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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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wurden abgeriegelt. Die erzwungene Untätigkeit, zu der er verdammt war, schmeckte Herrn Schweitzer ganz und gar nicht.
    Einer der Polizisten kehrte zurück und berichtete der Zentrale, am Tatort sei alles voller Blut, es gäbe aber keine Leiche. Eventuell sei der Ermordete also noch am Leben, und man möge deswegen die Fahndung doch bitte schön auch auf das Opfer ausweiten, das sich nach der verlorenen Blutmenge zu urteilen aber nicht weit entfernt haben dürfte. Und ob die Spurensicherung schon unterwegs sei? Und ja, der Zeuge mache einen seriösen Eindruck, wirke soweit auch gefaßt und sitze bei ihm im Wagen. Der Polizist drehte sich zu Herrn Schweitzer und nickte ihm wohlwollend zu.
    „Äh, kann sein, daß ich den Mord gefilmt habe“, ergriff dieser die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    „Kann sein?“
    „Na ja, ich gebe Ihnen mal die Kamera, da ist alles drauf. Ob die Aufnahmen was taugen, kann ich nicht sagen. Sie sehen ja selbst, das Wetter und so.“ Herr Schweitzer spekulierte darauf, daß die Jungs von der Bullerei ihm den Fotoapparat später gesäubert zurückgeben würden. Er reichte das Gerät nach vorne.
    „Wie kommen Sie eigentlich dazu, einen Mord zu filmen?“
    „Ich bin Detektiv. Im Prinzip wollte ich nur ein Foto von Lola. Die ist aber ein Mann. Den Auftrag dazu hatte ich von der Mörderin.“
    Der Polizist fragte sich, ob es richtig war, der Zentrale zu sagen, der Zeuge wirke gefaßt. „Wer ist Lola? Sie sagten doch, der Ermordete sei ein gewisser Jürgen Sikora.“
    „Das schon. Aber Lola war seine Freundin.“
    „Im Satz zuvor sagten Sie eben, Lola sei ein Mann. Wieso also Freundin?“
    „So richtig verstehe ich das auch nicht. Lola läuft halt gerne in Frauenkleidern rum. Bedeutet das, daß Jürgen schwul ist?“
    Der Polizist kratzte sich am Kinn. „Hmm. Normalerweise ist schwul doch, wenn Mann es mit Männern treibt, oder?“
    „So sehe ich das auch“, sagte Herr Schweitzer, „aber Lola ist ein Travestit. Vielleicht könnte man so eine Beziehung dann als halbschwul bezeichnen.“
    „Das wäre eine Idee … Aber wieso wollte Frau Sikora, daß Sie Fotos machen? Ist die auch pervers?“
    „Pervers würde ich das nicht nennen. Klingt irgendwie nicht tolerant genug.“
    „Ach ja, stimmt. Man sagt ja auch nicht mehr Neger. Wissen Sie, wir müssen jedes Jahr zu solchen Schulungen, da kriegt man das beigebracht.“
    „Daß Schwarze keine Neger sind?“
    „Genau. Und Vietnamesen darf man auch nicht mehr Fidschis nennen. Aber das ist eher ein Problem in Ostdeutschland. In Frankfurt gibt’s ja so gut wie keine Fidschis.“
    „Vietnamesen“, korrigierte Herr Schweitzer.
    „Genau, Schlitzaugen.“ Der Polizist mußte über seinen eigenen Witz lachen.
    Auch Herr Schweitzer konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
    Inzwischen wimmelte es im Bischofsweg von lauter Polizeiautos. Etliche Nachbarn wollten sich das Ereignis nicht entgehen lassen und standen in Grüppchen vor dem Haus. Hier gebe es nichts zu sehen. „Bitte gehen Sie nach Hause“, hieß es von Seiten der Polizei. Aber die Nachbarn waren ja nicht blöd, natürlich gab es was zu sehen.
    „Wie geht das hier jetzt weiter?“ wollte Herr Schweitzer nun in Erfahrung bringen.
    „So genau weiß ich das auch nicht. Bei Mord kommen natürlich unsere ganz wichtigen Kommissare aus den Löchern gekrochen. Komisch, daß noch keiner da ist.“
    „Sie meinen, es kann länger dauern?“
    „Davon ist auszugehen. Und so einen prima Zeugen wie Sie haben wir auch nicht oft. Den Mord sogar gefilmt …“ Der Polizist drehte die verdreckte Kamera in den Händen. „Na, so, wie die aussieht, hoffentlich ist das Beweismaterial noch heil.“
    Neue düstere Wolken verdunkelten Herrn Schweitzers Seelenheil. Vor Sabine Sikoras Revolver war er nun zwar in Sicherheit, doch seine Freundin Maria von der Heide würde ganz schön in die Luft gehen, sobald sie sah, wie er mit ihrem Fotoapparat umgegangen war. Ihm drohte Ungemach. „Ja, das hoffe ich auch.“
    „Ups“, entfuhr es nun dem Polizisten, „hab ich ja ganz vergessen.“ Er stieg aus und öffnete die hintere Tür. „Wenn Sie bitte mal aussteigen würden. Ich muß Sie noch durchsuchen.“
    „Warum denn das?“
    „Tja“, der Staatsbeamte zierte sich ein bißchen, „wäre doch doof, wenn der angebliche Zeuge, also Sie, der Mörder wäre und hier noch rumballert. Ich muß Sie nach Waffen abtasten. So lautet die Vorschrift.“
    Das leuchtete Herrn Schweitzer ein. In

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