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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Herr Schweitzer und wischte sich den Schaum vom Mund. Er konnte sich nicht erinnern, wann er Funkal das letzte Mal so nüchtern erlebt hatte. Das mußte schon lange her sein.
    „Immer nur Gutes. Ansonsten hätten wir ja gelästert. Und, Simon, jetzt mal unter Männern, wir sind doch keine alten Tratschweiber, oder?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    „Siehst du. René, noch einen Schoppen, please.“
    Aha, dachte Herr Schweitzer daraufhin, das mit Funkals Nüchternheit dürfte auch bald Makulatur sein. Wie in den guten alten Zeiten würde sich der Polizist volle Kanne zurußen. Das war eine Spezialität von ihm. Für seinen Lebenswandel sah er noch erstaunlich gut aus.
    Funkal: „Wo waren wir stehengeblieben?“
    „Bei der Sedlurak“, antwortete Schmidt-Schmitt.
    „Stimmt. Die schreibt in ihrer Freizeit also Gedichte?“
    „Wenn ich’s dir sage …“
    Da es sich offenbar um einen älteren Gesprächsfaden handelte, hielt sich Herr Schweitzer raus. So viel zum Thema alte Tratschweiber, dachte er nur.
    „Hätte ich jetzt nicht gedacht, die Sedlurak macht doch eigentlich einen soliden Eindruck. Doch wenn du sagst, sie schreibt Gedichte … warum hast du sie dann nicht mal zum Logopäden geschickt? Vielleicht wäre eure Beziehung damit zu retten gewesen.“
    Herrn Schweitzer fiel auf, wie intim die beiden miteinander umgingen.
    „Oh, versuch du mal, Lyriker zu kurieren. Eher bringst du einem Offenbacher den Umgang mit Messer und Gabel bei.“
    „Hey Jungs“, unterbrach René, „jetzt macht mal halblang. Offenbacher sind auch nur Menschen. Ich kenne sogar ein paar, die haben es bis nach Frankfurt geschafft.“
    „Nee …“, kam es von Funkal.
    „Doch. Einer hat sogar eine von hier geheiratet.“
    „Das geht?“ beteiligte sich nun auch Herr Schweitzer am Dummrumgebabbel.
    „Tja, das Grundgesetz“, dozierte René mit gestrecktem Zeigefinger, „da steht drin, alle Menschen sind gleich.“
    „Das geht zu weit“, tat nun der Schmidt-Schmitt entrüstet, „man kann doch nicht zivilisierte Menschen mit Neandertalern gleichstellen.“
    Funkal: „Jetzt übertreibst du aber, Mischa. Ich habe im Dienst mal einen Kollegen kennengelernt, der war gebürtiger Offenbacher und konnte …“ Er legte eine dramatische Kunstpause ein.
    „Ja?“
    „Sag schon …“
    „Jetzt mach’s nicht so spannend.“
    „… Auto fahren.“
    „Hahaha, der war gut“, stellte Herr Schweitzer fest. Wohlweislich verschwieg er seine ersten Fahrstunden und die Tatsache, daß er aus Gründen der Dabbischkeit auf Automatik lernte.
    So ging das Geläster über die liebe Nachbarschaft noch eine Weile weiter. In Frankfurt, und wegen der geographischen Nähe ganz speziell in Sachsenhausen, gehörten solche, die Menschenwürde malträtierenden Gespräche über Offenbach zum spaßigen Alltag. Der Fairneß halber sei aber auch einmal gesagt, daß es sich jenseits der imaginären Kulturgrenze nicht wesentlich anders verhielt. Die Zurückgebliebenen dort – oder sollte man besser sagen: die dort Zurückgebliebenen? – sahen in Frankfurts Bevölkerung eine Bande Koks schnüffelnder und dem Heroinrausche frönender Drogensüchtiger. Selbst Kids im zarten Vorschulalter bekämen ohne Ecstasy nichts gebacken. Ganz so falsch lagen sie damit nicht, auch wenn hüben wie drüben eine gewisse Ausschmückung kaum zu leugnen war.
    Und außerdem hatte es in Offenbach sogar eine Domstraße. Nicht daß dort je eine Kathedrale erbaut worden war, nein, die Offenbacher Domstraße hieß nur deswegen Domstraße, weil man früher, bevor alles verbaut wurde, von dieser Stelle aus einen sehnsüchtigen Blick auf den Frankfurter Dom genießen durfte. So hat halt jeder seine Sehenswürdigkeiten, auch wenn sie manchmal ganz schön weit entfernt waren.
    Es dauerte nicht lange, und Herr Schweitzer war auch mit Mischa Schmidt-Schmitt per du. Frederik Funkals Bierkonsum hatte die gewohnte Schlagzahl erreicht. Die familiäre Dreisamkeit ausnutzend eruierte der Detektiv nun ein paar Fakten, die ihm bis dato verborgen waren. So seien zum Beispiel im Benz der Sikora keine Fingerabdrücke außer den ihren festzustellen gewesen, mit einem Tuch sei das Lenkrad und der Türgriff feinsäuberlich blankpoliert worden. Der Eigentümer der schwulen Frau Rauscher sei identisch mit dem Mordhausbesitzer und seit geraumer Zeit auf Reisen, wie eine aufmerksame Nachbarin der Polizei mitgeteilt hatte.
    Und da es der Oberkommissar augenscheinlich ernst meinte mit der Zusammenarbeit mit dem

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