Ophran 3 Die entflohene Braut
Fahrzeug von der Straße ab, die sie befuhren, und verschwand. Jack ließ sich gegen die Rückenlehne sinken und streckte die Beine aus. Oliver hat Recht, dachte er verstimmt. Er litt allmählich unter Verfolgungswahn.
„Inverness ist keine sehr große Stadt, nicht wahr? “ erkundigte sich Amelia, während die Kutsche über die schmalen Kopfsteinpflasterstraßen ratterte.
„Verglichen mit London oder New York nicht“, räumte Jack ein. „Doch dank ihrer Verbindung zur Nordsee durch den Moray Firth ist sie von großer wirtschaftlicher Bedeutung für die Highlands. Sie ist ein Umschlagplatz für nahezu alle Waren, die für das Hochland bestimmt sind oder von dort stammen. “
„Sind Sie von hier? “
Er schüttelte den Kopf. „Ich komme aus Inveraray. Das liegt weiter unten im Süden an der Ostküste. “
„Was hat Sie nach Inverness geführt? “
„Genevieve zog nach ihrer Hochzeit mit Haydon hierher. Er besitzt ein Anwesen in der Nähe. Als meine Brüder und Schwestern älter wurden, ließen sie sich alle hier in der Gegend nieder. “
„Sehen Sie sie oft? “
„Wenn ich nicht geschäftlich unterwegs bin, ja. Deshalb war ich in England. Ich war soeben aus Indien zurück und hatte vor, die Woche darauf wieder aufzubrechen. Da meine Familie zu Ihrer Hochzeit eingeladen war, beschloss ich, sie dort zu treffen, um sie vor meiner Abreise kurz sehen zu können. “
„Wie schön, eine so enge Beziehung zu seiner Familie zu haben! “ Amelia seufzte. „Wenn ich Lord Whitcliffe geheiratet hätte, wäre meine Familie nach New York zurückgekehrt. Meine Mutter hätte mich zwar gewiss gelegentlich besucht, doch meinen Vater und meine Brüder hätte ich wohl nicht oft zu Gesicht bekommen, es sei denn, ich wäre nach New York gereist, um sie zu sehen. Mein Vater mag England nicht und konnte es kaum erwarten, nach Hause zu fahren. William arbeitet so emsig in Vaters Unternehmen mit, dass er keine Zeit gefunden hätte, herzukommen. “
„Und was ist mit Freddy? “
„Leider mochte er Lord Whitcliffe nicht besonders, und Seine Gnaden verabscheute meinen Bruder geradezu, so dass seine Besuche gewiss nicht sehr angenehm geworden wären. In Lord Whitcliffes Augen ist Freddy ein nichtsnutziger Müßiggänger. “
„Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass er selbst nie gearbeitet hat. “
Amelia heftete ihren Blick auf die Häuserreihen, die am Fenster vorbeizogen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie Freddy jemals wieder sehen würde.
„Wir sind da“, verkündete Jack, als die Kutsche zum Stehen kam.
Es hatte zu regnen begonnen, und Inverness lag da wie von einem grauen Schleier bedeckt. Jack entlohnte den Kutscher und half Amelia aus dem Wagen. Sobald sie festen Boden unter den Füßen hatte, ließ er ihre Hand los.
„Können Sie den Rest des Weges allein gehen? Die Nachbarn könnten uns beobachten, und es würde einen seltsamen Eindruck machen, wenn ich Sie am Arm ins Haus geleite. “
„Aber gewiss“, versicherte Amelia.
Das Haus, vor dem sie standen, war wesentlich kleiner als die Londoner Villa von Jacks Eltern, doch es war keineswegs unansehnlich und wirkte recht gepflegt. Zwei Reihen großer Fenster gingen auf die Straße hinaus, und die schwere schwarze Eingangstür hatte einen glänzenden Türklopfer aus Messing in Form eines Löwenkopfes. Amelia und Oliver standen tief in ihre Mäntel gehüllt im Regen, während Jack in seinen Taschen nach dem Schlüssel wühlte. Als er ihn endlich gefunden hatte, wollte das Schloss nicht aufgehen, so dass er mehrmals heftig an der Klinke rütteln musste, doch auch das brachte keinen Erfolg.
„Das Holz muss sich durch die Feuchtigkeit verzogen haben. “ Er trat einen Schritt zurück und warf sich dann mit seinem ganzen Gewicht just in dem Augenblick gegen die Tür, als diese geöffnet wurde.
„Herr im Himmel! “ fluchte Doreen und sprang zur Seite, als Jack ins Haus gestürmt kam. „Sie können von Glück sagen, dass ich Ihnen nicht eins mit dem Schrubber über den Schädel gegeben habe. “ Ihr schmales, faltiges Gesicht verzog sich zu einer empörten Grimasse, gerade so, als trüge Jack irgendeine Schuld daran, dass sie ihm um ein Haar eins aufs Dach gegeben hätte. „Was machen Sie hier überhaupt? “ fragte sie und tunkte ihre borstige Waffe in einen Wassereimer.
„Ich wohne hier“, erklärte Jack. „Was machst du hier? “ „Ich schrubbe den Boden, wie jeden Dienstag. “
„Um Himmels willen, Doreen, ich habe dir doch gesagt, das ist nicht
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