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Opium bei Frau Rauscher

Opium bei Frau Rauscher

Titel: Opium bei Frau Rauscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Detektiv, fand es nun auch Herr Schweitzer an der Zeit, alle Karten auf den Tisch zu legen. Er beugte sich zu Schmidt-Schmitt: „Pssst.“
    „Ja, ich bestell ja gleich die nächste Runde.“
    „Nee, nix da, das meine ich nicht.“
    „Was’n sonst?“
    „Opium bei Frau Rauscher …“
    „Hä?“
    Das „Hä“ war berechtigt, es war doch recht zusammenhangslos dahergesagt. In aller Ausführlichkeit klärte Herr Schweitzer nun seinerseits den Oberkommissar auf. Er verheimlichte auch nicht, ein klitzekleines Tütchen Gras für sich abgezweigt zu haben, im Gegenzug aber schon mal vorab das Opium von einem Sachverständigen, der natürlich anonym bleiben müsse, habe überprüfen lassen. Eins-A-Qualität sei es gewesen, das Opium. „Giorgio-Abdul kennt sich da nämlich aus.“ Ups. Das war ihm so rausgeflutscht.
    „Jaja, der Giorgio-Abdul aus der Brückenstraße“, sprach nun unerwarteterweise Schmidt-Schmitt, „der kann’s auch nicht lassen, immer auf einen kleinen Nebenverdienst erpicht, der Bub. Aber ganz ernsthaft, Simon, mit Dealerei hat der Mord doch nun wirklich nichts zu tun.“
    „Ich wollt’s halt nur mal erwähnen. Hätte ja sein können …“
    „Nett von dir. Ich weiß deine Offenheit zu schätzen. Sag mal, was machst du morgen früh?“
    „Ausschlafen. Ich hol nachher meine Freundin vom Bahnhof ab. Sie kommt erst kurz vor zwölf an. Wieso?“
    „Morgen früh gibt’s an der Griesheimer Schleuse eine große Aktion. Sämtliche Tauchtrupps der Gegend werden dort sein. Wir werden nach der Leiche suchen.“
    „Warum ausgerechnet da?“
    „Weil sich Leichen immer an Schleusen versammeln.“
    „Tun sie das?“
    „Klar. Und bei den Wassermassen der letzten Wochen sowieso. Du mußt dir das so vorstellen, Simon, paß auf. Die Leiche treibt gedankenverloren so im Main vor sich hin. Dann, plumps, fällt sie über das Wehr. Und zack, brechen die nachstürzenden Fluten über sie herein und verhindern, daß sie wieder auftauchen und nach Luft schnappen kann. Das ist quasi wie ein Strudel, nur senk- statt waagerecht. Kapiert?“
    „War ja auch fein erklärt.“
    „Also, bist du dabei? Als wir das letzte Mal so eine Aktion hatten, kamen gleich zwei Leichen zum Vorschein.“
    „Zwei auf einmal, das ist ein Haufen Holz.“
    „Eher ein Haufen verwestes Fleisch. Vielleicht haben wir diesmal Glück, und die richtige ist dabei.“
    Herr Schweitzer hatte sich aus dem Bett gequält. Ausnahmsweise war Maria mit ihm aufgestanden. „Steuererklärung“ und „doofer Tag“ hatte sie auf seine Nachfrage hin erläutert.
    Späterhin sah die Welt einen weder Tod noch Teufel noch Wetterkatastrophen fürchtenden Privatdetektiv am Mainufer gen Goldstein radeln. Im Regelfall bevorzugte er bei derartig vakanten Wetterlagen ja die Straßenbahn, doch waren sowohl die Stationen in Griesheim als auch die in Goldstein dermaßen weit weg vom Schuß, und der jeweilige Anschluß an die Buslinie hätte erst noch herausgefunden werden müssen, daß er sich für die einfachste Methode entschieden hatte. Immer wieder mußte er Pfützen ausweichen. Nur eine Handvoll anderer Radfahrer begegneten ihm. Die sahen aber aus wie gedopt. Sicherlich trainierten sie für die Tour de France.
    Schon beim Einbiegen zu der in den letzten Weltkriegstagen von einer Pioniereinheit der Wehrmacht gesprengten und erst 1950 wiedereröffneten Staustufe bemerkte Herr Schweitzer eine Ungereimtheit. Er vollführte eine elegante Kehrtwendung. Das Wasser- und Schiffahrtsamt Aschaffenburg schrieb sich mit fff – Schifffahrtsamt. Neue Rechtschreibung. Er zeigte dem Schild einen Vogel. Ein paar Meter weiter war sogar davon die Rede, daß das Betreten des Betriebsgeländes strompolizeilich verboten sei. Gut, Aschaffenburg gehörte zu Bayern, und der dortige Menschenschlag hatte gewaltig einen an der Raffel, aber bei aller Liebe, den Main als Strom zu bezeichnen, dazu hätte sich nicht mal die Frankfurter Oberbürgermeisterin durchringen können. Doch vielleicht siedelten Aschaffenburger gerne an Strömen und handelten vorausschauend. Wer weiß, einige Kontinentalplattenverschiebungen und ein paar Millionen Jahre später, und durch Bayern flösse beispielsweise ein mit dem Main vereinigter Nil. Das würde den Vorteil haben, dachte Herr Schweitzer, daß man es dann zu den Pyramiden nicht mehr so weit hätte.
    Er trug sein Fahrrad die Treppe hoch und überquerte die beiden dreihundertvierundvierzig Meter langen Schleusenkammern, in denen zwei Frachtschiffe und ein

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