Ophran 3 Die entflohene Braut
Sie hier sind, brauchen Sie sich nicht dreimal am Tag umzuziehen“, erklärte Eunice. „Wir führen nicht diese Art von Haushalt. “
„Aber Sie können doch kaum erwarten, dass ich dasselbe Kleid zum Abendessen trage, mit dem ich schon den ganzen Tag herumgelaufen bin? Das schickt sich nicht. “
„Wir sind nicht in London, Amelia. “ Jack bemühte sich, geduldig zu sein. „Die Frauen hier tragen den ganzen Tag dasselbe Kleid, und niemand nimmt Anstoß daran. “
„Oh, ich verstehe. “
„Drei Kleider reichen fürs Erste“, bekräftigte Jack, als er ihre Verwirrung und Enttäuschung spürte. Er hatte nicht vor, sein Bankkonto zu plündern, um Amelia mit der Garderobe auszustatten, die sie offenbar gewöhnt war. „Wenn Sie mehr brauchen, können wir es später immer noch kaufen. “ „Natürlich. Drei Kleider sind sehr großzügig. Vielen Dank. “ Sie setzte eine würdevolle Miene auf, lüpfte die viel zu langen, schlammigen Hosenbeine und versuchte, Eunice, ohne zu stolpern, die Treppe hinauf zu folgen.
„Drei Kleider sind wirklich nicht sehr viel“, stellte Doreen fest, nachdem Amelia fort war. „Ich bin sicher, Miss Genevieve und die Mädchen werden ihr gern das ein oder andere aus ihren Schränken überlassen. Wenn ich zu Grace’ Laden gehe, frage ich sie, ob sie nicht ein oder zwei Kleider erübrigen kann. “
„Du kannst nicht zu Grace’ Boutique gehen. Niemand darf wissen, dass Amelia hier ist, nicht einmal meine Familie. “ Doreen runzelte die Stirn. „Warum nicht? “
„Es ist im Augenblick zu gefährlich. Amelia hat mit ihrem Fortlaufen einen riesigen Skandal verursacht. Ich möchte nicht, dass meine Familie da hineingezogen wird. Haydon und Genevieve brauchen keine weiteren Skandale in ihrem Leben. “
„Seine Lordschaft und Miss Genevieve kennen doch nichts anderes, seit sie denken können“, entgegnete Doreen. „Da macht ihnen einer mehr gewiss nichts aus, vor allem nicht, wenn es für eine gute Sache ist. “
„Sie dürfen nichts davon erfahren, Doreen. “ Jacks Tonfall duldete keinen Widerspruch.
Die alte Frau schnaubte ungeduldig. „Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie Vorhaben, das Mädchen wie ein Haustier hier einzusperren? Mit Ihnen und Oliver als einziger Gesellschaft? “
„Nein, Eunice und du, ihr müsst ebenfalls hier bleiben, während ich mir überlege, was ich mit ihr anstellen soll. “ „Und was erzähle ich unserem Kutscher, wenn er uns heute Abend abholen kommt? “
„Sag ihm, er solle Haydon und Genevieve ausrichten, ich sei heimgekehrt und bräuchte eure Hilfe, um das Haus in Ordnung zu bringen“, schlug Jack vor.
„Das wird ihnen gewiss seltsam Vorkommen, denn wir schauen jeden Dienstag vorbei, um zu putzen und dafür zu sorgen, dass sich während Ihrer Abwesenheit keine Diebe oder Ratten hier einnisten. “
„Dann sag dem Kutscher, es gebe nichts zu essen im Haus und ihr würdet ein paar Tage bleiben, um einzukaufen und für mich zu kochen. Erzähl ihm, ich sähe deiner Meinung nach halb verhungert aus, und das könntest du nicht zulassen. “
„Das werden sie gewiss gern glauben“, verkündete Oliver und lachte vergnügt in sich hinein.
Doreen schnaubte verärgert. „Nun gut, wir bleiben. “
Regen strömte in dunklen Rinnsalen die Fensterscheiben hinab und verwandelte sie in glänzende schwarze Rechtecke. J Die Arme um die Knie geschlungen, saß Amelia auf Jacks breitem Bett und betrachtete ihre ungewohnte Umgebung. Jack hatte darauf bestanden, dass sie sein Zimmer bezog, obwohl sie ihm beteuert hatte, sie würde nur zu gern mit dem Gästezimmer vorlieb nehmen. Daraufhin hatte Oliver ihr erklärt, dass Jack gar kein richtiges Gästezimmer besitze, jedenfalls kein ausreichend möbliertes, da er niemals Gäste habe. Sie hatte nicht gewusst, was sie darauf hatte antworten sollen, denn ihr war noch nie jemand begegnet, der keine zusätzlichen Zimmer für auf Besuch befindliche Freunde oder Verwandte bereithielt. Jack hatte etwas davon gemurmelt, dass er nicht oft zu Hause sei, und die Angelegenheit hatte als beendet gegolten.
Amelia stützte das Kinn auf die Knie und seufzte. Ihr Bett war aus glänzendem Mahagoniholz, und in Anbetracht der riesigen Ausmaße vermutete sie, dass es eigens für seinen außergewöhnlich großen Besitzer angefertigt worden war. Es war von schlichter Form, wirkte jedoch gerade dadurch bemerkenswert elegant. Der breite Kleiderschrank auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers war in ähnlichem
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