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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Schubverband vertäut lagen. Schon beim Kontrollturm erspähte er auf der Griesheimer Seite ein hektisches Treiben. Blausilbrige Polizeiautos parkten an der Uferböschung und mehrere Wasserfahrzeuge waren im Fluß zugange. Taucher waren mit ihren Anzügen und Sauerstoffflaschen beschäftigt. Drei Walzenwehre stauten die schlammigen Fluten. Etliche Strudel zeugten von der gewaltigen Kraft der Wassermassen. Instinktiv suchten Herrn Schweitzers Augen nach an der Oberfläche treibenden Leichen.
    Die Oberkommissarin Sedlurak war in ein Gespräch mit Schmidt-Schmitt vertieft, während sich Herr Schweitzer dezent im Abseits hielt. Skeptisch beäugte er den Himmel, der sich über Höchst schon wieder rabenschwarz präsentierte und nur darauf wartete, erneut anzugreifen. Er schloß sein Fahrrad ab und ließ sich auf einem Poller nieder.
    Nachdem Herr Schweitzer einige Zeit aufmerksam den jeweiligen Aktivitäten der verschiedenen Berufsgruppen zugeschaut hatte, näherte sich ein sichtbar erholter Oberkommissar. „Das wird heikel.“ Erst dann folgte die Begrüßung: „Na, du bist ja doch gekommen.“
    „Wie du siehst. Was wird heikel? Die Strömung?“
    „Ja, der Tauchleiter hat seine Bedenken geäußert, aber Frau Sedlurak hat auf die Aktion bestanden. Komm doch mit, da vorne steht unser Bus, da gibt’s Kaffee und außerdem ist es windgeschützt.“
    Herr Schweitzer folgte.
    „Ah, tut das gut.“ Er labte sich an dem heißen Gesöff. „Wie lange wird das hier dauern? Was schätzt du?“
    „Wenn es nach der Sedlurak geht, dann so lange, bis jeder Kubikzentimeter abgesucht ist. Die Pedanterie dieser Dame ist berüchtigt. Deswegen ist sie ja auch mit auf’s Boot gegangen. Kontrollsucht nennt man das unter Psychologen, glaub ich.“
    „Ist daran eure Beziehung gescheitert, an ihrer Kontrollsucht?“
    „Simon, Tipp von mir, du solltest Privatdetektiv werden …“
    „Schlechter Vorschlag. Laut Auftrag sollte ich Jürgen Sikora suchen.“
    „Tust du doch, na ja, immerhin guckst du dabei zu.“
    „Klar, aber wenn die Polizei die Leiche findet, krieg ich keine Belohnung. Also, was mache ich hier eigentlich?“
    „Das nennt man Ausschlußverfahren. Ist die Leiche erst mal tot, erübrigt sich die weitere Suche.“
    Und Herr Schweitzer hegte noch eine ganz andere Befürchtung: „Und wenn sich die Leiche durch die beiden Schleusenkammern geschlichen hat und nicht am Wehr hängengeblieben ist …“
    „Dann, mein lieber Simon, ja dann sind wir so weit wie vorher. Aber jetzt mal ganz unter uns, ich glaube, die Sedlurak liegt sowieso falsch mit ihrer These.“
    „Und was ist ihre These?“
    „Mord natürlich.“
    „Und was ist deine These?“
    „Jürgen Sikora lebt und wird irgendwo von Lola gepflegt. Dazu würde nämlich die neueste Spur passen.“
    Sofort war Herr Schweitzer statisch aufgeladen. Sämtliche Sinne waren in Aufruhr, wovon seine sich sträubende Armbehaarung beredtes Zeugnis ablegte. „Bitte? Welche neue Spur?“
    „Sag aber nicht, wir seien blöd. Natürlich haben wir es sofort überprüft, aber es hat sich als sehr schwierig gestaltet. Das Handy, mit dem der Anruf bei der Sikora eingegangen ist, war unter einem anderen Namen registriert. Du erinnerst dich, die Sikora hat doch behauptet, jemand habe sie angerufen und behauptet, ihr Mann gehe gerade fremd.“
    „Wie sollte ich das vergessen haben?“
    „Und nun hat sich herausgestellt, daß der Typ, dem das Handy gehört, niemand anderes ist als dieser Stefan Kalter, der Besitzer des Hauses, in dem der Mord geschah, und dem gleichzeitig auch noch die Kneipe in Sachsenhausen gehört.“
    „Aber der ist doch im Ausland und unauffindbar.“
    „Und wenn schon. Doch bedenke, er hat Lola in seinem Haus wohnen und die schwule Frau Rauscher alleinverantwortlich führen lassen. Warum sollte er ihr nicht auch sein Handy überlassen haben?“
    „Ist Lola denn nirgendwo sonst polizeilich gemeldet? Oder wohnt sie auch in dem Haus?“
    „Gemeldet ist sie in Eschersheim. Aber der Bewohner dort hat ausgesagt, Lola, beziehungsweise Waldemar Hanuch, sei vor einem knappen halben Jahr dort ausgezogen. Bis dahin habe man vier Jahre in einer Wohngemeinschaft gelebt. Der Großteil seiner Habseligkeiten lagert dort im Keller. Und die Befragung der Nachbarn im Bischofsweg hat ergeben, Herr Hanuch habe dort des öfteren genächtigt.“
    „Und auch gewohnt?“
    „Nein, keine Spur von Klamotten oder auch nur einer zweiten Zahnbürste.“
    „Und die Suche nach Lola läuft?

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