher